Die Initiative Veganuary ruft bereits zum neunten Mal dazu auf, sich im Januar vegan zu ernähren und mehr als 1,5 Millionen Menschen machen weltweit mit. So steht es in einer Pressemitteilung der Kampagnenorganisation.
Bundesweit nehmen wiederholt Firmen, Supermärkte und gastronomische Einrichtungen an der Initiative teil und können dabei auf kostenfrei zur Verfügung gestellte Kampagnenvorlagen für Aufsteller, Plakate und Sticker zurückgreifen. Wie viele Kooperationen es bei der aktuellen Veganuary-Kampagne sind, ist noch nicht bekannt.
Auch der Bio-Fachhandel kann von der Kampagne profitieren
„Wenn hunderttausende Menschen ab heute mit Veganuary rein pflanzlich in das neue Jahr starten, bietet das riesige Chancen für Unternehmen”, erklärte Ria Rehberg, Geschäftsführerin von Veganuary, nach Anlauf der Kampagne im Januar 2021. Rund 170 deutsche Unternehmen hatten die Reichweite der Aktion genutzt, um online und im Einzelhandel auf sich aufmerksam zu machen. Bio-Marken wie Alnatura, Sunflower Family, Sonnentor und Harvest Moon teilten den Aufruf zum pflanzlichen Einstieg ins neue Jahr in den sozialen Medien. Damals wie heute sind es aber vermehrt konventionelle Unternehmen, die die reichweitenstarke Kampagne für sich nutzen. Unter den offiziellen Kooperationspartnern 2022 finden sich vorrangig große Einzelhandelsunternehmen, Lieferdienste und Supermarktketten, wie zum Beispiel
- DM mit einem kurzzeitigen Launch von vier veganen Neu-Produkten,
- Edeka mit einem Vegan-Spezial seiner Kundenzeitschrift „Mit Liebe“, und
- Kochbox-Lieferdienst Hello Fresh mit einer erweiterten veganen Rezeptauswahl und veganen Zusatzgerichten.
„Wir erhalten durchaus auch Rückmeldungen, ein veganer Fokus im Januar sei nicht notwendig, denn mit einem (pflanzlichen) Bio-Commitment decke man klima- und tierfreundliches Wirtschaften bereits weitestgehend ab“, teilt Veganuary-Leiterin Katharina Weiss-Tuider auf Nachfrage von BioHandel mit. Dabei kann sich der Bio-Fachhandel dank langjähriger Erfahrungen im Bereich vegane Kost die Aktion zunutze machen.
Aktionen am POS
Bioläden können sich der Initiative anschließen, indem sie vegane Produkte ins Monatsangebot nehmen, pflanzliche Einstiegsprodukte prominent zusammen präsentieren und, etwa in Kombination mit Beratung zu pflanzlichen Alternativ-Produkten, zum Mitmachen aufrufen. Dabei sind auch Kooperationen mit Herstellern veganer Produkte eine gute Möglichkeit, die Kampagne im eigenen Geschäft zu spielen. So wird der Schokoladenhersteller Ecofinia mit seiner Marke Ichoc im Januar beispielsweise einzelne Verkaufsaktionen mit Einzelhändlern wie zum Beispiel Alnatura und Echt Bio zum pflanzlichen Jahreseinstieg durchführen. „Der Veganuary ist eine tolle Idee und findet zu einem guten Zeitpunkt statt. Da lässt sich durch die Aktion manch eine*r bestimmt dafür sensibilisieren, die vegane Lebensweise mal auszuprobieren“, meint Alexander Kuhlmann, Marketing-Manager bei Ecofinia.
„Größte Erfolge sehen wir bei Kampagnen und Marken, die an bestehenden USPs festhalten und diese um den Veganuary und rein pflanzliche Alternativen erweitern oder diese in den Fokus stellen“, sagt Katharina Weiss-Tuider. „Bio-Unternehmen haben bereits so viele tolle Argumente in der Hand, mit der sie Konsumenten begeistern – da ist eine Erweiterung um ein veganes Selbstverständnis im Mittelpunkt der Markenkommunikation unserer Meinung nach der nächste logische Schritt.“
Bio-Unternehmen haben bereits so viele tolle Argumente in der Hand, mit denen sie Konsumenten begeistern.
