Biohandel

Wissen. Was die Bio-Branche bewegt

Verkaufsförderung

So nutzen Sie Curryfertigsaucen für Kundengespräche

Curryfertiggerichte sind ein Nischenprodukt, aber richtig attraktiv: aromareich, unkonventionell und schnell zubereitet. Ihr Pluspunkt: Sie laden zum Verkaufsgespräch ein. Argumente für einen verkannten Außenseiter.

Für Kunden mag es gelegentlich verwirrend sein, ein schnelles Curry einzukaufen. Denn die Fertiggerichte können an verschiedenen Orten platziert sein: in der Tiefkühltruhe, im Kühlregal, im Trockensortimentregal bei den Fertiggerichten, eventuell auch bei Tomaten- und anderen Saucen. Oder bei den Asia-Produkten. Da müssen sie dann eventuell doch mal nachfragen – und genau das bietet die Chance, ins Gespräch zu kommen und vielleicht eine Hintergrundgeschichte zu erzählen.

Umsatz mit Currygerichten

Curryfertiggerichte sind keine Schnelldreher: Gerade mal 25 gehen pro Monat durchschnittlich über den Kassenscanner, hat der Marktanalyst bioVista berechnet. Auf das Produkt angesprochen, haben einige Händler die Erfahrung gemacht, dass ihre Kunden prinzipiell keine Fertiggerichte kaufen. Doch möglicherweise sind das ja die Ur-Kunden, die noch daran gewöhnt sind, alles selbst zu kochen.

Eventuell hat der Kundennachwuchs da andere Vorstellungen. Dass die Verkaufszahlen in der bioVista-Statistik zwischen März und Mai in den Keller gegangen sind, muss jedenfalls kein Zeichen für einen längerfristigen Abwärtstrend sein.

Vertriebsleiter Fabian Ganz sieht den Glaswechsel bei Marktführer Zwergenwiese als wesentlichen Treiber dieser Entwicklung. Das Unternehmen hatte seine hohen 420-Gramm-Gläser gegen 370-Gramm-Gläser im Corporate Design ausgetauscht. Jedenfalls sei das Produkt im neuen Glas mit neuer Artikelnummer nicht komplett unterbrechungsfrei weiter gelistet worden.

Alternativ hält Ganz es für möglich, dass Kunden die hochpreisigen Fertiggerichte angesichts der Befürchtungen, die der Ukrainekrieg ausgelöst hat, nun als Luxusgut einschätzen und sich deswegen zurückhalten.

Currygerichte besser anbieten

Die Marktlage bei den schnellen Currys ist spannend: Seitdem Zwergenwiese im Herbst 2017 seine Soulfood-Currys eingeführt hat, sei das Unternehmen mit extrem großem Abstand Marktführer in diesem Segment, berichtet Fabian Ganz. Neu dazugekommen ist Terrasana. Die Niederländer haben ihre Japan-Linie vor einem guten Jahr durch eine Asien-Linie erweitert: unter anderem mit Curry-Gerichten und dazu passenden Naan-Broten.

Display und Booklet

Für eine Zweitplatzierung habe man ein Papp-Display entwickelt, das sich nach der Aktion mit den Asia-Produkten zu einem generellen Terrasana-Display umfunktionieren lässt, berichtet Philip Peters von Terrasana. Und für Kunden, die unsicher sind, was als Beilage passt oder wie sich das Gericht raffiniert erweitern lässt, gibt es ein kleinformatiges Booklet mit Hintergrundinformationen und Rezepten unter anderem zur indischen und thailändischen Küche und mit Rezepten.

Viele Rezept-Ideen

Viele Hersteller haben Tipps und Rezepte entwickelt, die an Kunden weitergegeben werden können. Bianca Spenner von Zwergenwiese würde Currysauce über ein Hähnchen geben und das Ganze im Ofen garen. Andrea Halberstadt von Vitaquell hat die Idee, Currysauce analog zur italienischen Bruschetta auf Baguettescheiben zu drapieren. Eine Bloggerin hat darüber hinaus für Vitaquell ein „Kartoffeltoast-Rezept“ erarbeitet, mit Currysauce auf frisch gebackenen Kartoffelscheiben und mit orientalischen Beilagen. Weltküche sozusagen. Weitere ungewöhnliche Kombinationen sind Wraps oder Bratkartoffeln, Couscous oder Bulgur.

