Biohandel

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Statusbericht zum Bio-Markt in China

markierten einen Wendepunkt für den Bio-Markt in China. Anfangs gab es Einbrüche bei der Verfügbarkeit, doch hat sich der Markt erholt und ist nun auf einem guten Weg. Fotos © Yinghui Zhang-Carraro

Die neuen staatlichen Bio-Richtlinien, die 2012 eingeführt wurden, um Unregelmäßigkeiten zu unterbinden,[nbsp] markierten einen Wendepunkt für den Bio-Markt in China. Anfangs gab es Einbrüche bei der Verfügbarkeit, doch hat sich der Markt erholt und ist nun auf einem guten Weg. Insbesondere die Zertifizierungs- und Akkreditierungsstelle CNCA (Certification and Accreditation Administration of China) hat eine Menge dazu begetragen, dass die neuen Regeln zügig umgesetzt werden konnten, aber auch in Sachen Öffentlichkeitsarbeit. Bislang ist der Bio-Sektor in China in erster Linie auf die Primärproduktion konzentriert.


Bild: Die neuen strengen Bio-Richtlinien wurden implementiert, um Unregelmäßigkeiten und Betrügereien weitgehend auszuschließen. Eine Studie zeigt den aktuelle Stand auf.

Im September 2014 veröffentlichte CNCA einen Report über die Entwicklung der Bio-Branche in China (Report on China’s Organic Industry Development). Laut der Studie erreichte der Umsatz mit Bio-Lebensmitteln 2013[nbsp] eine Höhe von 10,5 Milliarden Yuan (1,57 Mrd. Euro). In 2007 wurde ein Umsatz von 20 – 30 Millionen Yuan (3 – 4,5 Mio. Euro) für das Jahr 2013 prognostiziert – die Neueinführung der Richtlinien bremste das Wachstum. Insgesamt wurden Ende 2013 mehr als 2.72 Millionen Hektar nach den Bio-Richtlinien des nationalen Bio-Gesetzes (GB/T 19630-2011) bewirtschaftet, gut die Hälfte davon (1.43 Mio. ha) sind Flächen für Wildsammlungen. Es gibt laut Statistik 6.051 Bio-Produzenten in China, die mit 9. 957Einzelzeritfikaten ausgestattet sind. Seit 2005, als mit Ostore das erste größere Bio-Geschäft eröffnete und den Beginn eines heimischen Bio-Market markierte und nur 200 zertifizierte Betriebe existierten, ist die Steigerung in wenigen Jahren enorm. Fast 70 Prozent der Produktion findet im Pflanzenbau statt, Tierzucht und Aquakultur tragen 5,3 % bzw. 3,4 % bei.

Bild: 2,72 Millionen Hektar sind bio-zertifiziert.

Wie jedes Jahr auf der BioFach in Nürnberg sichtbar wird, ändert sich bislang in der Erzeugung noch nicht viel. China ist auf Bio-Export ausgerichtet, es werden Getreide und Bohnen angeboten, d.h. im Umkehrschluss die meisten verarbeiteten Produkte müssen importiert werden. Das bedeutet auch, dass sie durch die chinesichen Behörden vor der Einfuhr zertifiziert werden müssen. Nach Angaben der Studie waren bis Ende Februar 2014 100 Bio-Zertifikate für Importprodukte ausgestellt worden, 54 Firmen aus dem Ausland haben Zertifizierungen, darunter 34 aus Europe (Italien, Spanien, Dänemark). Hauptprodukte sind Molkereiproduktem Babykost, Wein und Olivenöl.


Bild: Der Bio-Supermarkt Lohao bietet ausländische Marken an.

Die einzige ausschließlich auf Bio-Produkte fokussierte Messe, die BioFach China zeigt anhand der Besucherzahlen eine stetige Entwicklung des Bio-Markets auf. Während die Zahl der Aussteller von 2011 bis 2014 ziemlich wechselt 3342, 189, 261, 345), steigen die Besucherzahlen kontinuierlich: 14.613, 15.963, 16.235, und 16.755. Vom 28. bis zum 30. Mai 2015 werden 360 Aussteller und 17.000 Besuscher erwartet.

Bild: Die Zahl der Fachbesucher ist bisher jedes Jahr gestiegen

Vor 2012 trugen vor allem konventionelle Supermärkte zum Wachstum des Bio-Umsatzes bei. Der Rest kam von Bio- und Naturmärkten sowie Bio-„Geschenke-Shops“. Letzere verkauften Bio-Produkte teuer in Geschenkverpackungen, die von großen Firmen und Regierungsinstitutionen an ihre Angestellten verschenkt wurden. Diese Praxis wurde abgeschafft.

