Biohandel

Wissen. Was die Bio-Branche bewegt

Trockensortiment

Wie Ladner mit Kräutertee Bio-Kompetenz zeigen

Kräutertee liegt im Trend und bei etwa 13,5 Prozent der Käufe fällt die Wahl auf Bio-Produkte. Die füllen die Tassen mit Vielfalt und klaren Vorteilen.

Bio-Kräutertee verzeichnet im Biofachhandel ein gutes Umsatzplus. Dank Produktvielfalt und besonderer ökologischer Qualität kann sich die Branche gut mit dem Wohlfühl-Sortiment profilieren.

Umsatz mit Kräutertee

Die Geschäfte mit Kräutertee im Bioladen laufen gut. Zahlen des Branchen-Analysten Biovista zeigen einen Umsatzzuwachs von insgesamt vier Prozent im Zeitraum August 2020 bis Juli 2021. Besonders gut ist die Nachfrage in den kalten Monaten rund um Weihnachten sowie der Fastenzeit.

Umsatz mit Kräutertee steigern

Teeregale sind eine Welt für sich. Findet und nimmt sich der Kunde hier Zeit und Ruhe zum Lesen der Produktnamen und ihrer Beschreibungen, kann sich das auszahlen: Der Vorgeschmack auf die entspannende, harmonisierende oder vitalisierende Wirkung des Heißgetränks lässt möglicherweise bereits die ein oder andere Packung im Einkaufskorb landen.

Klare Struktur im Teeregal

„Ruhe im Regal ist wichtig, sodass sich Verbraucher wohlfühlen und ein klares Bild haben“, so Thore Quednau, Vertriebschef von Lebensbaum. Da es inzwischen ein riesiges Angebot gibt, sollten die Produkte klar strukturiert nach Marke und nach Serien präsentiert werden. Innerhalb der Markenblocks verhelfe die Sortierung nach Grün-, Schwarz-, Kräuter- und Früchtetee zu einem klaren Überblick.

„In den Kategorien bietet zusätzlich eine alphabetische Ordnung eine gute Orientierung“, empfiehlt Gerda Holzmann, Kräutertee-Expertin und Leiterin Qualitätsmanagement bei Sonnentor. Außerdem mache eine Präsentation in Themengruppen Sinn, zum Beispiel „Frauenkräuter“ oder zur aktuellen Jahreszeit passende Kräuter. Eine Präsentation der Wellness-Mischungen auf Augenhöhe kann ebenfalls sinnvoll sein. Sie werden häufig nicht aktiv gesucht, denn sie stehen für Genuss und der Kauf erfolgt nach Laune. Dagegen werden Mono-Kräutertees meist als bewusste Unterstützung fürs Wohlbefinden gesehen und gezielt gesucht. Diese dürfen auch mal in untere Etagen sortiert werden.

Zweitplatzierungen, Gratisproben und Verkostungen

„Mit Tee kann der Fachhandel Kompetenz zeigen“, meint Lebensbaum-Vertriebschef Quednau. Der richtige Mix aus Basisartikeln, interessanten Mischungen und Neuprodukten unterstreiche das. Neben Beuteltee, der insgesamt stärker gefragt sei, dürfe auch loser Tee nicht fehlen, da hier die Zeremonie und das Erleben eines Tees ein besonderes Kaufmotiv bediene.

„Um den Verkauf von Kräutertee im Fachhandel anzukurbeln, ist Vieles machbar“, ergänzt Quednau: „Schon kleine Dinge entfalten große Wirkung“, etwa wenn in einer Zweitplatzierung frischer Ingwer mit Ingwertee kombiniert wird. Lebensbaum unterstützt auch gern mit Gratisproben. Zu Kombinationstischen, zum Beispiel zum Thema „Vitalfrühstück“ mit Kurkuma-Ingwer-Tee, Müsli und Gemüseaufstrichen, rät Sandra Spremberg, Marketing-Direktorin der Allos Hof-Manufaktur. Je nach Jahreszeit könnten auch Impulse für die Verwendung gegeben werden, zum Beispiel als Eistee oder Punsch.

