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Claus/Pural legt im Bio-Fachhandel kräftig zu

Bio-Grundnahrungsmittel waren während der Hochzeit der Corona-Krise genauso gefragt wie Nahrungsergänzungsmittel. Folglich sah sich der Großhändler Claus im Bio-Fachhandel mit einer ähnlich hohen Nachfrage wie im Reformhaus konfrontiert. Und diese Dynamik hält an.

Bis in die Nacht wurde an den Standorten Baden-Baden, Fürstenfeldbruck, Dortmund und Stockstadt kommissioniert, um die gestiegene Nachfrage während der Corona-Krise zu bewältigen, berichtet Ulrike Claus, Geschäftsführerin der Claus Reformwaren Service Team GmbH. „Wir haben alles mobilisiert, was laufen kann.“ Der Aufwand habe sich gelohnt: Trotz Engpässen in manchen Warensegmenten konnte der Umsatz im Bio-Bereich in den Monaten März und April um rund 50 Prozent gegenüber den Vergleichsmonaten des Vorjahres gesteigert werden. Noch im Mai verzeichnete der Großhändler ein Plus zwischen 30 und 40 Prozent im Bio-Fachhandel.

Hohes Nachfrageniveau im Reformhandel flachte nach Ostern etwas ab

Der Reformwarensektor war nicht ganz so erfolgreich. Nach Analyse von Ulrike Claus habe es bei Beginn der Corona-Krise einen Run auf Produkte gegeben, die die Abwehrkräfte stärken. Als dann aber Restaurants schließen mussten und zwangsläufig zuhause gekocht wurde, sei statt Manuka-Honig eher Bio-Frische gefragt gewesen. Zudem habe die Schließung des nicht systemrelevanten Einzelhandels und die Eindämmung der Mobilität dem Reformhandel viel Laufkundschaft entzogen. Reformhäuser befinden sich oft in Innenstädten und an Bahnhöfen, die in der Stay Home-Phase wenig frequentiert waren. „Das Reformhaus hat trotzdem viele Chancen im Bereich der Gesundheitsvorsorge und nutzt diese aktuell auch gut“, so Ulrike Claus.

Faire Verteilung an Kunden trotz Lieferengpässen

Das größte Problem für Claus waren und sind Lieferengpässe in bestimmten Warenbereichen: „Die Lücken sind immer größer geworden und manche Charge war nach 30 Minuten schon wieder ausverkauft.“ Dennoch habe man versucht, die Waren so zu verteilen, dass alle Kunden wenigstens einen Teil ihrer Bestellung erhielten. Auf die Hersteller sei aus Fairness-Gründen kein Druck ausgeübt worden. „Ich wünsche aber, dass meine Einkäufer auf die Dringlichkeit der Lieferungen stärker achten, sonst sind wir am Ende die Verlierer“, sagt Ulrike Claus mit Blick auf Wettbewerber.

Mitarbeiter aus dem Elsass fielen aus

Ein Problem hat sich durch die Nähe des Standortes Baden-Baden zum in der Anfangsphase erklärten Hochrisikogebiet Elsass ergeben, aus dem rund 40 Prozent der Arbeitskräfte für Claus/Pural stammen. Durch die Grenzschließung sei es ihnen über Wochen hinweg nicht oder nur schwer möglich gewesen, zur Arbeit zu kommen. Als dann die Grenze per Sondergenehmigung überschritten werden durfte, waren mehrere Stunden Wartezeit durch Stau die Regel. „Wir sind aber heilfroh, dass wir selbst keine Corona-Erkrankten hatten“, so Ulrike Claus. Auch die Warenlieferungen nach Frankreich verliefen durch die Grenzkontrollen nicht so reibungslos wie zuvor gewohnt. Dort ist die Firma mit vielen deutschen Marken vertreten, die sie zum Teil auch exklusiv vertreiben, wie z.B. Salus und Produkte der Andechser Molkerei Scheitz.

Was man aus der Krise lernen kann

Der Krisenstab, der seit dem Großbrand vor vielen Jahren bei der Firma Claus besteht und nach der Installation des zunächst unrund laufenden neuen Lagerverwaltungssystems wieder aktiv werden musste, ist derzeit mit der Frage befasst, was man aus der Corona-Krise lernen kann. Fest stehe, dass es ein Vorteil sei, mehrere Lagerstandorte zu haben: Würde der Worst Case, nämlich die Schließung eines Standortes, wie vor Jahren nach dem Brand geschehen, eintreten, gäbe es immer noch drei weitere, an denen wenigstens die Schnelldreher kommissioniert werden könnten. Eine Lehre aus Corona sei auch, an allen Standorten mehr regionale Lieferbeziehungen und Produkte vorzuhalten, um bei Engpässen eine größere Auswahl zu haben und die Kunden zumindest mit vergleichbaren Alternativen versorgen zu können.

Trotz Umsatzplus: Großhandel und Logistik bleiben „knappes Geschäft“

Von den großen Umsatzzuwächsen, die trotz Lieferschwierigkeiten vieler Hersteller generiert werden konnten, bleibt laut Ulrike Claus unterm Strich nicht viel übrig: „Wir haben jetzt keine Goldbarren im Keller.“ Grund seien die höheren Kosten durch Schichtzulagen, Leiharbeitskräfte und einen höheren Krankenstand. Außerdem sei ein Corona-Anwesenheitsbonus an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ausgezahlt worden. Die Geschäftsführerin hofft darauf, dass auch im Sommer die Nachfrage hoch bleibt, weil viele Menschen aktuell noch sehr gerne selber kochen und voraussichtlich wegen eingeschränkter Fernurlaubsziele dieses Jahr häufig im eigenen Land bleiben werden. „Zum Glück haben wir bis Weihnachten keine Feiertagsspitzen mehr, denn die fordern uns Logistiker immer besonders heraus.“

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