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Borchert-Kommission knüpft Weiterarbeit an Tierwohlprämie

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft hat der Borchert-Kommission grünes Licht für die Weiterarbeit gegeben. Das Netzwerk hat ein entsprechendes Mandat angenommen – lässt seine Arbeit aber vorerst ruhen.

Die sogenannte Borchert-Kommission wird den angestrebten Umbau der landwirtschaftlichen Tierhaltung weiterhin begleiten. Das entsprechende Mandat des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) hat das „Kompetenznetzwerk Nutztierhaltung“ (KNW) unter der Leitung des ehemaligen Bundesministers Jochen Borchert am vergangenen Donnerstag angenommen.

Das Netzwerk erklärte in seinem Beschluss, seine Arbeit jedoch vorerst ruhen lassen zu wollen. Eine Fortsetzung sei nur sinnvoll, „wenn die Bundesregierung den Einstieg in eine langfristig vertraglich zugesicherte und staatlich finanzierte Tierwohlprämie beschließt“, so die Begründung.

Die Kommission hat die Aufgabe, die notwendigen Transformationsprozesse der Tierhaltung hin zu klima‐, umwelt‐ und tiergerechten sowie ökonomisch tragfähigen Haltungssystemen zu begleiten. Sie gibt Empfehlungen zum gesamten System der landwirtschaftlichen Tierhaltung in Deutschland – beispielsweise zum Bedarf und zur Höhe von Fördermitteln.

Laut BMEL sollen weitere Mitglieder in die Kommission aufgenommen werden. Zum bisherigen Kreis gehören Vertreter aus Verbänden und Wirtschaft, Wissenschaft und Praxis. Hinzukommen sollen insbesondere Personen aus Tierschutzorganisationen.

Das BMEL arbeitet an einer verbindlichen und transparenten Tierhaltungskennzeichnung für Lebensmittel tierischer Herkunft, die aus Deutschland stammen. Die rechtlichen Voraussetzungen hierfür sollen noch in diesem Jahr auf den Weg gebracht werden.

Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) hatte im Juni ein Konzept für ein fünfstufiges staatliches Label zur Tierwohlkennzeichnung auf Lebensmitteln vorgestellt. Eingeführt werden sollen die Haltungsstufen Stall, Stall+Platz, Frischluftstall, Auslauf/Freiland und Bio. Die Verpflichtung soll laut Özdemir zunächst für Schweinefleisch gelten, später sollen weitere Tierarten hinzukommen.

Mit der eigenen Stufe für Bio unterscheidet sich Özdemirs System von der vierstufigen Kennzeichnung, die der konventionelle Einzelhandel seit 2019 auf Fleisch-Verpackungen druckt. Entwickelt wurde die Kennzeichnung von der Initiative Tierwohl (ITW), einem Zusammenschluss von Landwirtschaft, Fleischwirtschaft und Lebensmitteleinzelhandel. Die vier Stufen reichen vom gesetzlichen Mindeststandard (1) über etwas mehr Platz im Stall (2) und Außenklima (3) bis zu Premium (4), worunter auch Bio-Fleisch fällt.

Inzwischen kennen 68 Prozent der Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland die Tierwohl-Kennzeichnung des Handels. Das zeigt eine Forsa-Umfrage im Auftrag der ITW. Demnach finden 89 Prozent die Kennzeichnung gut oder sehr gut. 76 Prozent seien der Überzeugung, dass sie zu einem bewussteren Einkaufsverhalten der Verbraucher führt, bei dem das Tierwohl Berücksichtigung findet. „Für den Lebensmitteleinzelhandel bedarf es angesichts dieser Zahlen keines staatlichen Eingreifens in den Markt in Form einer weiteren Haltungskennzeichnung“, teilt Robert Römer, Geschäftsführer der ITW, mit. (kam)

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