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„Zurück zum Ursprung“

Bei Aldi könnte es ab Herbst Verbandsware geben

Im Kampf um die Markführerschaft bei Bio-Lebensmitteln steht Aldi angeblich vor einem großen Schritt. Der Discounter plant einem Medienbericht zufolge noch dieses Jahr die Einführung seiner Bio-Qualitäts-Marke „Zurück zum Ursprung“ in Deutschland – mit Hilfe von Verbandsware.

Dieser Artikel wurde am 23.08. aktualisiert.

Dass Aldi sich gegen die Bio-Qualitätsoffensiven der Konkurrenten im LEH und Discount zur Wehr setzen wird, war nur eine Frage der Zeit. BioHandel hatte bereits im Oktober des vergangenen Jahres darüber berichtet, dass Aldi dafür die Bio-Marke „Zurück zum Ursprung“ seiner österreichischen Tochter Hofer auch nach Deutschland bringen könnte.

Weitere Indizien dafür lieferte der Discounter im Frühjahr selbst, als die Prüffrist für die Schreibweise „Zurück zum Ursprung“ (ZZU) zum Eintrag ins Markenregister anlief, wie der Supermarktblog seinerzeit berichtete. Anfang Mai wurde die Marke ins Markenregister eingetragen. Und jetzt könnte es angeblich ganz schnell gehen.

Voraussichtlich noch im Oktober wolle Aldi damit beginnen, Bio-Verbandsware unter dem ZZU-Label in seinen Filialen anzubieten, berichtet die Lebensmittelzeitung (LZ) ohne Angaben von Quellen. Die Listungsgespräche führe demnach die Beratungsgesellschaft des österreichischen Bio-Pioniers Werner Lampert, der die Marke einst für Hofer entwickelt hat.

Gespräche mit Naturland ohne Ergebnis

Anfang 2020 hatte Lampert einen deutschen Ableger seines Beratungsunternehmen in Gräfelfing eröffnet, nur hundert Meter entfernt von Naturland. „Mit Naturland gibt es immer wieder Gespräche. Mein Wunsch wäre, mit Naturland zu kooperieren“, sagte Lampert Ende Oktober im Interview mit BioHandel. Dabei sagte er auch, dass er immer wieder konkrete Gespräche mit deutschen Lebensmittelhändlern führe, auch mit Aldi. Im April verlegte die Lampert Nachhaltigkeits GmbH ihren Sitz von Gräfelfing nach Sauerlach im Landkreis München.

Laut BioHandel-Informationen haben die Gespräche zwischen Lampert und Naturland letztlich zu keinem Ergebnis geführt. Laut der LZ „wohl auch, weil einige Landwirte ihre Ware nicht offiziell im Discount platziert sehen wollen“. Im Oktober bekräftigte Naturland-Pressesprecher Markus Fadl auf Nachfrage von BioHandel, dass das Naturland-Zeichen für Discounter nach wie vor nicht zur Verfügung stehe. Laut LZ werden die ZZU-Produkte voraussichtlich kein Siegel deutscher Bio-Verbände tragen, sondern das „Prüf nach“-Zeichen, das ebenfalls von Lampert entwickelt wurde.

Bei Werner Lampert war niemand für eine Anfrage zu sprechen. Bei Aldi bat man um Verständnis dafür, „dass wir zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen können, ob und wann wir weitere Schritte wie das von Ihnen angesprochene Thema im Sortiment gehen werden". Stattdessen teilte der Discounter mit, sein Bio-Sortiment weiter ausbauen zu wollen und dafür gemeinsam mit seinen Lieferanten die Qualität und das Angebot der Artikel kontinuierlich weiterentwickele.

Edeka stößt Aldi vom Bio-Thron

Mit „Prüf nach“ können die Kunden online für jede ZZU-Charge den Weg vom Erzeuger bis ins Ladenregal nachverfolgen. Fast alles, was unter der Marke „Zurück zum Ursprung“ in Österreich verkauft wird, wird auch dort angebaut und produziert. Laut einer Nachhaltigkeitsstudie der Universität Graz reichen die Produktions- und Verarbeitungsrichtlinien dabei teilweise an die Demeter-Vorgaben heran.

Bislang bietet Aldi mit „Gut Bio“ eine Eigenmarke im Preiseinstiegssegment an. Ergänzt wird das Bio-Sortiment durch „Schneekoppe“-Produkte, die der Discounter exklusiv vertreibt und seit kurzem mit dem Nutri-Score kennzeichnet. Mit „Zurück zum Ursprung“ bietet Aldi nun womöglich bald auch Spitzen-Bio wie die großen Konkurrenten Edeka, Kaufland, Lidl und Rewe an. Diese sind teilweise bereits langjährige Partnerschaften mit den Bio-Anbauverbänden Bioland, Demeter und Naturland eingegangen. Der Schritt wäre für Aldi drängender denn je, denn offenbar scheint die Marktführerschaft des Discounters beim Bio-Umsatz dahin zu sein.

Wie die LZ ebenfalls berichtet, konnte Edeka dank guter Geschäfte Aldi vom Spitzenplatz beim Bio-Umsatz verdrängen. Die Edeka Regionalgesellschaft Südwest soll mit ökologischen Artikeln bereits mehr als 500 Millionen Euro und damit zehn Prozent des Großhandelsumsatzes erzielen. Aus der Zentrale in Offenburg hieß es gegenüber der LZ, dass der Bio-Anteil am Umsatz der jeweiligen Märkte aufgrund zusätzlicher regionaler Bio-Angebote im Sortiment noch höher sein könnte.

Bio-Umsatz wuchs im LEH zuletzt stärker als im Fachhandel

Auch die Edeka-Regionen Südbayern und Hannover-Minden verzeichneten demnach stetig Bio-Umsätze im zweistelligen Bereich. Die Gesellschaft Hannover-Minden soll den Bio-Großhandelsumsatz im Jahr 2020 um 30 Prozent auf rund 500 Millionen Euro gesteigert haben und plane ihn bis 2025 zu verdoppeln.

Wie die Mindener Zentrale der LZ mitteilte, haben Obst, Gemüse und Feinkost mit über 50 Prozent den größten Anteil am Bio-Umsatz. Die Edeka-Region Nordbayern-Sachsen-Thüringen verzeichne nur in größeren Städten einen Bio-Anteil im zweistelligen Bereich, sei aber auch dort Marktführer vor Märkten wie Aldi und Rewe.

Noch im April verkündete Aldi Süd, dass der Umsatz mit dem Bio-Segment bei „über 20 Prozent“ liege und der Discounter „beim Absatz mit bio-zertifizierten Produkten Bio-Händler Nummer eins“ sei. Die Marktforschungsgesellschaft Nielsen bestätigte damals gegenüber BioHandel, dass Aldi 2019 und 2020 deutschlandweit die meisten Bio-Produkte abgesetzt hat. Laut der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) war Aldi im Jahr 2019 außerdem Marktführer beim Umsatz mit Bio-Lebensmitteln.

Nielsen zufolge konnten LEH und Drogeriemärkte ihren Bio-Umsatz im zweiten Quartal 2021 um zwölf Prozent gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum steigern. Der Naturkostfachhandel wuchs im selben Zeitraum deutlich weniger stark.

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