Symbolbild: Pixabay
Die Berliner Bio PR- und Marketingagentur sieben[&]siebzig hat kürzlich eine Studie veröffentlicht, die untersucht, wie die Bio- und Naturkosmetik-Branche mit Bloggern und anderen Influencern zusammenarbeitet: Wir sprachen darüber mit der sieben[&]siebzig-Geschäftsführerin Kati Drescher.
bio-markt.info: Frau Drescher, Influencer wurden lange Zeit als Internet-Amateure wahrgenommen, die Hersteller nach Produktproben fragen, um damit private Produkt-Tests für ihre Blogs zu inszenieren. – Was hat sich geändert?
Kati Drescher: Wir haben Blogger nie als Amateure betrachtet, denn im neuen digitalen Medium waren sie ja von Anfang an die Profis. Sie waren aber keine professionellen Journalisten und ließen sich anfangs nicht für ihre Leistung bezahlen. Sie haben mit viel Leidenschaft Inhalte veröffentlicht, die ihnen persönlich wichtig waren. Inzwischen sind aus einigen Bloggern viele geworden und die meisten haben gelernt, dass ihre Arbeit etwas wert ist: wertvolle Produktwerbung. Jeder präsentiert inzwischen ein gut strukturiertes Media-Kit, das genau aufführt, was welche Dienstleistung kosten soll.
Aber eine geregelte Berufsausbildung für Blogger gibt es (noch) nicht...
Stimmt, da läuft viel über „learning by doing“. Aber viele ernstzunehmende Blogger haben ihre Expertise in dem Bereich, über den sie schreiben: Sie sind ErnährungsexpertInnen, haben in der Beauty- oder Mode-Branche gearbeitet oder kommen von Marketing und PR.
Für Unternehmen ist es mühsam, einen guten Blogger zu finden. Mit Besucher-Statistiken können diese zwar ihre Follower-Reichweiten belegen, aber Likes und Kommentare lassen sich auch kaufen.
Wir arbeiten schon lange mit Bloggern zusammen und erkennen Fake-Kontakte – wenn jemand etwa innerhalb weniger Monate 3.000 Likes ansammelt, sind Zweifel angebracht. Unsere Qualitätskriterien helfen nicht nur Reichweiten realistisch einzuschätzen, wir analysieren beispielsweise auch die Lese-Zeiten. Und wir sind dabei, eine Community, die EcoCommunity, zusammenzustellen, zu der Blogger gehören, die nicht unbedingt ausschließlich über Bio schreiben, sich aber in Nachhaltigkeitsthemen sehr gut auskennen.
Eine Art Empfehlungsliste also?
Ja, so ungefähr.
Wie wichtig sind Influencer für die Bio-Branche?
Tatsächlich ist das inzwischen ein eigener Kommunikationsstrang, den man nicht mehr ignorieren kann. Was im Netz geschrieben wird, wird von anderen abgeschrieben und verbreitet sich, egal ob das nun Lob oder Kritik ist. Die Unternehmen merken, dass sie da im Hause jetzt Profis dransetzen müssen. Das lässt sich, wenn man das so deutlich sagen darf, nicht mehr von Praktikanten bewältigen, die für ein paar Monate dabei sind. Wichtig ist, Influencer-Kampagnen in die unternehmenseigene Kommunikationsstrategie zu integrieren, damit man nicht zu viele unterschiedliche Botschaften sendet.
Das kostet Geld. Da müssen nicht nur Blogger bezahlt werden, sondern auch Spezialisten in der Marketing-Abteilung …
Wir merken, dass die Bereitschaft da ist, dafür ein Budget einzuplanen. Dabei geht es aber um mehr: Es gibt ja nicht nur Influencer, sondern einen bunten Strauß an neuen digitalen Kommunikationskanälen. Zu Marketing und Kommunikation gehören beispielsweise auch suchmaschinenoptimierte Websites. Da ist es nur natürlich, dass Gelder aus den Bereichen der klassischen Werbung abgezogen und in Richtung digitale Medien verschoben werden.
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