Die Mittelamerikanische Kaffee Im- und Export GmbH, kurz Mitka, importiert Fairhandelskaffee aus Mexiko, Guatemala, El Salvador, Honduras und vor allem aus Nicaragua. Seit 30 Jahren ist Mitka bemüht, im direkten Kontakt mit den Erzeugern den Handel gemeinsam fair und nachhaltig zu gestalten. Im Rahmen einer dreitägigen Konferenz trafen sich die Mitka-Mitglieder mit Vertretern der Partner-Kooperativen in Nicaragua. Die Themenpalette reichte von Arbeitsbedingungen und Preisgestaltung bis zu den Auswirkungen des Klimawandels. Exkursionen rundeten das Treffen ab und stärkten die Basis für die Zusammenarbeit. Im Video äußern sich Kooperativenvertreter zu den Vor- und Nachteilen, die ihnen Bio-Anbau und fairer Handel bringen sowie zu ihren Sorgen in Bezug auf die Kaffeepreise, den Klimawandel und die Pflanzenkrankheit Roya (Kaffeerost).
Bild: Das Treffen diente der Begegnung, dem Erfahrungsaustausch und der Erarbeitung neuer Hendelsvereinbarungen.
Nicaragua war Mitte der Neunzehnsiebziger Jahre Schauplatz des Kampfes der sandinistischen Befreiungsbewegung gegen das Somoza-Regime und eines großen gesellschaftlichen Wandels. In Deutschland waren viele alternative-politische Gruppen engagiert, um den Neuanfang in Nicaragua zu unterstützen. Kaffee spielte dabei eine wichtige Rolle. So gründeten im Jahre 1986 die Mitglieder des Vereins Adelante die Mitka GmbH, um[nbsp] Kaffee aus Nicaragua zu importieren. Zum einen sollte damit die sandinistische Bewegung auf der praktischen Ebene und finanziell unterstützt werden, zum anderen wollte man in Deutschland anhand des Kaffeeverkaufs über die politische Situation in Nicaragua informieren und Solidarität zeigen.
Bilder: Kaffee-Aufbereitungsanlage des Kooperativenverbandes Soppexcca: Anlieferung, Reinigung, Handsortierung, Lager,[nbsp]
Heute ist Mitka mit einem jährlichen Volumen von etwa 300 Tonnen (ca 18 Container) einer der bedeutenden Importeure von fair gehandeltem Kaffee aus Mittelamerika. Die Gesellschafter, dwp, El Puente, el rojito, Fairbindung, FairHandeln! , Heidelberger Partnerschaftskaffee, Nicaragua Libre, Ökotopia, Venceremos importieren den Rohkaffee. Der Bio-Anteil liegt bei ca. 90 Prozent. Zum überwiegenden Teil handelt es sich noch um die Gründungsmitglieder, die seit 30 Jahren im fairen Handel aktiv sind und deren Firmensitze über ganz Deutschland verstreut sind. Das Mitka-Büro führt Anne Löwisch in Berlin, sie koordiniert die Geschäfte und hält engen Kontakt zu den Kooperativen.
Mitka sieht sich als nicht nur als fairer Handelspartner für mehrere Tausend Kleinbauern, die in Kooperativenverbänden und Einzelkooperativen in Mexiko, Guatemala, El Salvador, Honduras und Nicaragua organisiert sind, sondern auch als faire Einkaufsgemeinschaft, deren Ziel nicht Preiswettbewerb heißt, sondern solidarische Zusammenarbeit. „Bei der Abwicklung des Imports werden für alle Mitgliedsunternehmen, ob groß der klein, gleiche Bedingungen angestrebt“, erklärt Anne Löwisch. „Wir wollen das so unkompliziert wie möglich handhaben.“ Die Mitka[nbsp] sammelt die Bestellungen ihrer Mitglieder und schließt die Verträge mit den Kooperativen. Sie ist für den laufenden Kontakt zu den Kooperativen, Finanzierung, Import des Rohkaffees nach Bremen, hiesige Biozertifizierung und Bereitstellung des Rohkaffees zuständig. Der Kaffee wird zu verschiedenen Röstereien gebracht, im schonenden Langzeitverfahren geröstet und geht anschließend in den Besitz der einzelnen MIitka-Gruppen über. Veredelt und individuell verpackt wird die Kaffee-Vielfalt von den Unternehmen in erster Linie an die rund 1000 Weltläden vermarktet. Aber auch Naturkostgeschäfte, z.T. der LEH, die Gastronomie und Vereine sind Kunden, der Absatz über das Internet ist im Wachsen begriffen.