„Generell ist es von Vorteil, wenn die Kunden möglichst viel von dem Tee sehen“, sagt Gerda Holzmann. Das gelte auch für Verkostungen: „Der Teeaufguss mit seiner leuchtenden Farbe kommt am besten im Glas zur Geltung.“ Bioladen-Mitinhaber Marius Hoffmann von Regenbogen Naturkost in Arnsberg berichtet vom Erfolg aktiver Verkostungen zu Corona-Zeiten, die besonders gute Wirkung vor dem Geschäft entfalteten: „Einfach zwei bis drei Teesorten aufkochen, in Thermoskannen füllen und von den Kunden in kleinen Probiergläsern testen lassen.“

Empfehlungen helfen

Beratungswissen kann nicht nur bei Verkostungen von Vorteil sein. „Personal, das sich gut auskennt, kann suchenden Kunden gut Sortenempfehlungen geben“, meint Sandra Spremberg. Lohnenswert können deshalb Fortbildungen zu Kräuterwissen sein. Werden Arznei-Kräutertees angeboten, ist der sogenannte ‚Kräuterschein‘ Pflicht. „Wichtig ist in diesem Fall, dass Mitarbeiter im Geschäft Sachkenntnis nach § 50 des Arzneimittelgesetzes (AMG) besitzen“, konkretisiert das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL). Prüfungen können beispielsweise bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) abgelegt werden.

Tipps vom Kollegen

Marius Hoffmann, Regenbogen Naturkost, Arnsberg, 300 Quadratmeter

  • In unserem Laden finden sich die Tees auf etwa 30 Regalmetern in direkter Nachbarschaft zum Kaffee. Mit knapp 180 Tees insgesamt, davon etwa 100 Kräutertees ist das Sortiment eine große, für sich sprechende Einheit, mit der wir Dank der enormen Vielfalt, Qualität und Kompetenz gut gegenüber dem konventionellen Handel punkten können.
  • Beim Tee kann man ruhig einmal etwas wagen und auch neue Sorten testen. Viel Auswahl und gute, aufgeräumte Platzierung sorgt für viel Teeumsatz. Eine aktive Verkostung lohnt immer.
  • Kräutertee ist perfekt für Impulskäufe auch ohne großen Beratungsaufwand. Displays laufen sogar an schlechteren Positionen und Probleme mit abgelaufenen Produkten gibt es so gut wie gar nicht.

Basiswissen

Durchschnittlich 42 Liter Kräuter- und Früchtetee ließen sich die Deutschen im Jahr 2020 schmecken, vermeldet der Deutsche Tee & Kräuterteeverband. Beide Heißgetränke boomen – auch wenn sie eigentlich ‚falsche Fuffziger‘ sind. Denn die getrockneten Blätter, Blüten, Samen, Wurzeln und Mischungen daraus tragen die Bezeichnung ‚Tee‘ eigentlich zu Unrecht: Die Leitsätze des Deutschen Lebensmittelbuchs – die rechtlich nicht bindend sind – geben vor, dass Tee ausschließlich aus Teilen der echten Teepflanze ‚Camellia sinensis‘ besteht. Alles andere soll sich allenfalls ‚teeähnliches Getränk‘ nennen.

Kräuter- und Früchtetee-Trinker stört das nicht. Und auch bei den Herstellern hat sich die Bezeichnung fest in den Produktnamen etabliert. Landläufig gilt alles als Tee, was von Pflanzen geerntet und durch Trocknen so aufbereitet wird, dass daraus ein schmackhafter und dem Wohlbefinden zuträglicher Trunk zubereitet werden kann.

Üppiges Angebot

Dementsprechend üppig fällt das Angebot aus. Dabei haben die Hersteller sowohl Mono-Sorten, als auch Besonderheiten oder Mischungen im Programm. Enthält eine Mixtur eine Zutat zu mindestens der Hälfte, ist diese meist namensgebend und die anderen Bestandteile müssen nicht genannt werden.

Genauso gibt es Mixturen, deren Zusammensetzung sich nur beim Lesen der Zutatenliste erschließt und die mit stimmungsvollen Namen auf sich aufmerksam machen – etwa Tees für verschiedene Tageszeiten, Wellness-, Ayurveda-, Fasten-, Still-, Baby- oder Kindertees. Auch koffeinhaltiger Matetee oder Rotbusch sind Sorten im Regal.