Das steigert den Absatz

Weitere Ideen zur Verkaufsförderung: Corinna Blum aus der Marketing-Abteilung von Rapunzel empfiehlt eine Sonderplatzierung kombiniert mit Asia-Nudeln und Reis. Oliver Schenkmann, Gründer von Sunflowerfamily, bietet an: „Wenn ein Händler Verkostungsware will, schicken wir ihm Gratis-Proben zu.“ Und noch ein Verkaufsargument: Andrea Halberstadt findet: „Es ist immer gut, ein Glas mit Curry als Vorrat zu Hause zu haben.“

Tipps von der Kollegin

Vanessa Greitemeier, Bioladen Wedde, Paderborn, 760 qm

 „Bei uns gibt es Curry-Fertiggerichte von Rapunzel, Terrasana, Zwergenwiese und natürlich von Sanchon – die produzieren ja bei uns ums Eck. Dazu kommen zwei Geflügel-Currys von Bruderhahn-Initiativen aus der Region. Die werden von den Kunden gut angenommen.  

  • Wenn Kunden Fragen stellen, wollen sie wissen, wie scharf die Currys sind, ob die Angaben auf den Etiketten stimmen. Wir sind froh, dass manche Hersteller das deklarieren. Aber natürlich wissen wir das auch selbst und können Empfehlungen geben.  
  • Um den Verkauf zu fördern, kann man viel über den Preis drehen. Aber interessanter ist es, wenn ich erklären kann, was ein Curry ist und was drinsteckt. Und wenn ich die Gewürzvielfalt beschreibe und den Kunden Lust mache, selbst zu experimentieren und eigene Gewürze zu ergänzen. Das kommt besser an als eine stille Verkostung ohne Hintergrund­geschichten und macht auch mehr Spaß.“

Basiswissen Curryfertiggerichte

Was Curry ist, glaubt jeder zu wissen. Doch die südostasiatische Küche kennt Curry nicht als eine Gewürzmischung, sondern als ein sämiges Ragout auf Basis von Gemüse, Fleisch oder Fisch, aromatisiert mit einer Vielzahl an Gewürzen. Die Engländer ließen sich von den in Indien verwendeten Gewürzmischungen anregen, entwickelten eine europäische, abgemilderte Variante und gaben dem gelben Gewürzpulver den Namen Curry.

Indische Gewürzmischungen heißen Masala. Sie werden aus bis zu 30 Einzelgewürzen zusammengestellt. Klassische Bestandteile sind Kurkuma, Kardamom, Piment, Zimt, Nelken, Muskat, Koriander, Bockshornklee, Chili, Pfefferkörner, Kreuzkümmel, Senfsamen und Ingwer oder Galgant. Thailändische Currys hingegen basieren auf Gewürzpasten, die auch frische Zutaten wie Kräuter oder frische Kaffirlimettenblätter enthalten.

Schmeckt und spart Zeit

Ein richtiges Curry zu kochen ist aufwendig und kostet Zeit. Deswegen gibt es Fertiggerichte, auch in Bio: in Form von Soßen, als Schmorgericht mit Gemüsestückchen und eventuell Hülsenfrüchten oder als Komplettgericht mit Reis. Allen gemeinsam ist viel Gemüse – Zwergenwiese und Followfood setzen in ihren Rezepturen Anteile von über 60 Prozent ein. Kokosmilch, gelegentlich auch Sahne (Sanchon) oder Erdnusscreme (Anaveda) machen die Gerichte sämig und runden ihr Aroma ab.

Hülsenfrüchte sind ernährungstechnisch die perfekte Ergänzung zum Gemüse; Proteine liefern aber auch Sonnenblumenhack (Sunflowerfamily), Sojaschnetzel (Followfood), Seitan oder Erbsen-Fababohnenprotein-Würfel (beide Sanchon). Bissfeste Jackfruit findet sich in den Thaisaucen von Terrasana. Gelegentlich sind auch Bio-Geflügel-Currys auf dem Markt, vorzugsweise als Produkte von Bruderhahn-Initiativen.

Meist nicht so scharf

In vielen indischen und insbesondere in thailändischen Küchen wird sehr scharf gewürzt. Die meisten Bio-Hersteller halten es da wie Zwergenwiese: „Lieber nicht übertreiben“, sagt deren Marketingfrau Bianca Spenner. Die Thaisaucen von Terrasana schmecken seit August ebenfalls etwas milder, angepasst an die deutschen Vorlieben. Nur das Rogan Josh Curry von Sanchon wird explizit als deftig scharf beworben.

Eine Besonderheit sind die Currygerichte, die Anaveda in Brandenburg herstellt: Hier wird nach der ayurvedischen Lehre gekocht, mit Rohstoffen möglichst aus dem Umland. Ähnlich halten es viele Bio-Hersteller bei der Beschaffung der Zutaten: möglichst aus Deutschland, sonst EU, die exotischen Zutaten international. Um an landestypische Zutaten in guter Bio-Qualität zu kommen, habe Petersilchen für Sanchon vor gut zehn Jahren das Projekt Isan gestartet, berichtet Vertriebsmitarbeiter Christoph Rust. Eine thailändische Familie baue für das Unternehmen Galgant, Zitronengras und Kaffirlimettenblätter in Bio-Qualität an. Als „besonders authentisch“ beschreibt Philip Peters von Terrasana die südostasiatischen Currygerichte des niederländischen Unternehmens. Dessen Jackfruit Currys werden direkt in Sri Lanka hergestellt. „Damit bleibt ein großer Teil der Wertschöpfung im Land“, sagt der Terrasana-Vertriebsleiter D-A-CH.

Die Produkte des Unternehmens werden sterilisiert, damit sie möglichst lange ihre Qualität behalten. Bio-Hersteller konservieren mit Hilfe der Temperatur: Hitze oder Kälte verlängert die Haltbarkeit. Dazu trägt auch die Zugabe von Zitronensaft bei. In konventionellen Currygerichten fanden Tester in den vergangenen Jahren schon mal Reste von Pflanzenschutzmitteln. Das gibt’s bei Bio so gut wie gar nicht. Denn Bio-Hersteller setzen auf umwelt- und menschenschonenden Pflanzenschutz. Zudem werden Bio-Produkte deutlich schärfer auf schädliche Rückstände untersucht und dann gar nicht erst in den Verkehr gebracht. Auf den Zutatenlisten der Bio-Produkte sind außerdem praktisch keine Zusatzstoffe zu finden; nur Bindemittel wie Bio-Johannisbrotkernmehl, -Guarkernmehl oder -Maisstärke. Das klassische konventionelle Bindemittel ist modifizierte, also chemisch veränderte Stärke.

Verpackungslösungen

An der Verpackung arbeiten einige Hersteller kontinuierlich. Ein Großteil der Konserven ist in Gläser eingefüllt. Zwergenwiese veröffentlicht auf der Website Tipps für deren Wiederverwendung. Followfood verpackt sein Tiefkühlgericht in einer beschichteten Pappschale und diese in einem Umkarton. Und die Kühlgerichte bei Jooti werden normalerweise in Plastikbecher mit Papierbanderole gefüllt. Neuerdings startet das Unternehmen (wieder mal) einen Versuch: mit Kichererbsen-Curry Glas mit gut abtrennbaren Papieretiketten

Was Kundinnen und Kundinnen über Currys wissen wollen

Sind Currygerichte vegan?

Fast alle Currys im Biohandel sind vegan, wenige vegetarisch und sehr wenige mit Fleisch. In vegetarischen Currys können Milchprodukte wie Sahne oder Joghurt die Kokosmilch ersetzen. Selten findet sich ein Currygericht mit Geflügel.  

Sind Fertigprodukte ungesund?

Bio-Fertigcurrys sind zwar Konserven, aber sie enthalten mit Ausnahme von harmlosen Bindemitteln keinerlei Zusatzstoffe – Zutaten also wie aus der eigenen Küche. Die Gerichte liefern viel Gemüse, ballaststoffreiche Hülsenfrüchte, kein rotes Fleisch, Gewürze. Einziger Kritikpunkt: Der Salzgehalt könnte bei manchen aus Gesundheitsgründen niedriger sein. Da lohnt ein Blick aufs Etikett. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt maximal 6 Gramm Salz pro Tag. 

Wie schnell ist ein schnelles Curry?

Rekordzeit fürs Aufwärmen eines Fertiggerichts sind 3 Minuten in der Mikrowelle. Tiefkühlprodukte müssen vorher auftauen. Im Topf dauert vorsichtiges Erwärmen zehn Minuten.

Hersteller und ihre Produkte

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