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Haarseife und festes Shampoo unterscheiden und erklären können

Alles Wichtige über Inhaltsstoffe, Anwendung und die erfolgreiche Präsentation im Laden – außerdem wertvolle Hinweise von der Naturfriseurin.

Der Less-Waste-Trend hat auch die Kosmetik erreicht. Neben Wattestäbchen aus Bambus oder Zahnpasta aus dem Glas, ist bei Bio-Kunden seit einiger Zeit auch Haarseife gefragt. In Pappe oder Papier gewickelt oder unverpackt, spart man damit viele Plastikflaschen und auch Wasser. Außerdem ist Seife biologisch sehr gut abbaubar. Haarseife ist jedoch nicht ganz einfach anzuwenden, manche Kunden kommen gar nicht mit ihr zurecht. Aber seit kurzem gibt es eine Alternative: Shampoo in fester Form.

Natürliche vs. Chemische Tenside

Festes Shampoo ähnelt flüssigem Shampoo, nur ohne die Zutat Wasser, wäscht also das Haar mit chemisch hergestellten Tensiden. Haarseife hingegen ist ein natürliches Tensid, das beim Sieden vor Pflanzenölen mit Lauge entsteht.

Naturkosmetik-Großhändler Biogarten hat inzwischen sieben Marken mit festem Shampoo im Sortiment und noch mal so viele Haarseifen. „Die Bezeichnung ‚Haarseife‘ bedeutet allerdings nicht in jedem Fall, dass keine weiteren Tenside verarbeitet werden“, sagt Marketingleiter Stefan Danders. „Es gibt auch Produkte, die sowohl verseifte Öle, als auch milde Tenside enthalten. Einige Produkte enthalten ergänzend natürliche Wirkstoffe, die Haare und Kopfhaut pflegen.“

Das Thema Tenside ist für Kunden interessant, denen es bei der Haarpflege um Müllvermeidung und die bewusste Wahl natürlicher, milder waschaktiver Substanzen geht. Konventionelle Shampoos nutzen meist aggressive Sulfat-Tenside aus der Erdölchemie. Die können die Kopfhaut austrocknen und reizen, sind schwer abbaubar und belasten die Umwelt. Außerdem enthalten solche Shampoos häufig Kunststoffverbindungen wie Silikon oder dessen Ersatzstoffe sowie synthetische Duft-, Farb- und Konservierungsstoffe.

Naturkosmetik-Shampoos reinigen auch mit Substanzen aus der Chemie, aber hauptsächlich mit Tensiden aus nachwachsenden Rohstoffen. Dazu zählen weniger aggressive Sulfate und die noch milderen Kokos- und Zuckertenside. Seife ist das natürlichste Tensid von allen. Sie entsteht, indem man Öle mit Lauge verrührt. Dabei zersetzen sich die Öle in Glyzerin und die Natriumsalze ihrer Fettsäuren – die eigentliche Seife.

Inhaltsstoffe von Haarseifen

Grundlage vieler Naturseifen sind Palm-, Oliven- und/oder Kokosöl, häufig in Bio-Qualität. Speziell in Haarseife findet man häufig noch weitere wertvolle Pflanzenöle. „Das Basisrezept der Finigrana-Haarseifen besteht aus fünf verseiften haut- und haarfreundlichen Pflanzenölen“, erläutert Gabriele Krüger von Treibholz. „Neben Oliven-, Kokos- und Mandelöl sind das antiseptisches Lorbeeröl zur Kopfhautpflege und vitaminreiches Weizenkeimöl für Glanz und Kämmbarkeit.“ Es gibt aber auch Haarseifen, die allein auf Kokos- und/oder Palmöl basieren.

Überfettung hat Vor- und Nachteile

Beim Sieden lässt man nicht alles Öl verseifen. Ein kleiner Anteil, Überfettung genannt, bleibt zurück. Er dient der Pflege von Haut und Haar. Dieser Anteil liegt bei Haarseife mit 0,6 bis maximal sechs Prozent meist unter dem von Waschstücken für Körper und Hände. Denn zu
viel Fett kann das Haar beschweren und fettig wirken lassen.

Pflegende Zutaten in Haarseife

Inhaltsstoffe wie Weizenprotein, Hopfen, Brennnessel- und Apfelextrakt, aber auch Sheabutter oder Rizinusöl ergänzen die pflegende Wirkung von Haarseife. Sie sollen das Kämmen erleichtern, Glanz schenken sowie Haar und Kopfhaut kräftigen. Hinzu kommen natürliche ätherische Öle wie Rosmarin, zur besseren Durchblutung der Kopfhaut, Citronellaöl für gesundes Haarwachstum oder Korianderöl, um die Kopfhaut zu beruhigen.

Die meisten Haarseifen sind vegan. Vereinzelt pflegen sie das Haar aber auch mit Nährstoffen und Proteinen aus tierischer Milch. Zhenobya setzt bei seiner Almara-Haarseife Kamelmilch ein, Salings Shampoo-Seife enthält Schafsmilchpulver.

