Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) hat die lebensmittelbezogenen Ernährungsempfehlungen für Deutschland überarbeitet. Dabei fällt der Anteil tierischer Lebensmittel in dem Vorschlag deutlich geringer aus als bisher.
Die aktuellen Empfehlungen basieren der DGE zufolge auf einem neu entwickelten mathematischen Optimierungsmodell. Das Modell berücksichtigt erstmals auch Aspekte wie Nachhaltigkeit, in Deutschland übliche Verzehrgewohnheiten und Umweltbelastungen – wie etwa Treibhausgasemissionen und Landnutzung – bei der Berechnung.
Konkret schlägt die DGE vor, dass eine gesundheitsfördernde und ökologisch nachhaltigere Ernährung idealerweise zu mehr als 75 Prozent aus pflanzlichen und zu knapp 25 Prozent aus tierischen Lebensmitteln bestehen sollte. Im Wesentlichen können sich Verbraucherinnen und Verbraucher an folgenden Eckpunkten orientieren:
- täglich zwei Portionen Milch und Milchprodukte
- täglich fünf Portionen Obst und Gemüse
- mehr Verzehr von Hülsenfrüchten wie Erbsen, Bohnen und Linsen sowie Nüssen
- wöchentlich maximal 300 Gramm Fleisch und Wurst sowie ein Ei
- wöchentlich zwei Portionen Fisch
Lob und Kritik seitens der AöL
Laut der DGE bestätigen die Ergebnisse der Modellberechnungen eindeutig, dass pflanzliche Lebensmittel eine noch größere Rolle in der Ernährung spielen sollten. „Wer sich überwiegend von Obst und Gemüse, Vollkorngetreide, Hülsenfrüchten, Nüssen und pflanzlichen Ölen ernährt, schützt nicht nur seine Gesundheit“, erklärt DGE-Präsident Bernhard Watzl. Eine pflanzenbetonte Ernährung schone auch die Umwelt.
Die Assoziation ökologischer Lebensmittelherstellerinnen und -Hersteller (AöL) begrüßt die Überarbeitung der DGE-Empfehlung zugunsten pflanzlicher Lebensmittel und der Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten, heißt es in einer Stellungnahme der Organisation. Jedoch seien bei der neuen Ernährungsempfehlung einige entscheidende Bereiche nicht einbezogen worden.
„Wenn beispielsweise die Dimension ‚Umwelt‘ eine Rolle spielt, dann sollten auch Landbausysteme wie der ökologische Landbau und damit Bio-Produkte empfohlen werden“, so Matthias Beuger von der AöL. Er kritisiert, dass bei der Empfehlungsneuauflage in diesem Bereich ausschließlich Aspekte wie beispielsweise Treibhausgasemissionen zum Tragen kamen.
Darüber hinaus spare die DGE-Empfehlung soziale und gesundheits- sowie tierwohlrelevante Aspekte, wie Qualitäten und Verarbeitungsgrade, aus. „Eine Empfehlung für weniger Fleisch sollte beispielsweise mit einer Empfehlung für hohe Bio-Qualität einhergehen“, so Beuger. Dies wäre auch im Sinne der europäischen und deutschen Ziele zur Ökologisierung der Lebensmittelwirtschaft.
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