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Hybridrassen

Rewe will Bio-Eier und Bio-Fleisch von Zweinutzungshühnern verkaufen

Der Lebensmittelhändler will gemeinsam mit Naturland und der Ökologischen Tierzucht gGmbH Erfahrungen im Umgang mit Zweitnutzungshühnern sammeln. Im Anschluss an eine erfolgreiche Machbarkeitsauswertung will Rewe einen regionalen Verkaufstest der Produkte starten.

Der Lebensmittelhändler Rewe unterstützt ein Projekt zum Zweitnutzungshuhn. Anlässlich der Öko-Feldtage am 14. und 15. Juni spendete das Unternehmen 111.111 Euro an die Zukunftsstiftung Landwirtschaft unter dem Dach der GLS Treuhand. Damit unterstütze Rewe unter anderem das Förderprojekt ‚Zweinutzungshuhn‘ der Stiftung, teilte das Unternehmen am Mittwoch mit. Ziel sei es, im Rahmen des Projekts, für das der Supermarktbetreiber mit der Ökologischen Tierzucht gGmbH ÖTZ und Naturland zusammenarbeitet, Bio-Eier und Bio-Fleisch von Zweinutzungshühnern in Rewe-Märkten anbieten zu können.

„Wir brauchen ein ‚Zweinutzungshuhn‘, das an den ökologischen Landbau angepasst ist“, sagt Tobias Menig, Vorsitzender der Geschäftsführung der REWE Südwest, anlässlich der Spendenübergabe auf den Öko-Feldtagen. Seit Jahrzehnten setzt die Geflügelzucht auf Hochleistung spezialisierte Hühnerrassen – entweder solche, die viele Eier legen, oder solche, die schnell und effektiv Fleisch ansetzen. „Diese Zuchtentwicklung auf ein Leistungsmerkmal setzt die Bio-Branche vor größere Herausforderungen als etwa im konventionellen Bereich. Denn ihnen stehen nur diese Hybridrassen zur Verfügung“, teilte Rewe mit.

Das Zweitnutzungshuhn wird von den Bio-Anbauverbänden als langfristige Lösung bevorzugt. Demeter und Bioland haben deshalb 2015 die ÖTZ gegründet, bei der bislang schwerpunktmäßig Legehennen und Zweinutzungshühnern gezüchtet und männliche Küken mit aufgezogen werden. Bei Biokreis engagiert sich die Erzeugergemeinschaft Biohennen für Zweitnutzungshühner. Naturland beteiligt sich an dem Anfang 2020 gestarteten Forschungsprojekt Regiohuhn. Deren Ziel ist es, aus sechs alten, regionalen Hühnerrassen neue, praxistaugliche Zweinutzungshühner zu züchten.

Genetische Anpassung der Tiere an die ökologische Landwirtschaft

Anders als bei Bruderhähnen, deren Mast durch einen Zuschlag auf die Eier der Legehennen quersubventioniert wird, sind Zweitnutzungshühner für einen Öko-Betrieb ohne Querfinanzierung wirtschaftlich. Bei der ÖTZ liegen die Ziele für Zweitnutzungshennen und -hähne bei rund 240 Eiern und drei Kilogramm Fleisch in 17 Wochen Lebenszeit.

Beim Förderprojekt „Zweinutzungshuhn“ wollen Rewe und seine Partner Praxiserfahrungen mit den Zucht- und Rasseeigenschaften, dem Haltungsmanagement und der Einbindung in die Lieferketten für Bio-Eier und Bio-Fleisch sammeln. Im Anschluss an eine „erfolgreiche Machbarkeitsauswertung“ soll es einen regionalen Testverkauf der Produkte in Rewe-Märkten geben.

„Mit dem geplanten Projekt setzt Rewe sich für eine ethischere und ökologischere Geflügelwirtschaft ein. Auch steht die genetische Anpassung der Tiere an die ökologische Landwirtschaft im Vordergrund, zum Beispiel durch den Einsatz regional und biologisch erzeugter Futtermittel“, so Tobias Menig. Das unterstütze Rewes übergeordnete Ziel, ökologischen Landbau in Deutschland zu stärken.

Seit 2016 bietet Rewe mit „Spitz & Bube“ Eier an, die aus Bruderhahn-Projekten stammen. Dabei werden die männlichen Küken der Legehennenrassen zur Schlachtreife aufgezogen und nicht nach dem Schlüpfen geschreddert. Aus dem Fleisch der „Spitz&Bube“-Hennen und ihrer Brüder wird das „Rewe Beste Wahl“ Hühnerfrikassee hergestellt.

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Seit Anfang 2022 dürfen Brütereien die Brüder der Legehennen nicht mehr gleich nach dem Schlüpfen töten. Entweder sie werden als Bruderhähne aufgezogen und gemästet. Oder aber die Brüterei bestimmt das Geschlecht der Tiere vorab und sortiert die Eier aus. Seit Herbst 2021 bietet Rewe Schaleneier seinen Eigenmarken nur noch von Lieferanten an, die auf das Töten von Küken verzichten.

Bei Eiern seiner Eigenmarke „ja!“ setzt Rewe durchgängig entweder auf die Geschlechtsbestimmung im Ei bis zum 9. Bebrütungstag oder auf die Aufzucht von Junghähnen. Bereits 2018 führte Rewe seine „respeggt“-Eier ein. Auch diese werden nach Geschlecht sortiert und nur diejenigen werden weiter ausgebrütet, die weibliche Küken für die Legehaltung enthalten.

Vor rund einem Monat hatte der Lebensmittelhändler mitgeteilt, gemeinsam mit Naturland Landwirtschaftsbetriebe zu unterstützen, die auf Bio-Anbau umstellen. Deren Umstellungsware, die noch keine Bio-Zertifizierung trägt, gibt es – als „Wegbereiter“-Produkte gekennzeichnet – seit Mai im Rewe-Sortiment. (mis, kam)

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