Bild: Bio-Bauernmärkte werden immer beliebter

Peking und Shanghai sind immer noch die Hauptabsatzmärkte für Bio-Produkte, doch andere Städte holen mittlerweile auf. Die Bio-Supermarktkette Lohao City wurde 2006 gegründet und eröffnete schnell eine Reihe von Bio- und Naturmärkten in Peking. Versuche außerhalb der Mega-Stadt Geschäfte zu etablieren führten nicht zum Erfolg. Seit 2009 gibt es die Eigenmarke Lohao´s und seit 2013 auch Online-shops. Insgesamt erfährt Chinas Einzelhandel eine schnelle Umgestaltung und das wirkt sich auch auf den Bio-Sektor aus. Relativ neue Premiumsupermarktkonzepte, wie Ole´s in Shanghai, bieten zunehmend Bio-Produkte an und der Online-Handel floriert in allen Großstädten Chinas – ein Grund dafür ist unter anderem das hohe Verkehrsaufkommen.

Bild: Markt mit Bio-Angebot - die Nachfrage ist hoch.

Ein Beispiel für einen erfolgreiches e-Commerce-Unternehmen ist Shun Feng Express. Die Firma wurde 1993 gegründet und ist in erster Linie ein Logistikunternehmen. Shun Feng Best wurde 2012 als Tochterfirma etabliert, führt 10.000 Lebensmittel und ist landesweit tätig. Rund 70% der Produkte sind importiert und eine Auswahl ist aus chinesischer Bio-Produktion bzw. es handelt sich um importierte Bio-Lebensmittel. Ziel von Shun Feng Best ist, sich als eine Plattform erster Wahl für sichere und qualitativ hochwertige Lebensmittel zu profilieren. Benlai Life ist ein weiterer Online-Shop für sichere und hochwertige Lebensmittel: Neben „gesunden“ konventionellen Produkten, bietet Benlai Life eine große Auswahl an Bio-Produkten. Beliefert werden viele Orte in Nord, Süd- und Ost-China.


Bild: e-Commerce ist ein wachsender Handelskanal für hochwertige Lebensmittel und Bio-Produkte. [nbsp]

Der derzeit wichtigste Bio-Online-Händler ist Tootoo Organic Farm. Gegründet 2008, zugehörig zur Beijing Ninetown Ecological Agriculture Co., Ltd., und teil der NASDAQ notierten Ninetown Group. Tootoo bezeichnete sich selbst als den größten Bio-Online-Händler Chinas und liefert derzeit in über 30 Städte. Allerdings ist nicht alles, was Tootoo liefert bio-zertifiziert. Zu den Produkten, die auf der eigenen 70-Hektar-Farm vor den Toren Pekings erzeugt werden, kommt Ware von anderen Farmen und Händlern sowie Importeuren. Im Sortiment sind nicht nur Lebensmittel, sondern auch Öko-Kosmetik und Wasch- und Reinigungsmittel sowie Textilien.


Bild: Tootoo Organic Farm bietet ein Vollsortiment.

Das Bewusstsein für den Wert von Bio-Lebensmitteln und einen gesunden Lebensstil ist seit 2010 kontinuierlich gewachsen und dazu haben Bio-Wochenmärkte einen großen Beitrag geleistet. Der erste Bio-Bauernmarkt ist Im Mai 2010 im Peking entstanden und hat sich zu einem wöchentlichen Markt an unterschiedlichen Standorten entwickelt. Danaben sind mehrere weitere Bauernmärktein Peking und anderen Großstädten entstanden. Diese Märkte bringen Erzeuger und Konsumenten zusammen und zeigen den interessierten Verbrauchern wie ihre Lebensmittel erzeugt werden und welche Menschen dahinter stehen. Dies ist eine Triebfeder in der Graswurzelbewegung in China geworden, die auch hilft, immer mehr Menschen auf die Umweltprobleme und die Rolle gesunder Lebensmittel aufmerksam zu machen.


Bild: Seit Mai 2010 hat Peking einen Bio-Bauernmarkt, aber auch in Shanghai hat sich ein Bio-Markt etabliert (im Bild)

Yinghui Zhang-Carraro ist geboren und aufgewachsen in China. Jetzt lebt sie mit ihrem italienischen Mann und zwei Söhnen in Großbritannien. Yinghui ist bio-begeistert und leidenschaftlich daran interessiert, in ihrem Mutterland den Bio-Sektor zu stärken. Sie trägt aktiv dazu bei, indem sie z.B. den Bio-Markt in Peking initiiert hat. Für www.organic-market.info schreibt sie regelmäßig über die Entwicklung des Bio-Sektors in China.

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Bild: Bio-Bauer in China

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