Bio gibt es jetzt sogar im Discounter. Damit reagieren die Discounter auf die Tatsache, dass Bio zu einem gesellschaftlich relevanten Faktor geworden ist. Diese Entwicklung haben wir Bio-Pioniere vor 40 Jahren angestoßen. Doch möchte ich uns Pionieren hier kein Ehren-Denkmal bauen, das wäre wenig vergnüglich.
Vielmehr frage ich mich: Wie geht es jetzt weiter? Braucht man uns noch? Dass es Bio jetzt im Discounter gibt, legt den Gedanken nahe, das da etwas ehedem Gutes dem Massenmarkt geopfert wird. Andersherum gedacht stelle ich fest, dass Bio die Massenmarkttauglichkeit bewiesen hat. Das sind doch hervorragende Nachrichten für Natur, für Landwirtschaft und für uns Verbraucher.
Allerdings herrscht im deutschen Lebensmittelmarkt ein knallharter Wettbewerb - und der wird über den Preis ausgetragen. Aus der Vergangenheit wissen wir, dass das Folgen haben kann, für Qualität, Hersteller und Landwirte. Wenn dann mal was schief läuft, folgt der Billig-Wirtschaft auf dem Fuße die Empörungs-Wirtschaft, über enttäuschende Produkte, unmögliche Produktionszustände und Umweltskandale.
Doch ändern tut sich natürlich nichts. Das ist der Punkt, an dem wir Bio-Pioniere gebraucht werden, egal ob Bauer, Hersteller oder Verkäufer: Wir haben gelernt ein überzeugendes Angebot machen, das deutlich mehr beinhaltet als den günstigsten Preis. Im Bio-Fachhandel führen wir einen Wettbewerb um die besten Lösungen für ein gutes Produkt, eine umweltfreundliche, sozialverträgliche Lebensmittelwirtschaft. Ein solcher Wettbewerb hat die Kraft, die Verhältnisse von der Basis ausgehend zu verändern. Kaum denkbar, was passieren würde, wenn die gesamte Lebensmittelwirtschaft in einen derart produktiven Wettstreit eintreten würde.
Ulrich Walter
Biopionier, gründete 1979 die Firma Lebensbaum
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