Biohandel

Wissen. Was die Bio-Branche bewegt

Byodo

Für die Zukunft gerüstet

Byodo heißt in Japan so viel wie „Der gemeinsame Weg“. Hierzulande steht Byodo für Reiswaffeln, edlen Essig, wertvolle Speiseöle, für Feinkost in Bio-Qualität. Den gemeinsamen Weg des Unternehmens zeigt ein Blick hinter die Kulissen.

Michael Moßbacher und Andrea Sonnberger, die beiden langjährigen Byodo-Inhaber, und Stephanie Moßbacher wirken sehr zufrieden. Die 28-jährige Tochter des Firmen-Gründers ist gerade mit einer Beteiligung von zehn Prozent dritte Inhaberin geworden. Ebenfalls neu als Inhaberin hinzugekommen ist mit 29,9 Prozent Anteilen die Beteiligungs-AG der GLS-Bank. Sie hat mit ihrem Einstieg den Weg für eine abgesicherte Zukunft freigemacht.

Für die personelle Fortführung des Mühldorfer Unternehmens sind die Weichen ebenfalls gestellt. Seit gut einem Jahr lenkt Josef Stellner die kaufmännischen Geschäfte, Michael Moßbacher hat sich aus dem operativen Bereich weitgehend zurückgezogen. Wenn alles klappt wie geplant, wird nach einer Übergangszeit von wenigen Jahren Stephanie Moßbacher Josef Stellners Gegenpart in der Geschäftsleitung übernehmen und damit Andrea Sonnberger ablösen.

Reibungslose Nachfolge

Eine so reibungslose Nachfolgeregelung ist nicht selbstverständlich. „Ich hab gar nicht damit gerechnet, dass Stephanie einsteigt“, berichtet der Unternehmens-Senior. Doch im Nachhinein wirkt der Weg der Tochter zielgerichtet: „Marketing für Bio-Lebensmittel“ war das Studienfach an der FH Wiener Neustadt in Wieselburg, dort wo die Österreicher ihre Bio-Messen ausrichten. Stephanie Moßbacher konzentrierte sich im Master-Studium auf nachhaltige Unternehmensführung, ging anschließend zu Byodo, durchlief dort mehrere Stationen und übernahm jetzt im November die Bereichsleitung für Marketing und Produktmanagement.

Lust auf Verantwortung

Jemanden zu finden, der bereit ist, Verantwortung zu tragen, sei nicht einfach, erzählt Michael Moßbacher. Josef Stellner hat offenbar Lust dazu. Er kommt aus einer kleinen Landwirtschaft, sammelte Erfahrungen im sozialen Bereich und in einem großen Technologiekonzern. Vor sechs Jahren stieg er als Leiter des Einkaufs bei Byodo ein, übernahm aber bald die gesamte kaufmännische Leitung und bekam die Prokura übertragen. Buchhaltung, Rechnungswesen, Personal, Strukturen bezeichnet er als seine „Steckenpferde“. Das gehört neben den Bereichen Einkauf, Lager und Logistik zu seinen Aufgaben.

Seit 1998 ist das oberbayrische Mühldorf die Heimat von Byodo – seine Keimzelle jedoch entstand 1985 in München, wo Michael Moßbacher mit zwei Mitstreitern in einer Garage Tofu und Tempeh in Bio-Qualität produzierte. Mit der Zeit entwickelte sich daraus ein kleiner Großhandel, 1988 kamen Reiswaffeln, süßer Senf, Apfelessig und Kürbiskernöl mit eigenem Markennamen dazu. 1993 gabelten sich die Wege: Der Großhandel ging im Ökoring-Großhandel auf, Michael Moßbacher nahm die Marke und die Idee mit, diese in Richtung Bio mit Genuss weiterzuführen.

Helle Nudeln als Frevel

Den neuen Weg mit der Bio-Feinkostmarke Byodo ging Moßbacher nicht allein. Mit dabei als zweite Inhaberin war Andrea Sonnberger, die nach dem Studium der Ernährungswissenschaften zunächst als Praktikantin eingestiegen war und gleich Aufruhr in die Branche gebracht hatte. Sie verfocht die damals noch frevlerische Idee, nicht nur Vollkorn-, sondern auch helle Nudeln in Bio-Qualität anzubieten. Mit Erfolg.

In München einen Standort für ein aufstrebendes Bio-Unternehmen zu finden, erwies sich als Illusion. In Mühldorf wehte ein anderer Wind; dort taten sich die zwei 1998 mit dem Krunchy-Spezialisten Barnhouse zusammen und teilten sich ein Grundstück, um zu bauen.

Für beide Unternehmen ging es bergauf. Knapp zehn Jahre später wuchs daher 500 Meter weiter ein größeres Byodo-Gebäude. Die Architekten setzten dabei auch Wünsche der Mitarbeiter um. Es entstanden Räume mit großen Fenstern, getrennt durch weiße Regale, die an Glaswänden stehen. Selbstverständlich kamen auch ökologische Ansprüche zum Zug. „Wir halten uns täglich acht bis zehn Stunden hier auf – im neuen Bau sollen sich alle wohlfühlen“, so Andrea Sonnberger.