Auswahl für alle Haartypen

Manche Hersteller führen eine Sorte für jeden Haartypen. Bei anderen können die Kunden wählen, zwischen solchen für trockenes Haar oder für mehr Glanz, Anti-Schuppen- oder Volumen-Haarseife. Für Allergiker gibt es Haarseifen ohne Duftstoffe.

Auch im konventionellen Handel gibt es mittlerweile viele Haarseifen mit natürlichen Zutaten. Sehr bunte oder stark riechende Stückchen ohne Naturkosmetik-Siegel können allerdings synthetische Farb- oder Duftstoffe enthalten.

Inhaltsstoffe fester Shampoos

Festes Shampoo besteht zu einem Großteil aus Tensiden, meist Sodium Coco-Sulfate. Ayluna hingegen arbeitet ohne Sulfate, mit waschaktiven Aminosäuren und einem Zuckertensid. „Das sind die mildesten, allerdings auch hochpreisigsten Tenside“, so Inhaber Heinz Jürgen Weiland. Sie schäumen zwar etwas weniger, würden aber ebenso gut reinigen, bei optimaler Schonung von Kopfhaut und Haar.

Auch in festem Shampoo stecken zudem verschiedene Zutaten, die Haar und Kopfhaut pflegen und schützen. Shea- und Kakaobutter, Argan- oder Jojobaöl wirken rückfettend, sorgen für Glanz und gute Kämmbarkeit. Brennnessel- und Birkenblatt-Extrakt in manchem Produkt sollen die Haare stärken, Tonerde gegen Schuppen oder Nachfetten wirken.

Feste Shampoos sind in der Regel vegan, als Duftstoffe kommen ätherische Öle zum Einsatz. Sensitiv-Sorten ohne Duftstoffe haben Ayluna und Jolu im Programm, ebenso wie festen Conditioner mit einer Extraportion pflegender Öle.

Anwendungstipps

Naturfriseurin Claudia Lanzke-Vietz rät Kundinnen mit langem, dicken Haar, ein kleines Stück der festen Pflege in einer leeren Shampooflasche mit Wasser aufzulösen. Mit der Flüssigkeit kann man prima die Kopfhaut erreichen.

Festes Shampoo schäumt wie flüssiges Bio-Shampoo. Auch das Haar fühlt sich an wie immer – sofern der Kunde auch zuvor Naturkosmetik verwendet hat. Anders ist das bei Haarseife. Sie schäumt meist etwas weniger. Vor allem aber hat sie einen basischen ph-Wert. Shampoo hingegen ist ph-neutral oder leicht sauer.

„Was besser für Haar und Kopfhaut ist, da gehen die Meinungen auseinander“, sagt Claudia Lanzke-Vietz. „Manche sagen: Basisch reinigt besser. Andere sagen, sauer sei gut für den Säureschutzmantel der Kopfhaut.“ Was basisches Waschen auf jeden Fall bewirkt: die Schuppenschicht der Haare öffnet sich, ähnlich wie die Schuppen eines Tannenzapfens. Dadurch wird das Haar rauher und schwerer zu kämmen. In den allermeisten Fällen ist es daher notwendig, die Haare nach der Wäsche sauer zu spülen, damit sich die Schuppenschicht wieder schließt.

Kunden, die Haarseife testen wollen, empfehle ich eigentlich immer eine saure Rinse.

Naturfriseurin Claudia Lanzke-Vietz

So eine „saure Rinse“ ist mit ein bis zwei Esslöffeln Zitronensaft oder Apfelessig auf einen halben bis einen Liter Wasser schnell gemacht. Sie muss auch nicht ausgespült werden, der Essiggeruch verfliegt beim Trocknen. „Kunden, die Haarseife testen wollen, empfehle ich eigentlich immer eine saure Rinse“, so Lanzke-Vietz. „Sie hilft übrigens auch bei Kopfhaut-Problemen.“ Und wenn man sehr hartes Wasser hat. Denn dann kann sich sogenannte Kalkseife bilden, die das Haar stumpf werden lässt. Die Spülung löst sie aus dem Haar.

Damit die Waschstücke lange halten, sollten sie nach Gebrauch gut trocknen. Dazu kann man sie in einem Seifensäckchen aus Naturmaterial aufhängen oder hochkant in eine geöffnete Dose stellen. Praktisch ist auch eine Seifenablage aus Luffa (Schwammkürbis), die viel Feuchtigkeit aufnehmen kann.

Auch auf Reisen ist feste Haarpflege gut geeignet. In der Seifendose nimmt sie nicht viel Platz weg – und auslaufen, so wie Shampoo, kann sie auch nicht. Hersteller wie Jolu und Spa Vivent bieten passende Seifendosen an, ein Upcycling-Seifensäckchen gibt´s bei Fair Squared für unterwegs.

Gut beraten

Entscheidend ist, aus welchem Grund ein Kunde sich für feste Haarpflege interessiert. Möchte er auf Plastikflaschen verzichten, nicht jedoch auf den gewohnten Waschkomfort? Dann ist er mit festem Shampoo gut beraten. Geht es ihm darüber hinaus um ein möglichst natürliches Produkt und ist er bereit, ein Weilchen zu experimentieren? Dann kann er es mit Haarseife probieren.

