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Nahrungsergänzung

Wie viel Vitamin B 12 ist in Algen?

Lebensmittelüberwacher haben festgestellt, dass Produkte aus Afa, Spirulina und Chlorella weitaus weniger Vitamin B12 enthalten als angegeben. Wir haben Anbieter gefragt, was sie von den Ergebnissen halten und was sie für die Auslobung der Produkte bedeuten.

Vitamin B12 ist vor allem in tierischen Produkten enthalten und deshalb einer der Nährstoffe, die bei einer veganen Ernährung oft zusätzlich eingenommen werden. Eine beliebte Quelle dafür sind Nahrungsergänzungsmittel auf der Basis von Afa-, Spirulina- und Chlorella-Algen, bei denen oft ein Gehalt an Vitamin B 12 ausgelobt wird.

Vitamin B12 ist eine Gruppe von Verbindungen mit einem Cobaltatom in der Mitte, weshalb sie auch Cobalamine genannt werden. Daneben gibt es Verbindungen mit einer sehr ähnlichen Struktur, die als Corrinoide oder Pseudo-Vitamin B12 bezeichnet werden. Sie haben keine Vitaminfunktion für den Menschen und können die Aufnahme von Vitamin B12 sogar stören.

B12-Angaben auf Produkten nicht zuverlässig

Baden-württembergischen Behörden haben 32 Afa-, Spirulina- und Chlorella-Erzeugnisse in ihrem Labor untersucht. Dabei verwendeten sie eine Messmethode, die zwischen Cobalaminen und Pseudo-Vitamin B12 unterscheidet. Damit haben sie pro 100 Gramm die folgenden Vitamin B12-Gehalte gemessen:

  • 3 Proben Afa unter 10 µg (Mikrogramm),
  • 7 Proben Chlorella zwischen 4 µg und 58 µg,
  • 16 Proben Spirulina zwischen 4 µg und 20 µg und
  • 6 Proben Spirulina zwischen 23 µg und 91 µg.

Anschließend verglichen die Lebensmittelkontrolleure die Messergebnisse mit den ausgelobten Gehalten an Vitamin B12. „Sofern ein Vitamin B12-Gehalt angegeben war, lag der Wert mit wenigen Ausnahmen erheblich über dem analytisch ermittelten Gehalt“, lautete das Ergebnis. Die Zufuhr von Vitamin B12 sei somit sehr viel geringer als der Verbraucher erwartet. Um die von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung empfohlene Zufuhrmenge für Erwachsene von 4 µg Vitamin B12 pro Tag zu erreichen, müssten weit mehr als die üblichen Mengen der Erzeugnisse verzehrt werden. Fazit der Behörde: Gehaltsangaben für Vitamin B12 sind bei Spirulina-, Afa- und Chlorella-Erzeugnissen nicht zuverlässig!

Einheitliche Untersuchungsmethode erwünscht

Der Hersteller Sanatur kennt die Problematik. „Wir beschäftigen uns bereits seit über 35 Jahren mit der B12-Thematik bei Mikroalgen“, schreibt Geschäftsführerin Ingrid Schädler. Dabei stütze sich das Unternehmen vor allem auf Forschungsarbeiten des Japaners Fumio Watanabe. Aufgrund von dessen Erkenntnissen „ließ Sanatur ab 1999 bei Analyseaufträgen nur noch biologisch aktive Cobalamine bei der B12-Analyse bei Mikroalgen bestimmen.“ Seit 2002 lobe man keine B12 Werte bei Spirulina mehr aus, weil Spirulina sich „auf Grund des hohen Anteils an B12-Analogen laut aktueller Studienlage nicht als B12-Quelle eignet.“

Als gute B12 Quelle bewirbt Sanatur das Produkt SPIRU® B-Vitamin Complex mit PANMOL B-Complex auf Basis von Quinoa-Keimlingen. „Bei Chlorella loben wir den B12 Gehalt aus, hier untersuchen wir jede Charge und nutzen eine Methode, die biologisch aktive Cobalamine ermittelt“, erklärt Ingrid Schädler. Die Untersuchungen der baden-württembergischen Überwacher begrüßt sie. „Wir würden uns wünschen, dass eine einheitliche geeignete Methode als amtliche Untersuchungsmethode eingeführt wird damit der B12-Gehalt aller Lebensmittel überprüft werden kann“. Denn derzeitig gebe es hier keine eindeutige Regelung.

Nach bisherigen Standards ermittelt

Auf diese amtlichen Methoden beruft sich der britische Anbieter Pukka. Man verfolge die wisenschaftliche Debatte zu den Messmethoden, der Wissensstand der Forschung dazu sei uneindeutig, ließ das Unternehmen mitteilen. Und weiter: „Die von Pukka angegebene Menge an Vitamin B12, die in den Bio-Nahrungsergänzungsmitteln „Essential Spirulina“ und „Clean Chlorella“ enthalten sind, wurden nach bisherigen Standards ermittelt.“

Keine Auslobung bei zu geringer Menge

Nadine Kritzer, die Qualitätsmanagerin bei Raab Vitalfood beschreibt die Analysemethode, mit der das Unternehmen den Vitamin B12-Gehalt bestimmen lässt: „Unwirksame Vitamin B12 Analoga werden durch diese Methode nicht erfasst“. Die Spirulina- und Chlorella-Chargen würden mit dieser Methode untersucht, da naturbedingt von Charge zu Charge mit gewissen Schwankungen des Vitamin B12-Gehaltes gerechnet werden müsse. „Wenn keine relevanten Gehalte an B12 enthalten sind, die einer Nahrungsergänzung dienen können (weniger als 15% der empfohlenen Tageszufuhr in der Tagesverzehrmenge), loben wir dementsprechend auch nichts aus“, schreibt die Qualitätsmanagerin.

Angefragt hat bio-markt.info auch Greenvalley, GSE-Vertrieb, Keimling Naturkost und Govinda Natur. Sobald die Antworten vorliegen, ergänzen wir diesen Beitrag.

Die baden-württembergischen Untersuchungsämter: Veganer und Vegetarier aufgepasst – Spirulina, Afa und Chlorella sind keine zuverlässigen Vitamin B12-Quellen!

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