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Rewe weitet Angebot an Eiern ohne Kükentod aus

Zu Ostern warb Aldi damit, als erster Lebensmittelhändler „das gesamte Schaleneier-Sortiment umzustellen und damit das Kükentöten zu beenden“. Die Rewe-Group reagiert scheinbar und steuert nach beim eigenen Angebotsumfang.

Im Kampf gegen das millionenfache Töten der männlichen Küken der Legehennenrassen baut die Rewe-Group ihr Angebot an respeggt-Freiland-Eier aus. Angetsrebt sind laut Mitteilung die Umstellung sämtlicher Freiland-Eigenmarken-Eier auf Kükentöten-freie Lieferketten. Mit diesem Vorhaben würde sich die Anzahl der respeggt-Freiland-Eier, die in den Rewe-Supermärkten verkauft werden, bis Ende des Jahres verfünffachen und auf rund 260 Millionen steigen. Jedes zweite Frisch-Ei aus dem Eigenmarkensortiment der Rewe wäre dann frei von Kükentöten. Die rund 2.200 Penny-Märkte in Deutschland führen flächendeckend den 6er-Pack respeggt-Freiland-Eier.

Parallel zur Ausweitung des Angebots steigt die Anzahl der respeggt-Legehennen von aktuell einer Million Tiere auf bis zu vier Millionen Ende 2020. Sämtliche Legehennen kommen aus der respeggt-Brüterei in Barneveld, in der das SELEGGT-Verfahren zur Geschlechtsbestimmung am neunten Bruttag angewendet wird.

Bio-Akteure kritiserten Aldi für „falsche Behauptung"

Osterzeit ist Eierzeit. Die nutzte Aldi Nord im Vorfeld für eine Verkündung in seinem aktuellen Werbeprospekt. Dort stand: „Als erster Lebensmittelhändler verpflichten wir uns gemeinsam mit Aldi Süd, das gesamte Schaleneier-Sortiment umzustellen und damit das Kükentöten zu beenden.“ Laut Discounter soll das schrittweise bis 2022 passieren.

„Nach unserem Empfinden ist das eine falsche Behauptung“, erklärt Matthias Deppe, Vorstand der Bruderhahn Initiative Deutschland (BID) in einer Pressemitteilung. Der BID macht darauf aufmerksam, dass bereits seit 2013 viele Bio-Lebensmittelgeschäfte und Bio-Hofläden ausschließlich Eier im Sortiment haben, bei deren natürlicher Produktion garantiert wird, dass entsprechend der geschlüpften Legehennen die gleiche Anzahl von Hähnen aufgezogen wird.

Einer davon ist der Bio-Filialist Basic. „Wir verkaufen schon seit Jahren konsequent ausschließlich Eier ohne Kükentöten, so Basic-Chef Stephan Paulke. Weitere Beispiele sind der Bauernladen auf dem Hof Lütjen in Vollersode oder das Bioladen-Kollektiv Warenwirtschaft in Hamburg: „Wir verkaufen seit über sechs Jahren ausschließlich Eier mit dem Siegel der Bruderhahn Initiative und wissen von vielen Kolleginnen und Kollegen in der Bio-Branche, die das schon lang genauso handhaben“, bestätigt das Kollektiv.

BDI: Zeitpunkt der Tötung wird lediglich vorverlagert

Kritik übt die BID auch am Verfahren des Discounters. Dabei wird am neunten Bruttag das Geschlecht bestimmt. Anschließend werden die männlichen Bruteier aussortiert und zu Futtermittel verarbeitet, erklärt Aldi auf seiner Webseite und ergänzt: „Durch eine frühe Geschlechtsbestimmung im Brutei werden männliche Küken gar nicht erst ausgebrütet und getötet.“

Beim BID sieht man das anders: „Die von Aldi gewählte technische Aussortiermethode, bei der erst am 9. Tag das Geschlecht des bereits weit entwickelten Embryos festgestellt wird, kann aus Sicht des BID ethisch nicht überzeugen, da wissenschaftliche Studien belegen, dass bereits ab dem 7. Tag Schmerzempfinden nachweisbar ist.“ Die gewählte Methode löse nicht das ethische Problem des Kükentötens, da der Zeitpunkt der Tötung lediglich vorverlagert wird, schreibt die BID.

Aldi Nord teilt auf seiner Webseite weiter mit, dass der Discounter Ende 2020 die ersten Eier anbieten werde, für deren Produktion die neue Methode zum Einsatz kommt (bio-markt.info berichtete über die Pläne bereits hier).

Scharfe Kritik von der ÖTZ

Noch deutlicher in ihrer Kritik wird die Ökologische Tierzucht gGmbH (ÖTZ): „Wir halten diese Aussage für eine klare Falsch-Behauptung, welche die Verbraucherinnen und Verbraucher irreführen kann“, erklärt ÖTZ-Geschäftsführerin Inga Günther. Ihrer Meinung nach werde die von Aldi gewählte Methode nicht das Kükentöten beenden, sondern „sie stellt den Einstieg in das massenhafte Embryonenschreddern dar“.

Auch Demeter-Vorstand Alexander Gerber widerspricht klar der Behauptung von Aldi, das Kükentöten zu beenden: „Der von Aldi und zahlreichen anderen Akteuren im konventionellen Bereich gewählte Ansatz ist die In-Ovo-Geschlechtsbestimmung mit anschließendem Schreddern der mit männlichen Küken-Embryonen belegten Eier. In diesem Fall werden männliche Tiere weiterhin aussortiert und die Küken-Embryonen getötet – zu einem Zeitpunkt, an dem bereits ihr Herz schlägt und ihre Organe ausgebildet sind. Dieser Ansatz führt in die falsche Richtung, deswegen hat sie die Demeter-Delegiertenversammlung 2018 in den Richtlinien verboten.“

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