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Naturdüfte: Tiefgründiger und facettenreicher

Naturdüfte enthalten reine ätherische Öle und keine künstlichen Inhaltsstoffe – und sind weniger aufdringlich als konventionelle.

Laut einer Umfrage von Splended Research vom April 2018 verwenden sieben von zehn Deutschen regelmäßig Parfum. Nach Angaben von Statista nimmt es jede dritte Frau täglich oder mehrmals täglich. Jeder fünfte Mann gab an, häufig Parfum aufzutragen.

Generell bestehen die Düfte aus Alkohol, destilliertem Wasser und darin gelösten Duftessenzen. Wie stark und wie lange sie riechen, hängt sehr von der Konzentration der Komponenten ab:

  • Reines Parfum, auch Extrait Parfum genannt, riecht am intensivsten mit einer Konzentration der Duftstoffe von 15 bis 30 Prozent, manche bis zu 40 Prozent.
  • Eau de Parfum (EdP): bis 20 Prozent Duftstoffe
  • Eau de Toilette (EdT): 6 bis 9 Prozent
  • Eau de Cologne (EdC): 3 bis 5 Prozent
  • Eau de Solide (EdS): bis zu 1 Prozent

Eau fraiche sind Düfte mit der niedrigsten Konzentration, sie sind sehr leicht und eher als Erfrischung gedacht.
Kunden, die auf der Suche nach naturkosmetischen Düften sind, finden eine große Auswahl an Produkten. Reines Bioparfum bieten benecos mit „heaven can wait“ und die Detmolder Natur Duft Manufaktur Taoasis mit seiner Serie „Mytao 1, 2, 3, 4, 5 und 7“ sowie zwei aus dem gleichen Haus unter dem Namen Baldini, „Bois de Petit Grain“ und „Fleur de Mandarine“ an. Sie sind für Männer und Frauen gedacht. „Unsere Düfte sind unisex“, sagt Dorothee Piller vom Marketing. Am ehesten Männerdüfte seien „Mytao 5“ und „Bois de Grain“, die herb-würzig nach Hölzern riechen.

Zum Standardsortiment in vielen Bioläden gehören Eau de Parfum, Eau de Toilette, Eau de Cologne und Eau fraiche in verschiedenen Duftnoten, als unisex oder für Männer oder Frauen ausgelobt.

Bio und fair

Die Hersteller beziehen ihre ätherischen Öle mehrheitlich aus Bio-Anbau, zum Teil aus Fairtrade-Projekten. Nach Auskunft von Taoasis werden diese Öle durch Dampfdestillation, Kaltpressung oder Extraktion gewonnen und in den eigenen Produktionsstätten in Detmold gemischt und abgefüllt. Bis auf ein Unternehmen haben alle ihre Düfte nach Demeter-, Natrue- oder Cosmos-Standard zertifizieren lassen. Anders die auf Parfum spezialisierte Firma Florascent, in deren Sortiment es kein Produkt mit einem der bekannten Naturkosmtik-Siegel gibt. Das Unternehmen sei dafür bekannt, „dass wir unsere Kreationen auf Basis von 100 Prozent naturreinen Rohstoffen herstellen“, sagt Sabine Streusloff aus der Geschäftsführung.

Unbedenkliche Inhalte

Wer sich für einen Naturduft entscheidet, kann sicher sein, dass darin keine synthetischen Riechstoffe stecken und bedenkliche Inhaltsstoffe wie chemisch-synthetische UV-Filter draußen bleiben. Sie sorgen dafür, dass Farbe und Geruch lange haltbar sind. Ökotest kritisiert in der Hälfte der konventionellen Parfums den bedenklichen UV-Filter Ethylhexylmethoxycinnamat, der im Verdacht steht, hormonell zu wirken. Jeder zweite Duft enthalte künstlichen Moschusduft, der sich im Körper und in der Umwelt anreichert. Die mögliche gesundheitliche Gefahr ist noch nicht geklärt. In Tierversuchen hat Moschus das Nervensystem und das Erbgut geschädigt.

Ein weiterer Unterschied zwischen natürlichen und synthetischen Düften ist ihre Intensität beziehungsweise ihre Haftbarkeit. Das betont der Parfumeur und Geschäftsführer Jean-Claude Richard vom Hersteller Farfalla. „Naturdüfte riechen zwar durchaus mehrere Stunden. Doch die zarten Kopfnoten, meist sind es Zitrus- oder blumige Aromen, verfliegen oftmals rasch.“ Manche Kunden seien von konventionellen Parfums gewohnt, dass der Duft noch Tage später in den Kleidungsstücken haftet. Das liegt an chemischen Riechstoffen, sogenannten Fixateuren. Sie verstärken die flüchtigen Aromen und binden den Duft lange.

Nur natürliche Fixateure

Naturparfumeure arbeiten ebenfalls mit Fixateuren, aber natürlichen. Dazu gehören schwere balsamische Noten wie Sandelholz, Patchouli oder Benzoe Siam Harz. Sie verlängern das Dufterlebnis, erreichen aber nicht die sehr lange Anhaftung der chemischen Fixateure, die empfindliche Nasen oft als aufdringlich empfinden. Den Reiz eines Naturduftes machen die ätherischen Öle mit ihrer komplexen Zusammensetzung aus. Die leicht flüchtigen Pflanzenstoffe bestehen aus einem Dutzend bis zu mehreren Hundert Komponenten, von denen sich nur ein Bruchteil im Labor künstlich nachbilden lässt. Naturdüfte sind daher viel tiefgründiger und facettenreicher als chemische Riechstoffe, „sie verändern sich auf der Haut und verbinden sich mit dem Eigengeruch des Trägers“, sagt Erika Schmidt vom Hersteller Ha-Tha. So rieche jedes Naturparfum ganz individuell und bei jedem anders.

