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Erdgas-Lkw: Erfahrungen aus der Bio-Branche

Viel beachtet beim 3. Forum Grüne Logistik des Bundesverbands Naturkost Naturwaren (BNN) waren Erdgas-Lkw. BioHandel hat gefragt, wie sich die Alternativen in der Praxis bewähren.

Terra Naturkost, Bio-Großhändler und Gastgeber des Forums Grüne Logistik, hat kürzlich eigene Erdgas-Lkw angeschafft. Denn mit Erdgas betriebene Motoren gelten als vergleichsweise umweltschonend. Ganz sicher ist das aber nicht. Terra Naturkost beliefert von Berlin und Rostock aus rund 1.500 Läden und Gastronomen. 50 Lkw zählen zur Flotte, fünf davon fahren mit CNG. Geschäftsführer Meinrad Schmitt berichtet im Video.

Erdgas-Kraftstoffe im Überblick

CNG (Compressed Natural Gas): Komprimiertes gasförmiges Erdgas. An ca. 900 Tankstellen in Deutschland verfügbar. Bio-Methan zumischbar. Geeignet für Kurz- und Mittelstrecke.

LNG (Liquid Natural Gas): Flüssiges, reichweitenstarkes und leistungsstarkes Erdgas. An nur sehr wenigen Tankstellen in Deutschland verfügbar. Bio-Methan zumischbar. Geeignet für Langstrecke.

LPG (Liquified Petroleum Gas): Nebenprodukt der Erdölraffinerie, kaum weniger schädlich als Benzin oder Diesel.

Wenige Tankstellen

Erdgas-Lkw kosten deutlich mehr als Pendants mit Benzin- oder Dieselmotoren. Je nach Variante – also CNG oder LNG – sind die Fahrzeuge zwischen 20 und 35 Prozent teurer. Laut Scania Deutschland haben sich die Investitionen je nach jährlicher Fahrleistung und Nutzung der Förderprogramme schon nach 24 bis 42 Monaten amortisiert. Doch es gibt ein wesentliches Problem. Dieter Hallerbach, Peter Riegel Weinimport GmbH, berichtet: „Ein Dienstleister unseres Unternehmens möchte ein LNG- oder CNG-Fahrzeug beschaffen. Auf den sinnvollen Einsatzstrecken gibt es aber keine Tankstellen und keine qualifizierte Werkstatt für den Notfall. Daher kann das Projekt erst 2020 realisiert werden, wenn die Infrastruktur auch da ist.“ Von den rund 14.500 Tankstellen, die es in Deutschland gibt, führen ca. 900 CNG. „Knapp 90 eigenen sich für Lkw“, schreibt das Fachmagazin Verkehrsrundschau.

Meinrad Schmitt überlegt, in einen eigenen CNG-Tankstützpunkt für Terra Naturkost zu investieren. Die Kosten dafür schätzt die Verkehrsrundschau auf rund 350.000 Euro. Ein Tankstützpunkt mit LNG gibt es ab 1 Millionen Euro. Bei der Suche nach einer Erdgas-Zapfsäule hilft ein Tankstellen-Finder unter www.erdgas.info, auch als App für iOS und Android.

Im LEH laufen ebenfalls Tests mit Erdgas. Lidl hat in Deutschland zehn Erdgas-Lkw im Belieferungseinsatz, 15 weitere kommen noch in diesem Jahr dazu, teilt das Unternehmen auf Anfrage von bio-markt.info mit. Discounter-Kollege Aldi Süd schickt seit 2018 vier Erdgas-Lkw durch die Ballungsgebieten Düsseldorf, Frankfurt am Main, Stuttgart und München. In den nächsten fünf Jahren soll sich zeigen, „inwiefern sie sich als klimaschonendere Alternative zu Diesel-Modellen erweisen“, heißt es von der Pressestelle.

Klimaziele: Erdgas allein genügt nicht

Erdgas-Antriebe seien eine gute Brückentechnologie, aber nicht als 1A-Lösung für die Zukunft, sagte Prof. Dr. Gernot Liedtke vom Institut für Verkehrsforschung Wirtschaftsverkehr in Berlin beim Forum Grüne Logistik. Dasselbe gelte für Elektromotoren. Um die Klimaziele von Paris zu erreichen, müsste man mehr Güter auf der Schiene transportieren - und grundsätzlich mehr Energie sparen.

Die Rahmenbedingungen müsse die Politik setzen. Etwa mit einem CO2-Preis, findet Liedtke. „CO2 muss sich in den betriebswirtschaftlichen Kosten wiederfinden, damit Anreize für neue Antriebe gesetzt werden“, so seine Begründung. Stefan Ziegert von Scania Deutschland bestätigte ganz unabhängig von Liedtkes Äußerung: „Es ist leicht, unsere Unternehmen politisch zu steuern. Man kann das gut über das Portemonnaie erreichen.“

Elke Röder, Geschäftsführerin des BNN, forderte mehr Engagement in der Forschung, sowie in der Förderung alternativer Mobilitätskonzepte und eine entsprechende Infrastruktur.

Das Forum Grüne Logistik

Das Forum Grüne Logistik vernetzt seit drei Jahren Branchenakteure, aber auch Logistiker, Wissenschaftler und Politiker. Gemeinsames Ziel ist es, Maßnahmen zu entwickeln, die den Transport von Waren ökologischer machen. Diskussionen und Vorträge gehören zum Programm. Verschiedene Nutzfahrzeuge sind ausgestellt, selber Probe fahren ist auch drin.

Veranstalter der Foren Grüne Logistik sind BNN gemeinsam mit den Bio-Großhändlern Bodan (2017 und 2018) und Terra Naturkost (2019).

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