Biohandel

Wissen. Was die Bio-Branche bewegt

Gefährliche Pestizide

Verbotene Spritzgifte landen über Umwege auf deutschen Tellern

Deutsche Chemiekonzerne verkaufen Pestizide, die in der EU verboten sind, in andere Länder, etwa nach Brasilien. Von dort kommen sie zurück in deutsche Supermärkte. Umweltschützer befürchten, dass der Giftexport weiter zunimmt.

Brasilien ist ein wichtiger Lieferant konventioneller tropischer Früchte. In den letzten drei Jahren stammten 42 Prozent aller in Deutschland verkauften Mangos und 37 Prozent aller Limetten von dort, hat Greenpeace errechnet. Die Umweltorganisation kaufte deshalb 70 Mangos, Papayas, Melonen, Feigen und Limetten aus Brasilien und schickte sie ins Labor.

Die Untersuchung ergab: In 59 Proben fanden sich Rückstände von insgesamt 35 verschiedenen Wirkstoffen. „Zwölf der gefundenen Wirkstoffe werden auch von Bayer vertrieben und sieben können auch BASF zugeordnet werden. Elf der identifizierten Wirkstoffe sind in der EU nicht zugelassen“, schreibt Greenpeace in einem Bericht.

Freihandel für Spritzgifte

Die Umweltschützer sorgen sich, dass künftig noch mehr gefährliche Pestizide aus Deutschland und der EU nach Südamerika gelangen. Denn die EU hat mit mehreren südamerikanischen Staaten das Handelsabkommen Mercosur ausgehandelt. Dadurch würden die Zölle auf Pestizide, die aus der EU nach Brasilien, Argentinien, Paraguay und Uruguay geliefert werden, von bis zu 14 Prozent auf Null sinken. Das dürfte den Absatz der Spritzgifte nochmals steigern, wovon wiederum Bayer und BASF profitieren.

Zudem soll das Abkommen die Produktion und Ausfuhr pestizidintensiver Kulturen wie Zuckerrohr, Soja und Orangen zusätzlich ankurbeln. Dennoch halte das Wirtschaftsministerium bislang an dem Handelsabkommen fest, kritisierte Greenpeace-Handelsexperte Jürgen Knirsch: „Wirtschaftsminister Altmaier stellt die Interessen weniger deutscher Großkonzerne über die Gesundheit der Menschen und den Umweltschutz.”

Petition gegen den Export gefährlicher Pestizide

Das tut die Bundesregierung auch im Hinblick auf Pestizidwirkstoffe, denen die EU die Zulassung entzogen hat, weil sie hochgiftig sind, Krebs erregen, das Erbgut schädigen oder die Umwelt gefährden. Diese Spritzgifte dürfen dennoch in Deutschland und der EU hergestellt und außerhalb der EU verkauft werden.

Das entwicklungspolitische Netzwerk Inkota wies am Beispiel Brasiliens nach, dass Bayer und BASF dort direkt am Verkauf von acht dieser in der EU verbotenen Wirkstoffe beteiligt sind. Einige der Gifte stellen die beiden Konzerne in Deutschland her. „Es ist ein Skandal, dass Pestizidwirkstoffe, die in der EU aus gutem Grund verboten sind, in Deutschland produziert und in Drittländer exportiert werden dürfen“, sagte Wiebke Beushausen von Inkota und forderte einen sofortigen Exportstopp. Gemeinsam mit dem Pestizid Aktions-Netzwerk hat Inkota eine Petition gegen den Export von in der EU verbotenen Pestiziden gestartet.

Kommentare

Registrieren oder anmelden, um zu kommentieren.

Weiterlesen mit BioHandel+

Melden Sie sich jetzt an und lesen Sie die ersten 30 Tage kostenfrei!

  • Ihre Vorteile: exklusive Berichte, aktuelles Marktwissen, gebündeltes Praxiswissen - täglich aktuell!
  • Besonders günstig als Kombi-Abo: ausführlich in PRINT und immer aktuell mit ONLINE Zugang
  • Neu: das BioHandel e-Paper inkl. Archivfunktion
30 Tage kostenlos testen
Sie sind bereits Abonnent von BioHandel+? Dann können Sie sich hier anmelden.

Auch interessant: