Biohandel

Wissen. Was die Bio-Branche bewegt

Besser anbieten

Umsatzbringer Darjeeling

Schenken Sie Ihren Kunden ein paar Momente Ruhe und Gelassenheit und laden sie auf eine Tasse Darjeeling ein. Das passt in jede Jahreszeit und kann zusammen mit Infos zu fairem Bio-Anbau „nachhaltig“ begeistern.

Geht es nach Franziska Geyer, Geschäftsführerin von Ökotopia, ist Darjeeling ein wertvoller Umsatzbringer: „Tee ist generell ein starkes Segment. Vor allem das Interesse an qualitativ hochwertigen Teesorten steigt.“ Franziska Geyer ist zufrieden mit der Umsatzentwicklung bei Darjeeling. Und das nach einem Jahr, in dem es um ihn insgesamt sehr schlecht stand: Aufgrund von politischen Unruhen und Streiks in den Teeplantagen waren die Ernten in der Region Darjeeling in 2017 fast komplett weggebrochen.

Glücklicherweise profitierte die Bio-Branche von ihren festen fairen Handelsbeziehungen zu Teepartnern in Indien. Lagerbestände sowie bevorzugte Belieferung ließen die meisten Bio-Tee-Importeure die Engpässe des Marktes nicht spüren, so dass die Versorgung in den Läden ausreichend war. Zahlen, die der Branchenanalyst bioVista für Darjeeling meldet, lassen entsprechend einen positiven Trend im Bio-Fachhandel erkennen: zwei Prozent Umsatzplus gegenüber dem Vorjahr (Vergleichszeitraum Aug. 16 bis Juli 17 zu Aug. 17 bis Juli 18) bei einem zuletzt durchschnittlichen jährlichen Gesamtumsatz von 1.544 Euro. Damit eroberte sich Darjeeling im Bio-Fachhandel einen Umsatzanteil von etwa 5,9 Prozent am gesamten Produktbereich Tee.

Auf eine ausgewogene Auswahl kommt es an

Wie aber dem Kunden den Griff zum Darjeeling erleichtern? „Im Tee-Regal dürfen alle Sorten Darjeeling stehen – am besten auf Blick- und Griffhöhe. Ein Zuviel gibt es dabei nicht“, so Franziska Geyer. Thore Quednau von Lebensbaum ergänzt: „Achten Sie auf eine ausgewogene Auswahl zwischen Beutel, Blatt und Broken-Qualitäten“. Für Attraktivität und Ordnung rät er zu einer Kreuz-Block-Spiegelung mit einem Extra-Darjeeling-Block innerhalb der Schwarztees. Auch Zweitplatzierungen lohnen, am besten zu einer Zeit, in der nicht speziell die Kräutertees beworben werden, damit nicht die eine Produktkategorie der anderen die Show stiehlt.

Lutz Tönnis aus der Geschäftsführung von ChaDo fordert, mehr lose abgepackte Broken- und Blatt-Tees im Regal zu platzieren. Er bedauert den Trend zu Beuteltee. „Hochwertige Sorten wie Darjeeling entwickeln ihr hervorragendes Aroma nur als ganzer Blatttee. Mit geschnittenen Tees aus Teebeuteln treten vor allem die Gerbstoffe zu früh und zu massiv aus – das ist dann kein typisch leichter Darjeeling.“ Außerdem mache der Teebeutel das Produkt unnötig teuer. Für Convenience-affine Kunden, die nur eine Tasse Tee am Morgen oder Nachmittag trinken wollen, sei jedoch der Beuteltee alltagstauglicher, argumentieren andere Tee-Anbieter.

Thermoskannen sind tabu bei der Verkostung

Ob nun mehr Blatt- oder Beuteltee im Sortiment – auch eine Verkostung kann zu guten Verkäufen beitragen, so Elisabeth Widmann, Produktmanagerin bei Salus. „Am besten aktiv in einer angenehm ruhigen Atmosphäre. So erreichen Sie neue wie bestehende Kunden. Sprechen Sie gezielt an und lassen Sie aus mehreren Sorten probieren“, rät Elisabeth Widmann. „Ganz wichtig ist es, den Tee frisch aufzugießen“. Maren Walter empfiehlt ebenso: „Bei einer Verkostung sollte keine Thermoskanne verwendet werden. Der Tee sollte nie länger als maximal 45 Minuten auf dem Stövchen stehen. Auch die Wasserqualität ist entscheidend, die sollte perfekt sein. Da reicht es oft schon, einen Wasserfilter zu verwenden. Oder man sucht sich ein stilles Wasser mit optimalen Mineralwerten heraus.“

Bei hartem Wasser empfiehlt die Firma Oasis vor allem „Second Flush“ zu verkosten, denn der könne sich geschmacklich durchaus gegen Kalk durchsetzen. „Wenn Sie den Tee beim Verkosten in schöne Porzellantassen schenken, ist das ein Gewinn für Auge und Gaumen“, ergänzt Franziska Geyer. Im Aufbau eignen sich gut zum Kombinieren: Gebäck, Teedosen, Praktisches und Schönes für die Teestunden. ChaDo bietet beispielsweise ab diesem Winter eine spezielle Teekanne zum komfortablen Aufbrühen loser Blatttees an.

Fair und Bio betonen

„Gehobene Tees gehen dort gut, wo teeaffine Biohändler sich darum bemühen, ein schönes Sortiment zusammenzustellen und auch beraten können“, bringt es Ursula Stübner, Geschäftsführung von Heuschrecke auf den Punkt. Besonders die Kopplung von Fairness und Bio darf in der Beratung betont werden, denn in diesem Punkt bietet das Bio-Sortiment klare Vorteile. Fragen zu Rückständen wie Pestiziden oder Anthrachinon sollten ernsthaft und fundiert beantwortet werden.

Gerade die firmeneigenen Rückstandskontrollen im Bio-Fachhandel garantieren eine hohe Sicherheit, können jedoch Verunreinigungen durch Abdrifte nicht verhindern. Probleme traten in der Vergangenheit mit Anthrachinon auf. „Es war schwierig, die Ursache herauszufinden“, erzählt Teefachmann Lutz Tönnis: „Die Quelle waren Verbrennungsabgase aus der Trocknung der Tees“. Daraufhin wurden die Verarbeitungsanlagen in Darjeeling verbessert, und die Belastung kann seither vermieden werden.

Tee richtig zubereiten

Auch wenn die Zubereitungsempfehlungen auf den Verpackungen stehen, ein paar einschlägige Tipps und Hinweise kommen meist gut an: Für losen Blatttee am besten zwei Teekannen aus Glas, Keramik oder Porzellan nutzen. In die erste wird pro Tasse jeweils ein Teelöffel Tee gegeben. Wasser aufkochen und in der jeweils passenden Temperatur (schwarz, grün, weiß) über den losen Tee gießen. So kann der Tee gut schwimmen. Nach der empfohlenen Ziehzeit (manchmal nur 2 bis 3 Minuten, bei anderen bis zu 5 Minuten) direkt durch ein Sieb in die zweite Kanne, die zuvor noch mit etwas warmem Wasser vorgewärmt wurde, umgießen.

Die Aufgießtemperatur von Schwarzem Tee sollte bei 100 Grad Celsius liegen, also sprudelnd heiß aus dem Kocher. Grüner und Weißer Tee liebt geringere Temperaturen. Hier das Wasser nach dem Aufkochen etwa fünf Minuten
abkühlen lassen. Dann hat es beim Aufgießen die Temperatur von 80 Grad Celsius.

Den Teesatz nicht wegwerfen. Er kann ein paar Stunden aufbewahrt werden und bei hochwertigem Tee ein zweites Mal aufgegossen werden. Dann etwas länger ziehen lassen.

Argumente für Bio

Anbau nach Bio-Standards ohne künstliche Dünger und Einsatz von Pestiziden

Faire sowie soziale Anbau- und Handelsbedingungen

Erhalt alter traditioneller Teestrauch-Sorten

Schonende und hochwertige Verarbeitungsstandards

Brancheneigene Rückstandskontrollen über das gesetzliche Maß hinaus

Darum sind nicht alle Bio-Darjeelings „fair“ gesiegelt

Die meisten Bio-Tee-Anbieter sagen: Ohne fair geht es nicht. In Sachen Kennzeichnung gehen Bio-Unternehmen dagegen ganz unterschiedliche Wege. Einige Beispiele.

National und weltweit fair mit Umweltschutz kombiniert: GEPA The Fair Trade Company - einwichtiger Pionier im Aufbau fairer Handelsstrukturen weltweit und seit über 40 Jahren aktiv – setzt bei allen Produkten auf ein faires und soziales Handeln. Als Gründungsmitglied der WFTO (World Fair Trade Organisation) steht es eindeutig für diese Richtung ein. Auf den Produkten selber finden sich allerdings weder das Siegel der WFTO und nicht durchgängig FairTrade- oder NaturlandFair-Siegel.

Stattdessen setzt GEPA auf die Information über ihre Internetpräsenzen gepa.de und fairtrade.de, unter denen die genauen Hintergründe des fairen Handels nachlesbar sind. Außerdem wurde ein weiteres Zeichen initiiert: das GEPA-fair+Zeichen, das auf einzelnen Darjeeling-Tees dem Kunden signalisiert „GEPA geht mit seinem Handeln und Produkten noch weit über die allgemeinen Fair-Handels-Kritierien hinaus“. Beim Anbau von fair gehandeltem Biotee aus Darjeeling waren die GEPA in Kooperation mit TPI (Tea Promoters of Inida) und Naturland wegweisend, so Brigitte Frommeyer aus der Unternehmenskommunikation.

Akteur mit großen Ansprüchen: Ökotopia – seit 1980 aktiv im Handel mit Kaffee, Tee und Kräutern - versteht sich als ebenfalls als Pionier für ein bio-faires Warenangebot und ist seit September 2018 ebenfalls als WFTO-Unternehmen geadelt. „Fast schon freundschaftlich“ bezeichnet Franziska Geyer, Ökotopia, ihre Handelsbeziehungen zu den Teebauern und Kooperativen Darjeelings, bei denen insbesondere soziale Sicherung, Entwicklung und Bildungsarbeit sowie das Aushandeln fairer Preise beachtet werden.

Fair – auch ohne Siegel

In der Kennzeichnung ihrer Tees gibt es sowohl das FairTrade als auch NaturlandFair-Siegel. NaturlandFair-Kriterien stehen für eine dreiteilige Nachhaltigkeit: sozial, fair und ökologisch. Mehr Infos finden Sie hier. Trotzdem sind längst nicht alle Ökotopia-Tees fair gesiegelt. Bio und Fair laufe in ihrem Unternehmen so engmaschig verzahnt, dass eine Zusatzkennzeichnung von fair überflüssig sei, so das Statement von Franziska Geyer.

Das ganze Unternehmen im Blick: Lebensbaum kennzeichnet seine Darjeeling-Tees grundsätzlich nicht mit einem Fair-Siegel. Trotzdem steht Fairness an oberster Stelle. Maren Walter: „Lebensbaum will mehr: nämlich ein soziales, nachhaltiges Lieferkettenmanagement – für die gesamte Produktpalette“. Deshalb hat sich Lebensbaum seit Sommer 2018 mit dem KIWA-Zertifikat „sozial, nachhaltig und fair“ zertifizieren lassen, das sich nicht nur auf eine Produktauswahl bezieht, sondern die Vorgänge im Gesamtunternehmen bewertet.

Ein junges Unternehmen: ChariTeavermeldet in Sachen Fairness ebenfalls sehr ambitionierte Ziele. Der Name ist Programm: „ChariTea ist Bio-Tee mit einem guten Zweck“, liest der Kunde auf der Verpackung. Auf das FairTrade-Logo verzichtet Charitea trotz dieser eigenen Signalwirkung nicht. Zusätzlich wird dem Verbraucher versichert: „Jeder Tee finanziert den gemeinnützigen Lemonaid[&]ChariTea e.V. und damit Entwicklungsprojekte in den Anbauregionen“.

Welche Projekte konkret unterstützt werden, kann auf der unternehmenseigenen Internetseite nachgelesen werden. Das Unternehmen arbeitet bei seinen Darjeelings mit dem sogenannten Mengenausgleich. Das heißt 100%ige physische Nachverfolgbarkeit der Darjeeling-Tees ist bei ChariTea nicht inbegriffen. Die Begründung: „Das Prinzip des Mengenausgleichs ist oft eine Chance für Produzenten, überhaupt am Fairtrade-System teilnehmen zu können“.

Tipps von der Kollegin

Jana Michel, Inhaberin Bio im Bahnhof in Görlitz (150 Quadratmeter)

  • Tee gibt es bei uns auf zwei Regalmetern, davon etwa ein Drittel Schwarz- und Grüntees, vorwiegend lose. Für mehr Übersichtlichkeit sorgt die Platzierung im Block nach Herstellern, innerhalb dieser Einheiten nach Sorten.
  • Sehr hochwertige Tees wie Darjeeling in der Dose stehen auf Augenhöhe. Sie empfehle ich auch gerne für Präsentkörbe.
  • Für die Zukunft fände ich Tee-Abende sehr spannend. Das ist einfacher als eine begleitete Verkostung im Laden, weil sich der Kunde in Ruhe auf den Genuss einlassen und ich praktische Tipps zur Zubereitung geben kann.

Film-Tipp

In dieser kurzen Dokumentation von Lebensbaum erfahren Sie mehr über den Darjeeling-Anbau.

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