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Bio-Nuss-Nougat-Cremes von Nutella geschlagen

Bio im Test

Die Stiftung Warentest hat Nuss-Nougat-Cremes bewertet. Die Tester hatten vergessen Samba einzukaufen und fanden, dass eine typische Creme wie Nutella schmecken muss. Doch nicht nur deshalb war der Test für Bio eher unbefriedigend.

Die Stiftung Warentest hat Nuss-Nougat-Cremes bewertet. Die Tester hatten vergessen Samba einzukaufen und fanden, dass eine typische Creme wie Nutella schmecken muss. Doch nicht nur deshalb war der Test für Bio eher unbefriedigend. Getestet wurden sechs Bio-Produkte und 15 konventionelle Nuss-Nougat-Cremes

Platz zwei hinter Testsieger Nutella belegte Gepa Cocoba mit „gut (2,3)“. Bionella von Rapunzel und die Creme von Alnatura lagen mit „befriedigend (2,9)“ und befriedigend (3,2)“ im Mittelfeld. Unter den letzten vier waren drei Biocremes: Vivani bekam noch „befriedigend (3,3), eine LEH-Creme war „mangelhaft“, weil falsch deklariert.

Schlusslicht: Nocciolata von Rigoni di Asiago bekam die Note „mangelhaft (5,2)“. Dabei hatte sie den Testern gut geschmeckt. Doch das Labor fand den Fettschadstoff 3-MCPD, und zwar in einer Konzentration, bei der ein 30 Kilogramm schweres Kind schon mit vier Gramm Creme die empfohlene täglich tolerierbare Aufnahmemenge überschritten hätte. Üblich seien rund 20 Gramm Creme auf einer Scheibe Brot, schreibt die Stiftung. Und weiter: „Der Anbieter teilte mit, dass Produktionsverfahren für sein Sonnenblumenöl sei inzwischen geändert“.

In einer Stellungnahme schreibt Rüdiger Kerschner, der mit seinem Unternehmen Eco-Plus die Produkte von Rigoni di Asiago in Deutschland vertreibt, dass Mitte Februar 2016 erstmals Nocciolata mit dem neuen Bio-Sonnenblumenöl produziert und ausgeliefert worden sei. Ein akkreditiertes Untersuchungslabor habe bei einer Nachweisgrenze von 0,10 mg/kg keine 3-MCPD-Rückstände feststellen können. „Alle aktuellen Nocciolata-Chargen sind quasi frei von dem bemängelten Stoff“, heißt es in dem Schreiben, das an den Handel ging. Kerschner weist auch darauf hin, dass es „für diesen Stoff derzeit in Deutschland und in Europa keinen gesetzlichen Grenzwert gibt. In Expertengremien herrscht Uneinigkeit.“

Detailergebnisse haben es in sich

Auch bei einigen anderen Bio-Cremes haben es Detailergebnisse in sich: In den Produkten von Vivani und Alnatura fanden sich erhöhte Gehalte des Schimmelgiftes Aflatoxin, die über die Haselnüsse eingetragen wurden. Die Grenzwerte wurden zwar eingehalten, schreibt die Stiftung, weist aber darauf hin, dass der Gehalt an Aflatoxin möglichst niedrig sein sollte.

Problematischer sind die Anmerkungen bei der Deklaration. In der Alnatura-Creme fand das Labor statt der deklarierten gemahlenen Bourbon-Vanille nur Vanillin und das synthetische Ethylvanillin. Auch bei Vivani war trotz des angegebenen Bourbonvanilleextrakts keine Vanille nachweisbar, sondern Ethylvanillin. Der künstliche Geschmacksstoff wurde auch in Nocciolata nachgewiesen.

Alnatura schreibt dazu auf seiner Webseite: „Das von Stiftung Warentest analysierte Spektrum der vorhandenen Aromen bestätigte, dass es sich bei der im Alnatura Produkt enthaltenen Vanille um die natürliche Zutat Bourbon-Vanille handelt.“ Das steht im Widerspruch zu der Aussage der Stiftung, es sei „nur“ Vanillin und Ethylvanillin nachgewiesen worden.

Zum Ethylvanillin schreibt Alnatura: „Die von Stiftung Warentest analysierte Menge an Ethylvanillin ist so gering, dass sie geschmacklich nicht wahrnehmbar ist. Dies unterstreicht, dass ein bewusster Einsatz des Stoffes in diesem Falle auch gar keinen Sinn machen würde. Aktuelle Analysen eines unabhängigen Labors bestätigen uns, dass in der Alnatura Nuss-Nougat-Creme kein künstliches Vanillearoma (Ethylvanillin) enthalten ist“. Dennoch wolle man zusammen mit dem Herstellungspartner den Produktionsprozess überprüfen.

Auch die Ecofinia GmbH hat sich zum Ethylvanillin in ihrer Vivani Nuss-Nougat-Creme geäußert. In ihrer Stellungnahme heißt es unter anderem: "Nach der Analyse durch Stiftung Warentest haben wir zwei unabhängige Gegen-Analysen anderer Chargen initiiert. Beide Untersuchungen ergaben, dass kein[nbsp]Ethylvanillin nachweisbar ist." Man arbeite daran, die durch Stiftung Warentest festgestellten Abweichungen für die Zukunft komplett auszuschließen.[nbsp]

Die meisten Bio-Cremes schmeckten den Testern übrigens „gut“ oder gar „sehr gut“. Geruch und Geschmack von Bionella werteten sie als „insgesamt leer“.

RSPO-Palmöl ist konventioneller Standard

Auf zwei Seiten geht die Stiftung Warentest auch auf die Herkunft der Rohstoffe Palmöl, Haselnüsse und Kakao ein. Inhaltlich wird vor allem der Runde Tisch für nachhaltiges Palmöl (RSPO) dargestellt. Kritik daran wird nur kurz erwähnt, ebenso wie die Vorteile von Bio-Palmöl. Das Thema Kinderarbeit bei Kakao wird mit dem Hinweis auf das Nachhaltigkeits-Logo Utz und das Engagement der Firmen im Forum für nachhaltigen Kakao abgefeiert. „Fortschritte bei Kakao“ lautet die Botschaft. Der Text endet mit dem Satz: „Viele Verbraucher wüssten gerne mehr“. Stimmt.

Dazu sollten sie das Kakaobarometer 2015 lesen. Darin erfahren die Fans von konventioneller Schokocreme, dass ein Kakaobauer in der Elfenbeinküste 50 Cent am Tag bekommt und davon kaum leben kann. Womöglich hat das ja auch etwas mit dem Preis von Schokonusscreme und Schokolade bei uns zu tun?

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