Spezialfall Arzneitees

Zwar sind viele der verwendeten Kräuter und Gewürze in der Volksmedizin als Heilkräuter bekannt. Dennoch dürfen besondere gesundheitliche Vorteile auf den Verpackungen der Tees, die als Lebensmittel angeboten werden, nicht beschrieben werden. Stattdessen wird blumig umschrieben.

Immer wieder geraten Produkte deshalb ins Visier des Verbraucherschutzes: Wenn etwa der Namenszug zu viel ‚Gesundheit‘ in sich trägt, muss dies nach Health Claims-Verordnung ausdrücklich zugelassen sein. Tees, auf denen konkrete Hinweise für gesundheitliche Anwendungen stehen, sind eine ganz eigene Kategorie. Sie müssen auf Inhaltsstoffe und Wirksamkeit geprüft sowie als traditionelles Arzneimittel zugelassen sein. Nur wenige Marken bieten das in Bioqualität an, etwa die Firma Salus.

Sorgfalt ist wichtig

Die Güte der Pflanzen und die Sorgfalt bei der Verarbeitung sind entscheidend für die Qualität der Tees. Wo möglich werden Kräuter von Bio-Herstellern aus der Region, dem eigenen Land, aber auch EU-Nachbarländern eingekauft, in klimatisch notwendigen Fällen auch weltweit. Dabei unterliegen die Geschäftsbeziehungen bei vielen Bio-Anbietern fairen Selbstregularien, die teils zusätzlich von externer Seite kontrolliert werden, beispielsweise mit Fair for Life- (Pukka) oder We Care-Zertifizierung (Lebensbaum).

Gerda Holzmann, Leiterin des Qualitätsmanagements bei Sonnentor, verdeutlicht die notwendige Anbausorgfalt der Partner: „Bio-Kräuter sind sehr arbeitsintensiv. Auf den Feldern werden keine chemisch-synthetischen Spritzmittel verwendet, stattdessen ist körperlicher Einsatz gefragt.“ Dabei sei Erfahrung und Fingerspitzengefühl wichtig, damit sich ausreichend wertvolle Aromen entwickeln.

Nach der Ernte läuft die Zeit: Die Pflanzen müssen so rasch wie möglich getrocknet werden. Bei Sonnentor erledigen das die Anbaupartner vor Ort, Vorgabe sei eine schonende Temperatur von etwa 40 Grad Celsius, so dass die Inhaltsstoffe bestmöglich erhalten bleiben. Stammen Zutaten aus Wildsammlung, dann wird nach den Angaben etlicher Hersteller ebenso auf biologische Kriterien geachtet. Pukka etwa unterstreicht, dass die verwendeten Wildkräuter größtenteils Fair-Wild zertifiziert sind, was nachhaltiges Sammeln und faire Löhne garantiert.

Geschmackskontrolle

Vor der weiteren Verarbeitung und nach dem Mischen schließen sich Qualitätskontrollen im Labor an. Bei Kräutertee ist unter anderem die Untersuchung auf leberschädigende, potenziell krebserregende Pyrrolizidinalkaloide (PA) und giftige Tropanalkaloide (TA) wichtig, die aus unbeabsichtigt mitgeernteten Beikräutern stammen können.

„Alle Tee-Rohstoffe werden im hauseigenen und in externen Laboren auf Rückstände wie Pestizide oder Alkaloide untersucht und nur solche verwendet, die den EU-Vorgaben, wie auch den wesentlich strengeren BNN-Richtlinien entsprechen“, beschreibt Inez Bachmann aus dem Qualitätsmanagement von Herbaria. „Auch der Geschmack der Tees wird kontrolliert und in Verkostungspanels geprüft, ob er unsere Anforderungen erfüllt“, so die Qualitätsbeauftragte.

Nachhaltige Verpackung

Schlussendlich geht es ans Abfüllen und Verpacken (siehe Infokasten). Die Wahl der richtigen Materialien treibt Bio-Hersteller ganz besonders um: Nachhaltigkeit und Umweltschutz stehen dabei vornan. Gleichzeitig gilt es die Aromen des Tees zu erhalten. Werden zerkleinerte Kräuter in Teebeutel abgefüllt, dann kommen bei Bio-Produkten ungebleichte Naturmaterialien zum Zuge. Die Bändchen sind aus Bio-Baumwolle, Metallklammern werden schon lange gemieden.

