Biohandel

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Freilandhaltung ist Standard

Zehn Fakten über Bio-Eier

Was bedeutet es eigentlich, wenn ein Ei als „Bio“ gekennzeichnet ist? Erfahren Sie zehn wichtige Fakten über die Produktion von Bio-Eiern, die jeder Bio-Händler kennen sollte: von der Haltung der Hühner bis hin zu aktuellen Testergebnissen über Bio-Eier.

1. Bio-Eier stammen immer aus Freilandhaltung.

Die wichtigste Vorgabe für die Produktion von Bio-Eiern ist die Freilandhaltung und damit der ständige Zugang der Hühner zum Freigelände. Unter Berücksichtigung der Witterungsbedingungen und des Bodenzustands muss dies für mindestens ein Drittel der Lebenszeit der Tiere gewährleistet sein. Dabei gelten mindestens vier Quadratmeter Auslauffläche pro Huhn. Diese muss im Unterschied zur Bodenhaltung in der Freilandhaltung überwiegend bewachsen sein.

2. Im Bio-Stall gibt es weniger Gitter und Spalten.

Mindestens ein Drittel der Stallbodenfläche muss bei der Bio-Ei-Produktion eine feste Konstruktion sein. Das bedeutet: keine Gitter, keine Spalten, wie sie in vielen konventionellen Ställen vorkommen. Die feste Bodenfläche sollte mit natürlichen Materialien bedeckt sein, zum Beispiel Stroh, Holzspäne, Sand oder Torf. Für die Hennen müssen außerdem Sitzstangen sowie Ein- und Ausflugklappen in vorgeschriebenen Mindestgrößen vorhanden sein.

Bio-Ei GmbH

Brandenburger Bio-Betriebe wollen Bio-Eier aus mobiler Haltung vermarkten

Vier Brandenburger Bio-Betriebe haben eine Erzeugergemeinschaft für mobile Hühnerhaltung gegründet. Sie wollen so den regionalen Lebensmittelhandel mit hochwertigen Bio-Eiern versorgen.

3. Die Bio-Ei-Produktion erlaubt maximal 3.000 Hennen pro Stall.

In der Bio-Ei-Produktion ist die Zahl der Hühner pro Stall auf maximal 3.000 begrenzt. Dabei dürfen pro Quadratmeter Stallfläche nicht mehr als sechs Tiere gehalten werden. Wintergärten und Zwischenböden in Volieren zählen dabei zur verfügbaren Stallfläche, sofern sie den Tieren ständig zugänglich sind.

4. Bei der Produktion von Bio-Eiern darf die Beleuchtung nicht den natürlichen Lebensrhythmus stören.

Für Bio-Eier aus Freilandhaltung ist die Beleuchtung der Ställe so geregelt, dass sie die Legeleistung der Hühner fördert, aber nicht deren natürlichen Lebensrhythmus stört. Das bedeutet: Eine Kombination aus natürlichem und künstlichem Licht darf täglich nicht länger als 16 Stunden für Helligkeit sorgen.

Wie leben Hühner in der Bio-Ei-Produkton?

Um zu überprüfen, ob Hühner bei der Produktion von Bio-Eiern und andere Nutztiere gut behandelt werden, haben Wissenschaftler ein Konzept für ein nationales Tierwohl-Monitoring entwickelt. Die Empfehlungen betreffen regelmäßige und systematische Messungen in den Bereichen Haltung, Transport und Schlachtung. Insgesamt haben die Forschenden sechs Schritte für ein nationales Tierwohl-Monitoring aufgestellt.

Tierwohl-Monitoring in sechs Schritten

5. Bio-Hühner fressen nur Bio-Futter.

Bio-Hühner, und damit auch solche in der Bio-Ei-Produktion, müssen grundsätzlich mit Futter gefüttert werden, das nach den EU-Vorschriften für den ökologischen Landbau erzeugt worden ist. Diese Bio-Futtermittel sollten zudem so weit wie möglich aus eigener Erzeugung stammen.

6. Bio-Eier erhalten Bestnoten im Ökotest

Ökotest hat zu Ostern 2024 konventionelle Eier aus Freilandhaltung und Bio-Eier getestet, darunter auch solche von Demeter, Bioland und Naturland. Untersucht wurden die Eier unter anderem auf Salmonellen, Dioxine, Chemikalien (PFAS) und Tierarzneimittel. Darüber hinaus überprüfte Ökotest verschiedene Qualitätsmerkmale. Das Ergebnis: Nur der Bio-Osterhase bringt einwandfreie Eier.