Bei der Beratung sollte man berücksichtigen: Hat der Kunde dickes oder feines Haar, ist es lockig oder glatt, fettetet es schnell oder ist es trocken? Auch die Empfindlichkeit der Kopfhaut spielt eine Rolle. Das sollte man nach Möglichkeit erfragen. Und auch, mit welchem Shampoo sich der Kunde bisher den Schopf gewaschen hat – um gegebenenfalls darauf hinzuweisen, dass die Umstellung eine Weile dauern kann.

„Die meisten unserer Kunden kommen gut mit Haarseife zurecht,“ sagt Teresa Häußinger vom BioMarkt Dinkelähre. Sie beobachtet aber auch, dass seit der Markteinführung das Interesse an festen Shampoos wächst. „Ich vermute, der Trend geht da hin, weil sie leichter zu handhaben sind“, so Teresa Häußinger.

Tipps von der Kollegin

Inka Hörner, gelernte Diätassistentin, arbeitet in der Naturkosmetik-Abteilung des BioMarkts Dinkelähre in Neumarkt in der Pfalz. Aktuell bildet sie sich zur Naturkosmetik-Fachberaterin weiter.

  • Lassen Sie Ihre Kunden die Haarseife daheim ausprobieren. Schneiden Sie dazu eine Seife, die für jeden Haartyp gedacht ist, in kleine Stückchen. Geben Sie sie, in Papier verpackt, mit auf den Weg.
  • Präsentieren Sie feste Haarpflege ab und zu auf einem extra Tischchen bei den üblichen Shampoos, zusammen mit Seifensäckchen, Luffa-
    Schwämmchen oder Porzellan-Schalen, die der Aufbewahrung dienen.
  • Informieren Sie sich gut und seien Sie ansprechbar, denn die Kunden haben viele Fragen: wie sich Haarseife und festes Shampoo unterscheiden,
    welche Sorte sich für ihr Haar eignet, und auch, wie sie eine saure Rinse herstellen.
  • Weisen Sie Kunden, die von Shampoo zu Haarseife wechseln möchten, darauf hin, dass es zwei bis drei Wochen dauern kann, bis sich Haare
    und Kopfhaut umgestellt haben.

Hersteller und ihre Produkte

Festes Shampoo

Ayluna

3 feste Shampoos: Festes Shampoo sensitiv, für trockenes und coloriertes Haar,für jeden Tag und jedes Haar

1 fester Coditioner für trockenes, glanzloses Haar

Bioturm

3 feste Shampoos Festes Shampoo Fettiges Haar, Volumen, Strapaziertes Haar

Douce Nature

4 feste Shampoos Fleur de Shampooing für normales Haar, fettendes Haar, trockenes Haar, Anti-Schuppen

i+m

1 festes Shampoo Festes Shampoo Verbene

Jolu

4 Shampoo Bars Shampoo Bar Zitrone Orange, Lavendel Rosmarin, Grapefriut Zeder, Pur

2 Conditioner Pflege Bar für alle Haartypen, für dickes und schwer kämmbares Haar

Logona

2 Shampoos Festes Pflege-Shampoo Bio-Hanf & Bio-Brennnessel, Bio-Hanf & Bio-Holunder

Sante

2 Shampoos Festes Glanz Pflege-Shampoo, Festes Feuchtigkeits Pflege-Shampoo

Haarseife

Argand´Or

1 Haarseife Haarseife Naturrein

Fair Squared

5 Haarseifen Haarseife bei sensibler Kopfhaut, bei trockenem Haar für glänzendes Haar, für fettiges Haar, für die Glatze

Finigrana

3 Haarseifen Haarseife Citronella, Rosmarin, Sensitiv

Golconda

2 Haarseifen Haarseife Rosmarin Brennnessel, Original,

Kal Sa Ka

2 Haarseifen Haarseife Wuschelkopf; Hanf im Glück Haarseife Lavendel-Salbei, normales & fettiges Haar

1 Seife für Körper&Haar

Lenn & Levia

5 Haarseifen Feste Shampooseife Ingwer, Rosmarin, Sensitiv, Bio-Koffein, Grüner Tee,

Saling

2 Haarseifen Schafmilchseife Weizenprotiene, Brennnessel

Sodasan

2 Haarseifen Haarseife Rosmarin, duftneutral

Speick

1 Haarseife Haarseife

4 Soap Bar Hair + Body

Unicorn

1 Haarseife Apfel-Haarseife

1 saure Spülung

Zhenobya

2 Haarseifen Kamelmilch Haarseife Sandelholz & Weihrauch, Hanf & Teebaumöl

Tensidfrei

Ayluna

Ghassoul Pulver Lavaerde für Haut & Haar

Eliah Sahil

4 Bio-Pulver-Shampoos basieren auf Heilerde, mit pfl. Saponinen ergänzt (Waschnuss, aus Grüntee)

Khadi

3 Haarwaschpulver mit ayurvedischen Kräutern

Logona

4 Lavaerde 2 Pulver, 2 Cremes

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