In der Leinsamen-Ernte eines Bio-Landwirts ist eine gentechnische Verunreinigung gefunden worden. Die Probe hatten die baden-württembergischen Behörden zufällig gezogen, weil sie jedes Jahr Leinsamen auf gentechnische Verunreinigungen untersuchen – seit zehn Jahren ohne Befund.
Doch dieses Mal fanden sie geringen Spuren unter 0,1 Prozent. Dabei handelte es sich um den Gentechnik-Leinsamen FP 967, auch Triffid genannt. Er war zuletzt 2009 aufgetaucht und sorgte damals für Rückrufaktionen in zahlreichen Ländern. Das könnte auch jetzt passieren. Denn vermutlich war die Verunreinigung schon im Saatgut.
„Die für Saatgut zuständigen Behörden überprüfen die Lieferwege des eingesetzten Saatguts, um festzustellen, ob eventuell weitere landwirtschaftliche Betriebe unbeabsichtigt dieses verunreinigte Leinsamen-Saatgut im Land angebaut haben“, schrieb das baden-württembergische Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz. Es habe das zuständige Bundesministerium und die übrigen Bundesländer informiert. Der Bund habe die EU-Kommission und die übrigen EU-Mitgliedstaaten informiert, damit die Herkunft und eventuelle weitere Lieferwege des fraglichen Leinsamens überprüft werden könnten.
Acht Tonnen Leinsamen vernichtet
Da der herbizidtolerante genveränderte Leinsamen FP 967 in der EU als Futter- und Lebensmittel nicht zugelassen ist, gilt die Nulltoleranz: Die gesamte Ernte von acht Tonnen wurde sichergestellt, amtlich gesperrt und soll unschädlich beseitigt werden. Lediglich ein Prozent der Ernte sei bereits zur Backwarenherstellung geliefert worden, teilte das Ministerium mit. Die festgestellten Spuren seien für die menschliche Gesundheit unbedenklich. Angaben über die betroffenen Bäcker machte das Ministerium nicht. In der von zahlreichen Medien übernommenen Meldung der Nachrichtenagentur dpa heißt es missverständlicher Weise, es seien acht Tonnen gentechnisch veränderter Leinsamen entdeckt worden.
FP 967/Triffid
Der Gentech-Leinsamen FP 967/Triffid wurde in den 80-er Jahren entwickelt, war lediglich von 1996 bis 2001 in Kanada zugelassen, wurde aber kaum angebaut. Überraschend wiesen ihn baden-württembergische Behörden 2009 als Verunreinigung in kanadischem Leinsamen nach. Die weiteren Nachforschungen führten damals zu zahlreichen Rückrufen in der ganzen EU. Der Markt für kanadischen Leinsamen brach zusammen; der Schaden für die kanadischen Landwirte betrug nach Angaben dortiger Verbände über 740 Millionen Euro.
Von 2010 bis heute hätten die baden-württembergischen Behörden mehrere Hundert Proben Leinsamen untersucht, schrieb das Ministerium. Immer ohne Befund. Untersucht wurden aber nur Lebensmittel. Leinsamen zur Aussaat wurden zuletzt 2014 analysiert, und auch damals nur eine einzige Probe, wie die Statistik der Bundesländer zeigt.
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