Verpackung von Bio-Tee – Innovatives Tüfteln

Die Wahl der richtigen Verpackungsmaterialien treibt Bio-Tee-Hersteller ganz besonders um: Nachhaltigkeit und Umweltschutz stehen dabei vornan. Gleichzeitig müssen die trockenen Kräuter gut vor Aromaverlusten und Feuchtigkeit geschützt werden.

Werden fein zerkleinerte Kräuter in Teebeutel abgefüllt – das ist bei Bio etwa in 60 Prozent der Ware der Fall – dann kommt bei Bio-Produkten ungebleichte Zellulose zum Zuge, z.B. bei Pukka, Allos und Sonnentor aus Manilahanf (auch Textilbanane, Faserbanane oder Abaca genannt). Die Bändchen sind aus Bio-Baumwolle, Metallklammern werden schon lange gemieden.

Die Umverpackungen sollen vor allem auch Aromaschutz bieten. Dafür werden im konventionellen Handel u.a. Tütchen aus Plastik genutzt, welche die Teebeutel umhüllen. Bio-Hersteller suchen hierfür ressourcen- und abfallschonende Alternativen: Sonnentor etwa beschichtet die Aromatütchen innenliegend mit einer kompostierbaren Folie aus Holzfaser.

Allos füllt in Tee-Sachets aus Papier, die mit einer speziellen, dünnen Heißsiegel-Beschichtung versehen sind, um den Teebeutelchen einen bestmöglichen Schutz zu bieten. Gleichzeitig verzichtet das Unternehmen auf die Außenfolie und nutzt einen FSC-zertifizierten Umkarton. Mit dem Wechsel auf umweltgerechtes Papier konnte das Unternehmen das benötigte Material um 33 % reduzieren.

Lebensbaum verzichtet bei seinen Tees auf die Folie und setzt stattdessen seit Kurzem auf Teekartonverpackungen mit integriertem Aktivkohlefilter für optimalen Produktschutz. Bereits im Handel sind Haustee, Citronella und Süßholz-Minze (Stand 10/21).

Bei der nachhaltigen Verpackung von losen Tees mischen auch kleinere Bio-Anbieter mit. So wirbt beispielsweise Karma Kollektiv mit einer „innovativen Graspapierverpackung“. Sie gelte derzeit als die umweltfreundlichste Verpackung auf dem Markt. Der Tee wird zuvor jedoch noch in einen kompostierbaren Zellulosebeutel gefüllt. Eine andere Möglichkeit erprobt die Marke My Herbal Diary. Sie füllt ihre Teemischungen konsequent in lichtschützende, gefärbte Schraubgläser ab, die den Vorteil haben, den Tee auch nach Anbruch weiterhin ausgezeichnet zu schützen. So erspart sich das Umfüllen.

Was Kunden wissen wollen

Wie brüht man Kräutertee auf?

Zum Aufbrühen immer kochend heißes Wasser verwenden. Nur so kann man einen mikrobiologisch einwandfreien Aufguss sicherstellen, denn über 90 Grad werden Keime zuverlässig abgetötet. Keine Angst vor Vitaminverlusten, diese spielen bei Tee ohnehin keine große Rolle. Ätherische Öle und Geschmacksstoffe bleiben am besten erhalten, wenn ein Deckel aufliegt.

Gibt es Probleme mit Schadstoffen?

Trotz Sorgfalt und Laborkontrollen fallen in Tests vereinzelt auch Bio-Kräuterteesorten mit Verunreinigungen von Pestiziden auf. Angenommen wird, dass Abdrifte eine Ursache sein könnten. Auch schädigende Pyrrolizidin- (PA) und giftige Tropanalkaloide (TA) werden mitunter gefunden. Beides sind Stoffe, die natürlicherweise in Pflanzen vorkommen, die als Beikräuter auf dem Feld oder in der Wildnis wachsen können. Insgesamt ist das Vorkommen zumindest von PAs seit Jahren eher rückläufig.

Wie kann man Kräutertee lagern?

Nach dem Anbruch der Packung in eine luftdicht schließende, am besten lichtundurchlässige Dose verpacken, an einen kühlen Ort stellen und vor Feuchtigkeit schützen.

Hersteller und ihre Produkte

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