Biohandel

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„einskommafünfgrad“

Wie Voelkel die Generation Z für Bio begeistern will

Junge Menschen kaufen gerne das, was ihnen von ihren Vorbildern aus den sozialen Netzwerken empfohlen wird. Die Naturkostsafterei reagiert darauf mit einer neuen Eistee-Marke, die auch im LEH steht.

Jurek Voelkel, den „einskommafünfgrad“-Eistee gibt es in den Sorten „Limette-Yuzu“, „Mate-Pfirsich“ und „Beere“. Welche Sorte ihr Favorit?

Mate-Pfirsich.

Sind bereits weitere Sorten geplant?

Nein, erstmal nicht. Wir konzentrieren uns zunächst darauf, diese Artikel möglichst breit zu distribuieren. Wir haben uns dabei an den beliebtesten Eistee-Geschmäckern orientiert: etwas mit Zitrus, etwas mit Pfirsich, etwas mit Beere. Und das haben wir versucht möglichst umweltfreundlich zu interpretieren.

Was bedeutet das?

Alle Eistees sind nicht mit Rohrohrzucker gesüßt, sondern mit deutschem Rübenzucker. Die verwendeten Aroniabeeren wachsen nur 30 Kilometer von unserem Werk entfernt und unser Mate wild im Urwald anstatt in einer Bio-Monokultur. Außerdem tragen die dortigen Kleinbauern dazu bei, den Urwald zu schützen.

Jurek Voelkel leitet als Teil der Geschäftsführung der familiengeführten Naturkostsafterei Voelkel die Bereiche Marketing und Verkauf.

Das Produkt wurde für die Generation Z entwickelt. Worauf achten die 15- bis 25-Jährigen beim Lebensmitteleinkauf?

Ihre Kaufentscheidungen werden sehr stark danach gelenkt, wie angesagt ein Produkt ist und welcher Influencer es bewirbt. Ob das jetzt bio ist oder nicht spielt weniger eine Rolle. Das ist ein Riesendrama. Zu den erfolgreichsten Getränkekonzepten, die in den vergangenen drei bis vier Jahren auf den Markt gekommen sind, zählen die Eistees von Influencern wie Capital Bra [„BraTea“], Shirin David [„DirTea“] oder Haftbefehl [„HafTea“].

… denen auf Instagram Millionen Menschen folgen. Wie kann der „einskommafünfgrad“-Eistee da mithalten?

Natürlich ist es eine große Herausforderung gegen Produkte anzutreten, die allein aufgrund ihrer Gründer eine wahnsinnig hohe Reichweite haben. Capital Bra hat in zwölf Monaten an die 200 Millionen Eistees verkauft und Shirin David hat allein mit der Ankündigung, dass sie einen Eistee auf den Markt bringen wird, um die 40 Millionen Vorbestellungen generiert.

Dass diese Menschen ihren Mega-Einfluss nicht dafür nutzen, um den ökologischen Wandel voranzubringen, finden wir sehr schade. Gerade weil vor allem die junge Generation mit den Folgen unseres Lebensstils intensiv konfrontiert sein wird. Mit „einskommafünfgrad“ schaffen wir ein Angebot, das lecker ist und mit dem sie einen positiven Beitrag für ihre Zukunft leisten kann.

Als Marken-Botschafterin haben wir Domitila Barros gewinnen können, die 2022 Miss Germany wurde und sich als Influencerin für soziale Projekte und Umweltschutz einsetzt. Darüber hinaus haben wir viele weitere Influencer für die Marke eingespannt. Wenn es uns mittelfristig gelingt, ein Zehntel der Mengen von „DirTea“ und „BraTea“ zu verkaufen, würde ich das Konzept als sehr erfolgreich bezeichnen.

Domitila Barros wirbt als Markenbotcshafterin für den „einskommafünfgrad“-Eistee. Die 37-jährige holte sich 2022 den Titel der Miss Germany. Ihre Reichweite in den sozialen Netzwerken nutzt sie unter anderem für soziale Projekte und Umweltschutz. Als Beraterin bietet Barros Business Coachings für Frauen, Führungskräfte, Teams und Start-ups an.

Seit Juni ist der „einskommafünfgrad“-Eistee im Handel – auch in Supermärkten und Discountern. Wie wird er angenommen?

Wir sind mit dem Start sehr zufrieden, auch wenn wir merken, dass in diesen Zeiten bei Lebensmitteln gespart wird. Wir haben den „einskommafünfgrad“-Eistee in alle Vertriebskanäle gebracht, weil wir bei der Marktforschung im Vorhinein gemerkt haben, dass die Generation Z hauptsächlich im Discount oder LEH einkauft. Wir sehen aber auch, dass die Produkte sehr gut im Bio-Handel ankommen.

In den Regalen ist der Eistee nicht als Voelkel-Produkt zu erkennen. Warum?

Um den größtmöglichen Effekt für den ökologischen Landbau rauszuholen wollen wir den Eistee überall dort anbieten, wo die junge Zielgruppe einkauft. Dazu gehört, wie gesagt, auch der Discount – und das ist ein Vertriebskanal, in dem wir mit der Marke Voelkel nicht stehen.

Mit Voelkel legen Sie zudem viel Wert auf Mehrweg. Warum ist das bei „einskommafünfgrad“ anders?

Das ist einer der Tode, die wir sterben müssen, wenn wir den Eistee breit distribuieren wollen. Das geht einfach besser mit einem Einweg-Produkt. Nicht perfekt, aber wir haben uns gesagt: Entweder wir machen nichts und alle trinken weiterhin die Influencer-Eistees oder wir schaffen eine Alternative, die zumindest fair gehandelte Bio-Rohwaren einsetzt und fünf Cent pro Verpackung an eine Klimaschutzorganisation spendet.

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