Mitarbeiter im Fokus

Auch sonst geben sich die Inhaber offenbar einige Mühe, um die Mitarbeiter einzubinden. „Wir machen viel fürs Personal“, sagt Josef Stellner und zählt auf: Fitnesswochen, Einkaufszuschuss für den hauseigenen Supermarkt, Zuschuss für die Kantine, das Unternehmen übernimmt die Beiträge fürs Fitnessstudio. Frauen, die weniger arbeiten möchten, können ihre Leitungsposition trotz reduzierter Stunden behalten. 32 Stunden sollten ausreichen, ist der Standpunkt bei Byodo. „Das geht, wenn man’s gut organisiert“, meint Stellner. Ganz ohne Eigennutz sind diese Maßnahmen nicht: Fachkräfte zu finden, ist zurzeit auch in der Biobranche schwierig. Deswegen gibt es bei Byodo auch viele Azubis: 13 von 80 Mitarbeitern. „Wir bilden für den eigenen Bedarf aus“, erklärt Stellner.

Mitarbeiter, die helfen wollten, als vor einigen Jahren viele Geflüchtete ins Land kamen, bekamen dafür Raum. Daraus ergab sich, dass nun fünf Geflüchtete im Unternehmen arbeiten oder eine Ausbildung absolvieren.

Byodo wächst weiter

Seit zwei Jahren steht der Anbau, der die Lagerkapazität verdoppelt und reichlich Besprechungsräume und Büroplätze geschaffen hat – im transparenten Stil, wie gehabt. Im begrünten, lichten Innenhof entstand eine Gastronomie, die direkt in einen 450-Quadratmeter-Bioladen mit Flagshipstore-Qualität übergeht. Beides zusammen tauften die Byodos Feinsinn. „Wir wollen Leute reinbringen, neue Menschen vom Fachhandel überzeugen“, begeistert sich Josef Stellner. Im Feinsinn steigen Events wie Brunch mit Jazz, Konzerte, 3-Gänge-Nikolausabendmenü, Weinverkostung oder eine Kunstausstellung.

Weil im Neubau eine Gastro-Küche entstand, bietet die ehemalige Kantinenküche nun Platz, um ein Catering-Angebot zu realisieren. Byodo beliefert zehn Kindertagesstätten in der Umgebung mit über 300 Bio-Mittagessen, Tendenz steigend. Allerdings: „Der Gastro-Bereich trägt sich noch nicht“, gesteht Michael Moßbacher. Eine Herausforderung für die Nachfolger.

Drei Fragen an Michael Moß­bacher und Andrea Sonnberger

Foto: Michael Moßbacher, Andrea Sonnberger, Stephanie Moßbacher, Josef Stellner

Wie kamen Sie auf die Idee, die GLS-Bank mit ins Boot zu nehmen?

Moßbacher: Ich habe mich zehn Jahre lang damit beschäftigt, wie wir das Fortbestehen unseres Unternehmens absichern können. Als klar war, dass meine Tochter einsteigt, kam eine Stiftung nicht mehr in Frage. Wir wollten das Familienunternehmen erhalten und einen starken Partner einbinden. Die Minderheitenbeteiligung der GLS-Bank war die Lösung.

Ist das neu?

Sonnberger: Ja, das ist eine innovative Form der Nachfolgeregelung. Wir sind ja in der Branche als Ideengeber bekannt.

Moßbacher: Neu ist, dass die GLS in mittelständische Unternehmen investiert. Damit unterstützt und erhält sie ihre eigene Klientel, die Bio-Branche.

Und wie klappt das so mit dem Übergang?

Moßbacher: Eigentlich wollte ich nur einen Tag pro Woche herkommen. Diese Woche waren’s drei. Aber operativ unternehme ich fast nichts mehr. Gut, dass Josef Stellner, den wir seit einem Jahr als kaufmännischen Geschäftsführer eingebunden haben, viele Dinge genauso oder besser macht. Ich bin jetzt 64. Mit 65 ist Schicht im Schacht. Ich will gehen, solang man mich noch mag.

Zahlen – Daten – Fakten

1985: Gründung Byodo Naturkost GmbH

Firmenstandort: Mühldorf am Inn

Mitarbeiter: 80, davon 13 Azubis (davon 20/5 in Feinsinn – Bioladen und Genussküche)

Frauen in Führungspositionen: 6 von 10 Abteilungsleitern (ohne Geschäftsführung)

Sortiment: Bio-Feinkost (Essig, Öl, würzige Feinkost, Pasta und Tomatenprodukte, Knabbern und Naschen). Klein- und Großgebinde

Umsatz 2018: voraussichtl. 26 Mio. € (Vorjahr 2017 23,3 Mio €)

Lager: 6.000 Paletten-Stellplätze / 5.800 qm

Gesellschafter: Michael Moßbacher, Andrea Sonnberger, Stephanie Moßbacher; GLS-Bank (29,9 Prozent)

Geschäftsführung: Michael Moßbacher, Andrea Sonnberger, Josef Stellner (kaufm. GF)

Webseite: www.byodo.de

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