Biohandel

Wissen. Was die Bio-Branche bewegt

Ladenportrait

Naturkind: Edekas erster Biomarkt in Hamburg

Nach Rewe versucht auch Edeka eigene Bio-Märkte zu betreiben. Sie werden aber nicht zentral geführt, sondern durch selbstständige Einzelhändler.

Am 10. Oktober war es endlich soweit: Der mit Spannung erwartete erste Biomarkt des Handelskonzerns Edeka eröffnete in Hamburg. Rund 500 Quadratmeter groß ist die Verkaufsfläche in einer einstigen Güterhalle im Stadtteil Altona, die heute unter Denkmalschutz steht.

Der Standort ist gut gewählt, denn die Revitalisierung des historischen Gebäudes ist Bestandteil der Quartiersentwicklung „Mitte Altona“, die auch neue Wohnquartiere mit gehobenem Standard umfasst. Für Bio-Kunden wird also gesorgt. Auch das hochpreisige Fitness-Center, das direkt gegenüber liegt und der Künstlerbedarfsladen dürften kaufkräftige Kunden in das neue „kulturelle Zentrum“ des Stadtteils ziehen. Nicht zu vergessen die Edeka-Kunden, die direkt neben Naturkind auf einer Fläche von über 1.600 Quadratmetern einkaufen können und sicher neugierig auf das neue Projekt sind.

Läden sollen nicht als Regiebetriebe geführt werden

Warum eröffnet Edeka Bio-Märkte? „Weil es Bedarf gibt“, ist die schlichte Antwort von Claas Meineke, verantwortlich für das Vorstandsressort Marketing/Vertrieb der Edeka AG. Man plane jedoch keine Expansion mit der „Brechstange“ in dieser Vertriebsform. Die Entwicklung beider Läden – ein weiterer wurde zeitgleich in Dinkelsbühl eröffnet – soll zunächst beobachtet werden. Wenn sie gut laufen, werde es weitere geben.

Stefan Giese, Geschäftsführer Edeka Nord: „Viele Bio-interessierte Verbraucher kaufen gezielt im Fachmarkt ein. Daher sind wir überzeugt, dass Naturkind einen neuen Kundenstamm erreichen kann.“ Das Konzept für die neuen Biomärkte wurde in den oberen Etagen des Handelskonzerns ersonnen.

Aber die Zentrale oder die Regionalverbünde werden die Läden nicht als Regiebetriebe führen, wie einst Rewe Temma geführt hat. Die Geschicke von Naturkind werden in die Hände erfolgreicher und engagierter Edekaner gelegt, die bereits mit konventionellen Märkten am Ort vertreten sind. Im Hamburg ist das Benjamin Hirche, der auch den Edeka-Markt nebenan führen wird.

Fünf Millionen Euro Umsatz anvisiert

Als Marktleiterin hat Hirche Monika Reinke gewinnen können. Sie hat im Mercado-Einkaufszentrum in Altona bereits Bio in Eigenregie verkauft und später bei Denn’s und Temma gearbeitet. Ihr stehen zurzeit 15 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zur Verfügung, die auf einem Demeter-Hof in einem eintägigen Crashkurs geschult wurden.

Fünf Millionen Euro Umsatz pro Jahr sollen mit den 7.000 Artikel erzielt werden. Für die Bio-Ware mit vielen bekannten Fachhandelmarken sorgt in erster Linie der Naturkostgroßhändler Grell. Er erhielt auch wegen der Nähe zum Standort und seinen Kontakten zu regionalen und lokalen Herstellern den Zuschlag. Rapunzel liefert seine Ware im Streckengeschäft und Dr. Hauschka ist weiterer Einzellieferant. Die Marke Edeka Bio gehört nicht zum Sortiment. Preiseinstiegsmarke ist Alnatura.

Moos an den Wänden und Selbstscanner-Kassen

Nachhaltigkeit spielt nicht nur beim Sortiment, sondern auch beim Ladenbau eine Rolle. So ist echtes Moos an den Wänden zu finden, das in der Lage ist, dem Ladenlokal Feuchtigkeit zu entziehen. Die Flächen sind jedoch zu klein, um das Raumklima zu beeinflussen, sagt Olaf Ruppel, Koordinator Edeka Nord für das Projekt Naturkind.

Beheizt wird der Laden im Wesentlichen durch Wärmerückgewinnung bei den Kühlelementen. Nur bei extrem niedrigen Temperaturen sei eine zusätzliche Heizquelle erforderlich. Nicht ganz nachhaltig ist die Unverackt-Station: Hier wurde Kunststoff statt Glas verwendet.

Denkmalschutz bestimmt die Kundenführung

Der Denkmalschutz beeinflusst den Laufweg der Kunden: Weil der Eingang in der Mitte des Ladens bleiben musste, wurde auf den standardmäßigen „Empfang“ mit Grüner Frische auf der rechten Seite verzichtet. Stattdessen führt ein breiter Weg direkt zu den Bedientheken, die wegen der baulichen Voraussetzungen im hinteren Bereich des Ladens angesiedelt werden mussten. Dort ist auch die Grüne Frische zu finden.

Weil Kunden in Bio-Märkten in der Regel die Grüne Frische ansteuern, werden sie bei Naturkind zwangsläufig zu den Bedientheken geleitet, wo vor allem das üppige Angebot an Bio-Frischfleisch eine Attraktion darstellt.

Fleischersatzprodukte wie Tofu gibt es ebenfalls im Anschnitt. Kunden können dafür ihre eigene Verpackung mitbringen. Weitere Besonderheiten: An einem Milchautomat kann frische Bioland-Milch gezapft werden und bezahlt werden kann an Selbstscanner-Kassen.

Zahlen – Daten – Fakten

Inhaber: Benjamin Hirche
Adresse: Harkortstr. 81d, 22765 Hamburg-Altona
Öffnungszeiten: montags bis freitags 9.00 bis 19.00 Uhr, samstags 8.00 bis 18.00 Uhr
Eröffnung: 10. Oktober 2019
Produkte: 7.000
Mitarbeiter: 15
Großhändler: Grell, Rapunzel, Dr. Hauschka, div. reg. Lieferanten
Webseite:
www.naturkind.de

Kommentare

Registrieren oder anmelden, um zu kommentieren.

Weiterlesen mit BioHandel+

Melden Sie sich jetzt an und lesen Sie die ersten 30 Tage kostenfrei!

  • Ihre Vorteile: exklusive Berichte, aktuelles Marktwissen, gebündeltes Praxiswissen - täglich aktuell!
  • Besonders günstig als Kombi-Abo: ausführlich in PRINT und immer aktuell mit ONLINE Zugang
  • Neu: das BioHandel e-Paper inkl. Archivfunktion
30 Tage kostenlos testen
Sie sind bereits Abonnent von BioHandel+? Dann können Sie sich hier anmelden.

Auch interessant: