Biohandel

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Übertriebene Medienwarnungen

Rückruf von La Selvas "Pesto vegan" sorgt für Wirbel

Kurze Aufregung am Wochenende: Der Hersteller La Selva hatte sein Produkt "Pesto vegan" zurückgerufen. Von Vergiftungsgefahr war die Rede. Was wirklich los war.

Im Lager von La Selva war aufgefallen, dass sich bei einigen Gläsern mit dem Ende Juni 2020 frisch produzierten Pesto die Deckel wölbten, berichtete Vertriebsleiterin Beate Wilke. Ein Untersuchung bestätigte die Vermutung: Der pH-Wert in den Gläsern war zu hoch, die Pasteurisierung hatte anscheinend nicht bei allen Gläsern ausreichend funktioniert.

La Selva informierte den italienischen Hersteller und begann schon am 5. August, die betroffene Charge im Fachhandel einzusammeln. „Nach unserer Kenntnis dürfte keine Ware der genannten Charge mehr im deutschen Handel sein“, ergänzte La Selva an diesem Montag seine Rückruf-Info auf der Webseite. „Endverbraucher, die vor dem Rückruf bereits ein Glas von dieser Charge gekauft hatten, wurden direkt oder per Kundenaushang in den betroffenen Läden informiert, die gekaufte Ware zurückzugeben“, heißt es dort weiter.

Gift garantiert Medienaufmerksamkeit

Der italienische Hersteller gab die Mitteilung über den Produktionsfehler parallel dazu an seine Aufsichstbehörde weiter und die speiste sie in das EU-Schnellwarnsystem für Lebensmittel (RASFF) ein. So erschien sie am vergangenen Donnerstag in den einschlägigen Portalen. Das führte zu Medienwarnungen wie „Bei Verzehr droht Vergiftung“ oder „Könnte tödliches Nervengift enthalten“.

Dabei wurde als öffentlicher Rückrufgrund im RASFF und auf lebensmittelwarnung.de lediglich „mögliche Gefahr durch Bombage“ genannt, also durch ein Aufblähen des Deckels. Entstehen können diese Aufblähungen durch mikrobielle Gärungsreaktionen – und derart aufgeblähte Deckel sind ein sicheres Zeichen für ein verdorbenes Nahrungsmittel.

Die Gefahr ist weniger, dass jemand dennoch das Produkt verzehrt, sondern dass es den Deckel wegsprengt und den Kühlschrank versaut. Das private Portal www.produktwarnung.eu ergänzte die Warnung trotzdem durch einen selbstgestrickten Hinweis, dass die mangelhafte Pasteurisierung „eine Clostridienvermehrung (Botulismus-Toxin) begünstigt wodurch diese Aufblähungen entstehen können.“ Das Botulismus-Toxin ist ein tödliches Gift und garantiert Medienaufmerksamkeit.

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