Weleda listet Parfum aus

Nicht jeder Naturkosmetikladen führt Parfum im Sortiment. Im Naturwarenzentrum Dreieich von Peter Kossytorz findet der Kunde aber immer vier Duftwasser-Marken im Kosmetikregal „mindestens zwei sollten es wegen der Auswahl auf jeden Fall sein“, rät er: Eine günstige und eine teure. Kossytorz hat sich für Farfalla, Florascent, Baldini und Acorelle entschieden.

Bis Ende 2017 gehörte auch Weleda mit der Linie „Jardin de Vie“ mit drei Duftnoten dazu. Die Düfte orientieren sich an erfolgreichen Pflegelinien, doch der Hersteller hat sie ausgelistet. Vereinzelt sind sie noch zu haben. „Obwohl der Handel und die Medien diese Duftserie sehr gut angenommen haben, war die Nachfrage bei der jüngeren Zielgruppe nicht so gut wie erhofft“, erklärt Tassja Damaso von Weleda.

Üblicherweise werden die Düfte in Sprühflacons mit 15 bis 60 Milliliter angeboten. Daneben gibt es von Acorelle einen „Parfum Roll-on“, der zehn Milliliter enthält und über eine Kugel direkt aufgetragen wird. Die schlanke Flasche passt in jede Tasche und ist praktisch für unterwegs. Einzigartig im Naturkosmetikmarkt ist das „Crème-Parfum“ der Stuttgarter Firma Ha-Tha, die in ihren sechs Duftvarianten ganz ohne Alkohol auskommt. Die Cremes sind in silber- und goldfarbenen, handgearbeiteten Zink-döschen verpackt.

Ganz besonderer Platz

Im L & L Biomarkt Wiesloch hat Elke Lüll, eine der beiden Geschäftsführerinnen, einen ganz besonderen Platz für die Parfums ausgewählt. Sie stellt sie zu den ätherischen Ölen, die in einer dekorativen Glasvitrine untergebracht sind. „Wer sie stärker herausstellen möchte, kann die Parfums ab und zu als Zweitplatzierung auf einem separaten Tisch oder einer Theke schön zur Geltung bringen. „Meistens fragen unsere Kunden gezielt nach Naturdüften.“ Bei der Beratung erklärt sie die wertvollen Basisöle und die Wirkung der reinen, ätherischen Öle, „die ja schließlich über Nase und Haut aufgenommen werden“.

Als Blickfang empfiehlt Hanjörg Bahmann vom Großhändler Weiling Lavendel- oder andere Topfpflanzen und frische Schnittblumen wie Rosen oder Wurzeln dazuzulegen, „das rückt die Parfums in den Fokus“.

Tipps vom Kollegen

Tipps vom Kollegen

Peter Kossytorz betreibt das Naturwarenzentrum Dreieich. Im Laden arbeiten drei Vollzeitkräfte mit abgeschlossener Ausbildung Einzelhandel Naturkost, die fit sind in Naturkosmetik.

  • In einem extra Regal oder auf einem separaten Tisch fallen Parfums auf. Ich sorge immer dafür, dass genügend Duftstäbchen oder Papierstreifen sichtbar daneben stehen, damit die Kunden mehrere Parfums testen können.
  • Mit den kleinen Probiergrößen können Männer und Frauen den Geruch erst einmal ausprobieren, bevor sie sich für ein großes Fläschchen entscheiden.
  • Bei Winter- und Sommeranfang wechseln Kunden oft ihren Duft. Mit der Dekoration von Zitrusfrüchten oder Hölzern können sie Parfum in dieser Zeit in Szene setzen.
  • Zur Weihnachtszeit und vor anderen Feiertagen wie Muttertag oder Ostern gehören Düfte mit auf den Geschenketisch.
  • Damit sich das Parfum voll entfalten kann, empfehle ich Kunden, nach dem ersten Sprühen ein paar Einkäufe zu erledigen und danach nochmal an den Duftstäbchen zu schnuppern.

Allergieauslösende Duftstoffe

Ätherische Öle sind in Parfum der wichtigste Inhaltsstoff – ebenso wie künstliche Duftstoffe aber ein häufiger Allergieauslöser. Das hat auch das wissenschaftliche Beratungskomitee der EU erkannt und benennt 82 Duftstoffe und ätherische Öle, die nachweisbar zu allergischen Reaktionen auf der Haut führen können. Es wird nicht in natürliche und synthetische Herkunft unterschieden. Ähnlich wie bei Nickel in Schmuck können Menschen eine Kontaktallergie entwickeln. Seit August 2017 sind die drei Stoffe Lyral, Atranol und Chloratranol verboten, dürfen aber bis 2021 verkauft werden. 26 Duftstoffe müssen laut der Kosmetikverordnung deklariert werden.

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