Unter dem Credo „Unsere Veggie-Vielfalt“ machen das in leicht abgewandelter Form die Biomärkte und Denns Biomärkte. „Wir fassen das Motto extra etwas weiter, um die vielen verschiedenen Alternativen einer bewussten Ernährung zeigen zu können“, erklärt Lukas Nossol gegenüber BioHandel. Im Mittelpunkt der Aktion soll aber trotzdem das vegane Produktsortiment stehen – so soll es speziell für Brotaufstriche, Milchalternativen oder andere Frischewaren ohne tierischen Ursprung besondere Aktionen in den jeweiligen Fachmärkten geben. Darüber hinaus ist für die Bistros der Denns Biomärkte geplant, im Januar vermehrt vegane und vegetarische Mittagsgerichte anzubieten. Zudem teilt der Biomarkt Verbund vegane Rezepte auf Social Media und informiert auf der eigenen Homepage über vegane Ernährung und Ersatzprodukte.
Veganuary für Mitarbeiter
Unternehmen haben über Produktangebote, Social-Media-Kampagnen und Einzelhandelsaktionen hinaus eine weitere Möglichkeit, sich am Veganuary zu beteiligen: die sogenannte „Workplace Challenge“. Bei der Challenge geht es darum, innerhalb einer Corporate-Social-Responsibility-Maßnahme als Unternehmen kollektiv am veganen Start ins Jahr teilzunehmen, etwa durch ein pflanzliches Angebot in der Betriebsverpflegung. Im Januar 2021 hat sich zum Beispiel Bio-Hersteller Sonnentor auch intern der Vegan-Kampagne angeschlossen und allen Mitarbeitenden das kostenlose Menü im eigenen Bio-Gasthaus auch vegan angeboten. Wie Pressesprecherin Marie-Theres Chaloupek berichtet, wurde die vegane Variante aufgrund der guten Nachfrage zum fixen Bestandteil des täglichen Mittagsangebots. „Da man sich jeden Tag individuell anmelden kann, bestellen auch Nicht-Veganer gern immer wieder das rein pflanzliche Gericht“, so die Sonnentor-Mitarbeiterin.
Die Bio Company wird sich in Form von Aktionspreisen für bestimmte pflanzliche Produkte am Veganuary beteiligen, die jeweils auch im Kundenmagazin hervorgehoben werden sollen – darunter sind zum Beispiel Marken wie Provamel mit Pflanzendrinks, Seitanspezialitäten von L’Herbivore, vegane Sandwichcreme von Sanchon, Backmischungen von Biovegan und Voelkel mit Pflanzendrinks.
Voelkel selbst startet für den Veganuary 2022 eine der größten Verkaufsaktionen im Bio-Fachhandel. Bereits seit November haben Bio-Einzelhändler die Möglichkeit, über den Vertrieb des Bio-Getränkeherstellers Aktionsware rund um pflanzliche Drinks (Hafer, Demeter Reis und Hafer Golden Kurkuma) und das Motto „Für Klimaschutz und Meeresputz“ sowie vorbereite Inhalte für ihre Social- Media-Kanäle anzufordern. Im Rahmen der Aktion werden pro verkaufter Flasche Pflanzendrink je 5 Cent an den Verein „Küste gegen Plastik“ gespendet. Darüber hinaus ist eine gemeinsame Strandreinigungsaktion mit dem Verein geplant. Die Werbetrommel für die große Veganuary-Kampagne rührt Jurek Voelkel in einem eigens gedrehten Kampagnen-Video für interessierte Einzelhändler (siehe Video).
Zwar gehören vegane Produkte im Fachhandel seit jeher zum Angebot. Dennoch ist aber auch Fakt, dass der Öko-Marktanteil an veganen Produkten in den letzten Jahren gesunken ist, da immer mehr konventionelle Lebensmittelgeschäfte Milch- und Fleischalternativen anbieten.