Anm. d. Red.: Ökotest hat auch 2019 Bio-Eier getestet. Damals urteilte das Verbrauchermagazin: Drei Bio-Eier-Marken sind „sehr gut“.

Weißer Hase mit bunten Ostereiern

Bio im Test

Nur der „Bio-Osterhase“ bringt einwandfreie Eier

Wer Ostern mit gutem Gewissen Eier essen möchte, sollte zu Bio greifen. Alle getesteten Produkte schneiden mindestens mit „gut“ ab. Eier aus konventioneller Freilandhaltung sind eher zweite Wahl.

7. Seit 2022 ist das Töten von Küken in Deutschland verboten.

Legehennen sind so gezüchtet, dass sie möglichst viele Eier legen. Für die Produktion von Fleisch gibt es andere Rassen. Denn die Hähne aus der Legehennen-Züchtung wachsen langsamer und lohnen sich wirtschaftlich nicht für die Mast. Lange wurden sie deshalb auch in der Bio-Eier-Produktion nach dem Schlüpfen getötet. In Deutschland ist seit 2022 das Töten von Küken verboten. Viele Lebensmittelhändler hatten bereits früher reagiert und sind aus dem Kükentöten ausgestiegen:

8. Das Geschlecht junger Hühner lässt sich im Ei bestimmen.

Durch technische Methoden kann das Geschlecht von Hühner-Embryonen bereits vor dem Schlüpfen im Ei ("In-Ovo") ermittelt werden. Eier, die männliche Embryonen enthalten, werden somit nicht ausgebrütet. Bei der Produktion von Bio-Eiern ist die sogenannte In-Ovo-Selektion zulässig, aber umstritten.

Alternative zum Kükentöten

In-Ovo-Selektion: Wenn männliche Küken gar nicht erst schlüpfen

Geschlechterbestimmung im Ei macht es möglich, dass nur noch Legehennen zu Welt kommen. Rewe bietet in einem Testlauf konventionelle Eier an, bei deren Erzeugung keine männlichen Küken getötet wurden.

9. Immer mehr Bio-Eier stammen aus Haltungen mit Bruderhahnaufzucht.

Seitdem das Töten männlicher Küken nach dem Schlüpfen verboten wurde, sind im Handel verstärkt Bio-Eier aus Bruderhahn-Aufzucht erhältlich. Diese Eier sind teurer, da die Kosten für die Aufzucht der männlichen Küken gedeckt werden müssen. Daneben wird auch das Fleisch dieser Bruderhähne verkauft und in verschiedenen Produkten verarbeitet. Die Brudertier Initiative Deutschland stellt eine Online-Karte zur Verfügung, auf der Standorte für Produkte aus Bruderhahnaufzucht zu finden sind.

10. Bio-Eier von Zweitnutzungshühnern sind selten.

Zweitnutzungshühner sind Tiere, die sowohl für die Verwertung ihrer Eier als auch ihres Fleischs gezüchtet werden. Im Vergleich zu reinen Legehennen sind Zweitnutzungshühner besser in der Haltung, dafür aber weniger produktiv. Das hat eine Studie der Tierärztlichen Hochschule Hannover herausgefunden. Demnach legen Zweitnutzungshühner etwa 50 Eier weniger als ihre Artgenossen. In der Eier-Produktion sind Zweitnutzungshühner daher noch selten. Das gilt auch für Bio-Eier. Dennoch: Lebensmittelhändler Rewe will Bio-Eier und Bio-Fleisch von Zweinutzungshühnern verkaufen.

Ob Bio-Eier oder Bio-Milch: Ein Plädoyer für die Zweitnutzung

Bestimmte Rassen von Kühen und Hühnern eignen sich für die Zweitnutzung. Bei Hühner bedeutet das: Sie können sowohl für die Produktion von Bio-Eiern als auch von Bio-Fleisch eingesetzt werden.

Carsten Scheper und Inga Günther von der Ökologischen Tierzucht gGmbH finden: Echte Bio-Kühe und Bio-Hühner dürfen keine einseitigen Spezialisten mehr sein. Dass die Zweinutzung von Rind und Huhn erfolgreich sein kann, beschreiben sie in ihrer Kolumne „Fleckvieh zeigt, was möglich wäre“.

Zur Kolumne: „Fleckvieh zeigt, was möglich wäre“

Weiterführende Links:

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) hat Fragen und Antworten zur Legehennenhaltung in Deutschland zusammengestellt.

Ökolandbau.de beantwortet die Frage: Legehennenhaltung – Was ändert sich durch die Umstellung?

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