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Fleischproduktion

Externe Kosten von Bio-Rindfleisch sind besonders hoch

Eine Greenpeace-Studie rechnet die externen Kosten der Fleischproduktion vor. Bio-Rinder schneiden darin schlechter ab als konventionelle. Bei Schweinefleisch sieht das Ergebnis anders aus.

Der Konsum von Rind- und Schweinefleisch in Deutschland verursacht pro Jahr externe Kosten von 5,9 Milliarden Euro. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die Greenpeace vom Hamburger Beratungsunternehmen Soil & More erstellen ließ. Bio-Rind kommt dabei nicht gut weg.

Die Experten von Soil&More haben in ihrer Arbeit die externen Kosten in den Bereichen Klima, Wasser, Boden und Biodiversität berücksichtigt und für die Berechnung zumeist auf Kosten-Parameter der Welternährungsorganisation FAO zurückgegriffen. Verglichen wurden jeweils durchschnittliche Rind- und Schweinemäster in Deutschland, sowohl konventionell als auch bio. Bei Rindern kam noch argentinisches Rindfleisch mit dazu. Die Experten stellten auch die relavante Parameter dar, etwa wie sich das Futterzusammensetzt oder wie die Gülle gelagert wird. Erfasst wurden nur externe Kosten auf der Ebene der Erzeuger. Verarbeitung und Handel blieben außen vor.

Rindfleisch

Für die konventionelle Rindermast in Deutschland ergaben sich externe Kosten von 1,83 Euro je Kilogramm, Bio-Rindfleisch lag mit 2,33 €/kg darüber und für argentinisches Rindfleisch fielen gar 3,72 €/kg an. Dass Bio-Rindfleich deutlich mehr externe Kosten verursacht als konventionelles liegt am Methan-Ausstoß der Wiederkäuer. Dieser ist aufgrund des langsamen Wachstums der Tiere weit höher als bei den effizient gefütterten und bewegungsarm gehaltenen Tieren aus der konventionellen Mast. Für die Autoren ist das ein klassischer Zielkonflikt zwischen Tierwohl und Klimaschutz. Bezogen auf Erzeugerpreise von 3,50 und 4,40 €/kg würden die externen Kosten bei Rindfleisch für bio und konventionell eine Steigerung von gut 50 Prozent bedeuten.

Schweinefleisch

Bei Schweinefleisch lag Bio vorn. Hier waren die externen Kosten mit 0,80 €/kg deutlich niedriger als bei konventionellem Schweinefleisch mit 1,52 €/kg. Die höheren Kosten für die konventionelle Mast erklärt die Studie „durch die deutlich höheren Emissionen bei konventionellem Güllemanagement (Spaltenboden) im Vergleich zur vorwiegenden Haltung auf Stroh in der ökologischen Produktion“. Auch die Klimaschäden durch die geänderte Landnutzung (konventionelles Soja als Futter statt Regenwald), spielen ein Rolle. Bezogen auf Erzeugerpreise von 1,50 und 3,50 €/kg würden die externen Kosten bei konventionellem Schweinefleisch den Preis verdoppeln. Bei Bio-Schweinefleisch kämen 23 Prozent oben drauf.

Lücken in der Studie

Diese externen Kosten hat Soil&More mit dem bundesdeutschen Fleischverzehr hochgerechnet und kam so auf externe Kosten von 5.9 Milliarden Euro. Martin Hofstetter, der Landwirtschaftsexperte von Greenpeace, wies im Vorwort auf die Lücken der Studie hin: „So konnten die Kosten nicht artgerechter Tierhaltung in dieser Studie leider nicht berücksichtigt werden.“ Auch gebe es noch keinen monetären Ansatz um die Folgen zu erfassen, die der „massenhaften Einsatz von Reserveantibiotika in der industriellen Haltung auf unser Gesundheitssystem“ habe. Kaum zu beziffern seien auch „die Kosten des Verlusts an Artenvielfalt in Folge der industrialisierten Erzeugung von Billigfleisch“.

Soil & More merkte an, dass das Potential des Humusaufbaus im Öko-Landbau und dessen Klimawirkung nur teilweise in die Studie einging, da diese auf Referenzwerten basiere. Diese könnten durch reduzierte Bodenbearbeitung und Zwischenfruchtanbau übertroffen werden. in diesen Fällen könnten die Betriebe klimapositive Futtermittel produzieren und somit Teile der Emissionen aus der Viehhaltung ausgleichen.

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