Als der Franzose Hippolyte Mège-Mouriès im Jahr 1869 die Margarine entwickelte, ging es darum, eine praktische und billige Alternative zu Butter für das Militär und die Zivilbevölkerung zu finden. Der Geschmack der wenig appetitanregenden Mischung wurde als unangenehm und künstlich bezeichnet.
Galt Margarine lange Zeit als „Arme-Leute-Butter“, so wandelte sich das Image des ursprünglich als „Kanonenschmiere“ verrufenen Fetts in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts grundlegend. Margarine wurde fast schon Pflicht für ernährungsbewusste Zeitgenossen, die auf ihren Cholesterinspiegel achten wollten. Auch ihr Gehalt an ungesättigten Fettsäuren trägt zu ihrem Nimbus als gesundes Streichfett bei.
Ein aufwendig hergestelltes Kunstprodukt
Doch was ist eigentlich drin in Margarine, und wie unterscheiden sich Bioprodukte von denen aus dem LEH? Tatsächlich bezeichnet der Überbegriff „Margarine“ ein aufwendig hergestelltes Kunstprodukt, dessen Qualität je nach Zusammensetzung sehr unterschiedlich sein kann – und übrigens laut Gesetz bis zu zehn Prozent tierische Fette im Fettanteil enthalten darf.
Margarine ist eine Emulsion, bei der die Hauptbestandteile Fett und Wasser in der Regel im Verhältnis 4:1 gemischt werden. Auf vier Teile Öle und Fette kommt ein Teil Wasser, der mit Molke, Joghurt oder Magermilch versetzt sein kann. Emulgatoren, Salz, der gelbe Farbstoff Betacarotin sowie bei konventionellen Produkten gegebenenfalls Aromen, der Konservierungsstoff Sorbinsäure und zugesetzte Vitamine vervollständigen die Rezepturen. Für die Herstellung wird zunächst die Fettphase (Fettkomposition) zusammengestellt, die aus einer Mischung aus festen Fetten und flüssigen Ölen besteht.
Die Fettkomposition entscheidet über die Konsistenz und den ernährungsphysiologischen Wert der Margarine. Wichtig ist dabei das richtige Verhältnis der einzelnen Fettsäuren zueinander; idealerweise sollten doppelt so viel ungesättigte wie gesättigte Fettsäuren im Streichfett sein. Das Verhältnis von Omega-6 zu Omega-3-Fettsäuren sollte höchstens bei 5 zu 1 liegen. Die Fettkomposition wird mit der Wasserphase vermischt, die sich aus Trinkwasser, Salz und Säuerungsmittel wie Zitronensäure zusammensetzt.
Für den „buttrigen“ Geschmack werden auch häufig Milchprodukte hinzu gegeben. Das Fett-Wassergemisch wird voremulgiert, bei 85 Grad pasteurisiert und anschließend im Schnellkühler unter luftdichten Bedingungen gerührt, geknetet und durch mehrere Kühlzylinder geleitet.
Dabei kühlt die Masse kontinuierlich ab, kristallisiert aus und wird zu streichfähiger Margarine.
Keine manipulierten oder raffinierten Zutaten
Um die gewünschte Konsistenz zu erzielen, werden im konventionellen Bereich raffinierte Fette und Öle gehärtet und umgewandelt. Bio-Margarine darf laut EU-Öko-Verordnung keine gehärteten oder umgeesterten Fette enthalten. Auch der Zusatz von künstlichen Aromen, Farb- und Konservierungsstoffen ist nicht gestattet. Statt gentechnisch manipulierter Zutaten, die in konventionelle Produkte oft in Form von Emulgatoren gelangen, sind Rohstoffe aus kontrolliert biologischem Anbau enthalten. Und anstelle raffinierter Produkte werden hochwertige, teils native Öle verwendet, die allenfalls für höhere Hitzebeständigkeit desodoriert wurden.
Die Zugabe von Vitaminen ist auch im Biobereich erlaubt, wird aber von einigen Herstellern kritisch gesehen. Als Emulgatoren dienen Soja- oder Sonnenblumenlezithin, das weder tierische noch gentechnisch veränderte Organismen enthält. Der Farbstoff Betacarotin wird oft in Form von Karottensaft zugegeben.
Der Verzicht auf Härtung und die sogenannte Umesterung macht den Einsatz von festen Fetten wie Kokos- und Palmöl für die Herstellung von Bio-Margarine unverzichtbar. Schwerwiegende soziale Probleme und Umweltzerstörung in den Herkunftsländern haben Palmöl ziemlich in Verruf gebracht. Der „Round Table of Sustainable Palm Oil (RSPO)“, ins Leben gerufen, um Kriterien für den nachhaltigen Anbau der ertragreichen
Ölfrucht festzulegen und zu überwachen, gewährleistet bestenfalls einen Mindeststandard, etliche Umweltorganisationen werfen ihm „Greenwashing“ vor.
Während der überwiegende Anteil von RSPO-zertifiziertem Palmöl konventionell erzeugt ist und deshalb für Biohersteller ohnehin nicht in Frage kommt, ist Bio-Palmöl ein nachhaltiges Produkt, für das in den letzten 30 Jahren kein Regenwald zerstört wurde. Es stammt zum größten Teil von
zwei Herstellern aus Südamerika, von Plantagen, die seit Jahrzehnten biologisch bewirtschaftet werden. Alternativ sind in den vergangenen Jahren weitere Projekte entstanden, die auf faire, bäuerliche Palmölerzeugung setzen. So bezieht etwa Rapunzel sein Palmöl bio und fair aus zwei Projekten in Ghana und Ecuador, die der bayerische Hersteller mit aufgebaut hat und dessen hohe soziale und nachhaltige Standards er regelmäßig selbst kontrolliert.
Die Unterschiede unter den pflanzlichen Aufstrichen
- Halbfett-/Dreiviertelfett: Normale Margarine besteht zu 80 Prozent aus Fett. Bei Halbfettprodukten liegt der Anteil bei 39 bis 41, bei Dreiviertelfettmargarine bei 60 bis 62 Prozent Fett.
- Lightprodukte: Streichfette mit den Zusatzbezeichnungen „light“, „leicht“ oder „fettarm“ dürfen maximal 41 Prozent Fett enthalten.
- Diätmargarine: besteht nur aus pflanzlichen Ölen und Fetten. Ihr Gehalt an mehrfach ungesättigten Fettsäuren muss mindestens 40 Prozent betragen.
- Laktosefrei: Keine Milchbestandteile enthält laktosefreie Margarine. Diese müssen in Deutschland eigens ausgewiesen werden. Rein pflanzliche Margarine ist laktosefrei.
- Sojamargarine: Margarine, die nach einem Pflanzenöl benannt ist, muss laut Gesetzgeber ihren Ölanteil zu 98 Prozent aus dieser Ölsaat beziehen, bei Sojamargarine also aus Sojabohnen.
- Mit Olivenöl: Die Menge an Olivenöl ist nicht gesetzlich festgelegt. Bei den im Bioladen angebotenen Produkten liegt der Anteil in der Fettkomposition zwischen 12 und 60 Prozent.
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