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Bio im Test

Nuss-Nougat-Cremes: Süß und ungesund

Ökotest hat Nuss-Nougat-Cremes untersuchen lassen und reichlich rote Karten verteilt – auch für Bio-Produkte. Ebenfalls getestet: Ei-Ersatz und rote Lippenstifte.

Nuss-Nougat-Cremes

5 Bio-Cremes, 15 konventionelle

Die Gepa Cocoba Creme schnitt befriedigend ab. „Mangelhaft“ sind nach Ansicht von Ökotest die Cremes von Alnatura und Dennree. Für den Nuss-Nougat-Aufstrich von Nocciolata und die Rapunzel Tiger Creme gab es die Note „ungenügend“.
Zu Abwertungen führten der Zuckergehalt, Mineralölbestandteile (MOSH) und der Fettschadstoff Glycidol. Beim Zucker wertete Ökotest einen Gehalt über 50 Prozent als „stark erhöht“ (Gepa, Nocciolata) und Anteile von 25 bis 50 Prozent als „erhöht“ (Alnatura, Dennree, Rapunzel). Bei MOSH gelten 1-2 mg/kg als „erhöht“ (Alnatura, Dennree, Nocciolata) und von 2 mg/kg bis 4 mg/kg als „stark erhöht“ (Rapunzel). Bei der Verbraucherorganisation Foodwatch gibt es für Gehalte unter 2 mg/kg noch einen grünen Smiley. Bei den Fettschadstoffen wertete Ökotest ein Gehalt von mehr als 100 µg/kg Glycidol als „erhöht“ ab (Alnatura, Dennree, Rapunzel). Bei Nocciolata und Rapunzel bemängelte Ökotest zudem die Auslobung von Calcium, obwohl der Mineralstoff „nur dann in nennenswerten Mengen enthalten ist, wenn man 100 Gramm davon verzehrt.“ Rapunzel legte laut Ökotest ein Gutachten vor, wonach ein chargengleiches Rückstellmuster einen MOSH-Gehalt von 1,8 mg/kg aufwies.

Die konventionellen Nuss-Nougat-Cremes schnitten ähnlich schlecht ab. Fettschadstoffe spielten dabei aufgrund der Raffination der eingesetzten Öle kaum eine Rolle. Dafür enthielten die Produkte oft deutlich mehr Zucker und MOSH. In der Creme von Granovita fand das Labor Verunreinigungen mit gentechnisch veränderter Sojabohnen, obwohl das Produkt selbst kein Soja enthält.

Das Bundesinstitut für Risikobewertung schreibt, dass Glycidol genotoxische und kanzerogene Eigenschaften besitzt und als wahrscheinlich krebserregend für den Menschen eingestuft wird. Der Schadstoff sollte deshalb in Lebensmitteln soweit als möglich minimiert werden.

Stellungnahmen der Hersteller

BioHandel hat die Hersteller um Stellungnahmen gebeten. Alnatura schreibt, dass das abgewertete Produkt die gesetzlichen Anforderungen in vollem Umfang erfülle und man den Ansatz von Ökotest nicht nahvollziehen könne. So habe die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) für die beanstandeten Fettsäureester vorsorglich eine tägliche tolerierbare Aufnahmemenge festgelegt, die lebenslang ohne Auswirkungen auf die Gesundheit aufgenommen werden kann. „Mit einer üblichen täglichen Portion der Alnatura Nuss-Nougat-Creme, zum Beispiel als Aufstrich auf zwei Scheiben Brot, wird dieser Vorsorgewert deutlich unterschritten.“

Rapunzel macht darauf aufmerksam, dass Ökotest bei den Fettschadstoffen seine Bewertungsmaßstäbe gegenüber dem letzten Test von 2015 deutlich verschärft habe: "2015 bewertete „Öko-Test“ die Tiger-Creme bei einem Gesamtgehalt von 3-MCPD und Glycidylester mit 1,3 mg / kg Fett als „sehr gut“. Heute im März 2018 beurteilt die Zeitschrift den weitaus niedrigeren Gehalt von 0,8 mg / kg Fett mit erhöht und wertet um zwei Noten ab", schreibt Rapunzel in seiner Stellungnahme.

Dennree weist darauf hin, dass für Fettschadstoffe keine gesetzlichen Grenzwerte existieren. "Die von Öko-Test nachgewiesenen Gehalte liegen jedoch im niedrigen Spurenbereich. Gegenüber früheren Untersuchungen konnten bereits Verbesserungen erzielt werden. Wir sind für dieses Thema sensibilisiert und arbeiten mit unseren Lieferanten daran, die Einträge weiter zu senken", heißt es in der Stellungnahme.

Weitere Stellungnahmen haben wir nicht bekommen.

Ei-Ersatz

4 Bio-Podukte, 6 konventionelle

Veggegg von Arche Naturkost und der Natura-Ei-Ersatz aus dem Reformhaus schnitten „gut“ ab. Terra Vegane Egg-Free erhielt die Note „befriedigend“, die Zauberei ohne Ei der Antersdorfer Mühle kam auf „ausreichend“. Grund für die Abwertungen waren „erhöhte“ Gehalte an Mineralölbestandteilen (MOSH) und/oder Chlorat. Dabei wertete Ökotest MOSH-Gehalte von 1 bis 2 mg/kg bereits als „erhöht“. Bei Chlorat gab es für Konzentrationen über 0,1 mg/kg bereits zwei Noten Abzug. Als mögliche Quellen für das Chlorat nannte Ökotest gechlortes Wasser, Düngemittel und in der Produktion eingesetzte Desinfektionsmittel. Die konventionellen Produkte lagen zwischen „sehr gut“ und „ausreichend“.

Lippenstifte

7 Naturkosmetikstifte, 15 konventionelle

Alle Naturkosmetik-Lippenstifte schnitten „sehr gut“ ab, darunter die von Benecos, Dr. Hauschka, Lavera und Sante. Die konventionellen Stifte bekamen fast durchgehend die rote Karte, weil sie reichlich Mineralölestandteile (MOSH und meist auch möglicherweise krebserregende MOAH) enthielten und dazu oft noch bedenkliche Farbstoffe und UV-Filter. Das Bundesinstitut für Risikobewertung sieht bei MOSH im Lippenstift kein großes Problem.

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