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Bio im Test

Mineralölrekord in Bio-Butter

Das einzige „gut“ im Ökotest bekam eine Bio-Butter. Eine andere fiel mit extrem hohen Ölgehalten auf.

Ökotest hat Butter ins Labor geschickt und das fand reichlich Mineralölbestandteile. Voll erwischt hat es die Bauernbutter Sauerrahm der ÖMA. Das Labor fand 19,8 Milligramm je Kilogramm (mg/kg) an aromatischen Mineralölkohlenwasserstoffen (MOAH). Der höchste Wert, den Ökotest bisher in einem Lebensmittel gemessen hatte. MOAH stehen unter Krebsverdacht, weswegen sich auch Hersteller und Behörden einig sind, dass die in Lebensmitteln nichts zu suchen haben.

ÖMA: Die Verpackung war's

ÖMA teilt auf ihrer Webseite mit, dass bei den regelmäßigen Qualitätskontrollen bisher nie Mineralölwerte in der Butter festgestellt worden seien, „die sich über dem von der EU vorgeschlagenen Richtwert für MOAH von 2 mg/kg für Fette und Öle befinden“. Aufgrund umfangreicher Untersuchungen könne ein MOAH-Eintrag durch den Produktionsprozess ausgeschlossen werden. „Wir haben verschiedene Folien auf MOSH und MOAH untersucht und dabei festgestellt, dass alle klassischen Alu-Pergament Folien sowohl MOSH und MOAH enthalten und das auch an die darin verpackte Butter abgeben“, schreibt ÖMA weiter. Je nach Alter, Dauer und Lagerung der Folie und der Butter, könnten in der Butter unterschiedlich hohe Mineralölwerte auftreten. Das Unternehmen habe einen Hersteller gefunden dessen Folien weder MOSH noch MOAH aufweisen. „Wir werden diese alternative Folie umgehend bestellen und nach Erhalt von dieser neuen Folie, sofort den Austausch durchführen.“

In den anderen Butterstücken fanden sich zwar keine aromatischen, dafür aber langkettige Mineralölbestandteile (MOSH). Die bewertet Ökotest bekannterweise als „erhöht“, wenn die Gehalte zwischen 2 und 4 mg/kg liegen und als „stark erhöht“ bei mehr als 4 mg/kg. Dafür gibt es allein vier Noten schlechter. Das führt dazu, dass die meisten Produkte im Test „ungenügend“ abschnitten. Behörden und Hersteller haben sich für Milchprodukte auf einen MOSH-Richtwert von 22 mg/kg geeinigt, bezogen aufs Milchfett. Das würde bei Butter ungefähr 18,5 mg/kg entsprechen. Der Milchindustrieverband warf Ökotest deshalb in seiner Stellungnahme Butter-Bashing vor.

Die „Gute“ aus Nordost

Die Fassbutter der Gläsernen Molkerei bekam als einziges Produkt die Note „gut“. Sie ist in Pergament eingewickelt und hatte deshalb kein Mineralölproblem. Ein „befriedigend“ gab es für die Almbutter der Andechser Molkerei, deren MOSH-Gehalt Ökotest als „erhöht“ einstufte. Ein „erhöht“ stand auch bei der Bauernkäserei Leupolz in der Testtabelle. Sie schnitt in der Gesamtnote allerdings mit „mangelhaft“ ab, weil ihre Antworten auf die umfangreichen Fragen zu Transparenz und Tierhaltung „sehr dünn ausfielen“, wie Ökotest schreibt. Gleiches galt für die Butter von Schwarzwaldmilch. Diese hätte jedoch schon alleine wegen des „stark erhöhten“ MOSH-Gehalts ein „mangelhaft“ bekommen.

Die Note „ungenügend“ verteilte Ökotest an die Süßrahmbutter von Alnatura und Dennree, sowie an die ÖMA. Bei Alnatura waren die MOSH „stark erhöht“ und zudem mehr als 16 Prozent Wasser in der Butter. Bei Dennree waren die MOSH „erhöht“. Allerdings wies das Labor das Reinigungsmittel Trichlormethan in einer Menge nach, die den Grenzwert zu mehr als der Hälfte ausschöpfte. Auch fanden sich Kontaminationskeime in der Butter. Bei den Fragen zu Transparenz und Tierhaltung bekamen die Gläsere Molkerei, Andechser, Alnatura und Dennree ein „gut“, ÖMA ein „befriedigend“.

Im Text merkte Ökotest an, „dass die Bio-Branche in Sachen Anbindehaltung endlich einen Schlussstrich ziehen müsste und diese Haltungsform nicht mehr tolerieren dürfte“. In der Tabelle fand sich die Angabe „Anbindehaltung“ nur bei der Demeter-Käserei Leupolz. Bei der konventionellen Butter schnitten nur Berchtesgadener Land und Kerrygold „gut“ ab. Meggle und Weihenstephaner verweigerten jede Antwort, von Fiesland Campina kam fast nichts.

Billigbutter war mal

Die Spanne dessen, was die Ökotester für 250 Gramm Butter hinlegen mussten, reichte von 2,29 Euro für konventionelle Preiseinstiegsbutter bis zu 3,99 für Demeter Bio-Butter. Im LEH war Bio-Butter anscheinend ausverkauft; im Test fand sich keine einzige der einschlägigen Eigenmarken.

Bei Dennree und Alnatura kostete das halbe Pfund 2,99 Euro und lag damit gleichauf mit konventionellen Herstellermarken im LEH. Von denen kosteten einige mit 3,49 Euro ebenso viel wie die Butter von Andechser und der Gläsernen Molkerei. ÖMA lag mit 3,36 Euro ebenfalls auf diesem Niveau. Schwarzwaldmilch mit 3,79 und Leupolz mit 3,99 Euro lagen noch darüber.

Beim Jammern über hohe Butterpreise gilt es zu bedenken, dass in einem halben Pfund Butter gut fünf Liter Milch stecken. Für den Liter zahlen die Molkereien derzeit 62 Cent (bio) und 59 Cent (konventionell). Preise unter drei Euro rechnen sich nur dadurch, dass fettarme Milch und Molke die Butter querfinanzieren. (leo)

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