Um im „Veganuary“ für sich zu werben, können Hersteller ihre veganen Neuprodukte gezielt zum Jahresbeginn einführen und entsprechend vermarkten. Denn die Veganuary-Kampagne funktioniert vermutlich deshalb so gut, da sich viele Verbraucher vornehmen, im neuen Jahr gesünder und umweltfreundlicher zu leben.
Completeorganics, Hersteller für fermentiertes Bio-Gemüse, macht es genau so und bringt im Januar ein veganes Neuprodukt auf dem Markt. Zwar soll der Produktlaunch unabhängig vom Veganuary laufen, da alle Produkte des Unternehmens vegan sind, wie PR-Managerin Sarah Zimny erklärt. An der Kampagne selbst will sich die Münchner Manufaktur trotzdem erstmalig beteiligen. „Wir haben mehrere Gewinnspiele mit anderen veganen Brands geplant und werden auch regelmäßig über Veganuary kommunizieren“, so Zimny. Dafür sei die Veröffentlichung von Rezepten, Hintergrundinformationen, Tipps und weiteren Themen um vegane Ernährung für Januar 2022 vorgesehen.
Vor allem Online-Maßnahmen geplant
Viele Bio-Hersteller, die sich an der Kampagne beteiligen, nutzen dafür hauptsächlich ihre Social-Media-Kanäle. Vor allem Rezepte und Tipps zur veganen Ernährung sollen dort geteilt werden, kündigen die Unternehmen an. „Wir möchten zeigen, wie viel Freude es machen kann, rein pflanzliche Gerichte zuzubereiten. Mit unseren Kräutern- und Gewürzen ist hier kulinarisch alles möglich“, erklärt Marie-Theres Chaloupek von Sonnentor. Das österreichische Bio-Unternehmen will ebenso wie bei der letzten Veganuary-Aktion ausschließlich vegane Rezepte mit der Community teilen.
Jedoch sei es dem Hersteller ein besonderes Anliegen, dass der Faktor „Bio“ bei der Kampagne berücksichtigt werden sollte. Denn „wer bei der veganen Ernährung auch auf Bio-Produkte setzt, erspart der Umwelt eine Menge CO2 – dafür möchten wir Bewusstsein schaffen“, sagt Chaloupek und bezieht sich dabei auf eine Studie des FIBL zum Einfluss verschiedener Ernährungsweisen auf den Klimawandel.
Auch Bauckhof will vegane Rezepte nutzen, um die pflanzliche Ernährung digital zu bewerben. Der Getreidespezialist plant aber auch ein Interview mit dem vegan lebenden Profi-Fußballer Nils Petersen, um „das Thema weiter ins Bewusstsein der Verbraucher zu tragen“, teilt Pressesprecher Daniel Bieling auf Nachfrage von BioHandel mit.
Die Marke Harvest Moon, die bereits mehrfach an der Veganuary-Kampagne teilgenommen hat, will die Aktion mit Gewinnspielen unterstützen. Dafür arbeitet Harvest Moon mit Bio-Großhändlern, Bio-Märkten und anderen Herstellern pflanzlicher Produkte zusammen.
Distanz zur Ursprungskampagne
Unternehmen, die nicht an der Veganuary-Kampagne teilnehmen möchten, können dennoch ihre Kunden beim Einstieg in die vegane Ernährung unterstützen. Das funktioniert auch ohne extra Kampagne. Jedoch „signalisieren wir, dass bloße Verfügbarkeit rein pflanzlicher Optionen nicht der einzige Schlüssel zum Erfolg ist: Auch ein gekonntes In-Szene-Setzen rein pflanzlicher Aktionen und Argumente wie ‚klimafreundlich, denn pflanzlich‘ in der Mitte der Kommunikation verbindet sich eng mit dem Neujahrsvorsatz, der für viele Konsumentinnen und Konsumenten eine große Rolle spielt“, betont Veganuary-Leiterin Weiss-Tuider.
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