Biohandel

Wissen. Was die Bio-Branche bewegt

EU-Importe

Das meiste Bio kommt aus China

Die Volksrepublik war 2019 mengenmäßig der wichtigste Bio-Exporteur für die EU. Dahinter folgen die Ukraine und die Dominikanische Republik. Insgesamt beinhalten die von der EU-Kommission veröffentlichten Zahlen einige Überraschungen.

Zum zweiten Mal veröffentlicht die EU-Kommission Statistiken über Bio-Importe in die EU, die auf der Datenbank Traces beruhen. Insgesamt wurden dort 2019 3,24 Millionen Tonnen Bio-Erzeugnisse erfasst. Das war in etwa so viel wie im Vorjahr. Doch während etwa der Import von Sojapresskuchen (als Viehfutter) verglichen mit 2018 um ein Sechstel zulegte, brachen die Importe von Sonnenblumenkernen, Weizen, Äpfeln und Kartoffeln deutlich ein.

Mengenmäßig steht China mit 433.000 Tonnen an der Spitze der Exporteure, das entspricht gut einem Achtel aller Einfuhren in die EU. Das wichtigste Produkt der Chinesen ist mit 77 Prozent Anteil Bio-Sojamehl für Tierfutter. Der Soja-Anbau in China ist gentechnikfrei, das Kontaminationsrisiko gering und der Ölkuchen billig. Der Marktanteil des Landes liegt hier bei 82 Prozent. Indien und die Ukraine folgen weit abgeschlagen auf den Plätzen zwei und drei. Anders gesagt: Viele EU-Bio-Hennen picken ihr Futter am Gelben Fluss.

Bei den unverarbeiteten Sojabohnen führt erstaunlicherweise Togo die Liste an, vor China und der Ukraine. Eine wichtige Rolle spielen die Chinesen auch als Lieferanten für andere Ölsaaten wie Sesam und Erdnuss, sowie bei Honig und Gemüse.

Ukraine – die Kornkammer der EU

Ein Zehntel der von der EU importierten Bio-Ware, 338.000 Tonnen, kommt aus der Ukraine. Das Land ist mit einem Marktanteil von fast einem Drittel der wichtigste Weizenlieferant und liefert zudem drei Viertel aller anderen Getreide, mit Ausnahme von Reis. Bei anderen Ölsaaten wie Sonnenblumen liegt das osteuropäische Land auf Platz zwei, hinter der Türkei. Von dort gelangt ein Viertel der Ölsaaten, ein Fünftel des Weizens und ein Zehntel des restlichen Getreides in die EU. Allerdings wachsen diese Erzeugnisse – anders als Aprikosen, Feigen und Haselnüsse – nicht in der Türkei, sondern stammen aus Russland, Kasachstan, Moldawien und anderen Ländern.

Diese sogenannte anonyme Ware ist extrem betrugsanfällig, wie mehrere Vorfälle der letzten Jahre gezeigt haben. Als Folge davon gingen die Türkei-Importe dieser Warengruppen 2019 im Vergleich zu 2018 deutlich zurück. Die Getreidelieferungen aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, die vermutlich komplett auf Betrug beruhten, sanken gar von 36.600 Tonnen auf Null. Nutznießer dieser Verschiebungen war Kasachstan, das seine direkten Weizenlieferungen in die EU verdoppelte und inzwischen 30 Prozent Marktanteil hat. Die Betrugsanfälligkeit dürfte weiterhin hoch sein.

Einen Hinweis darauf bietet ein Interview mit Arsen Kerimbekov, dem Vorsitzenden der Qazaqstan Organic Producers Union. Er gibt die Zahl der Biobetriebe mit 70 und den Wert ihrer gesamten Bio-Exporte für 2019 mit zwölf Millionen US-Dollar an. Doch allein die von der EU genannten Importmengen von 63.000 Tonnen Weizen, 12.000 Tonnen Ölsaaten ohne Soja, 7.400 Tonnen Sojabohnen und 2.000 Tonnen Ölkuchen übersteigen diesen Wert deutlich. Kasachstan exportiert aber laut Kerimbekov auch Bio-Erzeugnisse in die Türkei, USA, China und andere Länder.

Bananen gehören zu den Import-Schlagern

Die Dominikanische Republik, Ecuador und Peru folgen auf den Plätzen drei, vier und fünf der EU-Importliste. Der Grund dafür sind vor allem die großen Mengen an Bananen, die aus diesen Ländern bezogen werden. Das führt auch dazu, dass tropischen Früchte, Nüsse und Gewürze mit einem Anteil von 27 Prozent die wichtigste Warengruppe bei den Exporten darstellen. Bei Kaffee sind Peru und Honduras die wichtigsten Lieferländer, Kakao kommt vor allem aus der Dominikanischen Republik, Peru und Sierra Leone. Auch Kongo und Uganda liefern relevante Mengen.

Nicht weiter erklärt wird in der Übersicht ein weiterer erstaunlicher Rückgang. 2018 lieferten die USA 148.000 Tonnen Bio-Reis in die EU, zwei Drittel der gesamten Menge. 2019 waren es Null Tonnen. Die anderen Lieferländer Pakistan, Indien und Thailand konnten das nicht ausgleichen, die Reis-Importe gingen 2019 um 67 Prozent zurück.

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