Bild: In Managua versammelten sich die Gesellschafter von Mitka und die Vertreter der Kooperativen
Die Mitka-Mitglieder stellten sich auch kritische Fragen in Managua. Die Diskussion um das Preismodell prägte den ersten Tag des Treffens. „Der Preis soll nicht nur die Kosten decken, sondern den Bauern ein auskömmliches Leben sichern, Bildung, soziale und Gesundheitsvorsorge sichern“, plädiert Stefan Bockemühl von El Puente. In Arbeitsgruppen und im Plenum näherte man sich einer Lösung an, die den Bedürfnissen der Erzeuger und Kooperativen noch besser[nbsp] entgegenkommt. Die Problematik des oft recht schwankenden Weltmarktpreises und die Praxis der „Fliegenden Kaffee-Aufkäufer“, auch „Coyotes“ genannt, die Bargeld für den Rohkaffee bieten, wenn es die Bauern am Anfang der Saison dringend benötigen, kann auch ein noch so ausgeklügeltes Preissystem nicht immer ausgleichen. Marcio Rodriguez, der Philosoph unter den Kooperativenvertretern stellt fest: „Wir suchen nach einem gerechten Preis in einer ungerechten Welt. Aber wir sind deshalb sehr froh, dass wir hier ein Mitsprachrecht haben. Andere Händler fragen uns gar nicht.“
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Bilder: Kommunikation auf Augenhöhe: Im Garten des Versammlungsortes erzählen sich die Teilnehmer gegenseitig, was sie machen.
Das derzeitige Preismodell von Mitka, das von einem Basispreis ausgeht und verschiedene Zuschläge für Qualität, Bio und den Ausbau der Strukturen bei den Kooperativen vorsieht, wurde auf den Prüfstand gestellt. Im Unterschied zum üblichen Handelspraktiken wird der Basispreis nicht anhand des Weltmarktpreises eines einzigen Tages festgelegt, sondern anhand des Durchschnittspreises während der gesamten Erntezeit berechnet. Schließlich einigte man sich demokratisch auf die Weiterführung dieses System mit einer Erhöhung des Mindestpreises. Es herrscht schließlich große Einigkeit und die Kooperativenvertreter bringen ihre Wertschätzung für den demokratischen Prozess zum Ausdruck: „Wir haben ein gutes System. Vor allem schätzen wir die hervorragende Kommunikation mit Mitka, das Verständnis, das uns entgegengebracht wird und dass wir auf Augenhöhe miteinander sprechen“, erklärt Marcio aus Pueblo Nueo in Nicaragua im Plenum und fügt hinzu „Mitka ist das beste, was uns passieren konnte.“
Die Prämien sind für die Kooperativen sehr wichtig, gewährleisten sie doch beispielsweise den Aufbau von medizinischer Versorgung, Bildungseinrichtungen oder Infrastrukturen und technischen Verbesserungen für die Kooperative.
Bild: Mit Prämiengeldern konnten Lager, Unterkünfte für Erntehelfer und ein Gemeinschaftsraum beim Kooperativenverband Soppexcca gebaut werden
Auch wenn der faire Handel nur etwa drei Prozent des Kaffee-Exports ausmacht, haben doch Zehntausende von Menschen in Nicaragua ein besseres Leben dadurch, ist Otmar Meyer überzeugt. Vor 30 Jahren begann er, die Strukturen des fairen Handels in Nicaragua mit aufzubauen. Er kennt die Situation der Kleinbauern sehr gut und berät Kooperativen. Auch bei der Mitka-Veranstaltung hat er seine Kompetenz eingebracht und moderiert. Er sagt: „Wir haben durch den Fairen Handel solide Strukturen in vielen Bereichen – nicht nur in Bezug auf die Kaffeeproduktion, geschaffen, die auch den Kommunen sehr zugute kommen. Ohne fairen Handel wäre vieles hier nicht entstanden.“ Die Fairhandelsunternehmen aus Europa haben diese Strukturen gefördert, so Meyer. Die Rolle von Mitka hebt er besonders hervor. „Mitka war die erste und lange die einzige Firma, die konsequent den Bio-Anbau und die lokale Bio-Zertifizierung unterstützt hat. Insgesamt lobt er die Arbeit sehr: „Mitka investiert in Basisdemokratie, Verbesserung der Standards, Weiterbildung und Vernetzung wie keine andere Fairhandelsorganisation. Sie ist risikobereit und scheut sich auch nicht, kleine Kooperativen aufzunehmen, um sie in das Fairhandelssystem zu integrieren, ohne Aussicht auf schnelle unternehmerische Vorteile.“
Bild: Otmar Meyer (links) moderierte große Teile der Veranstaltung.
Handelspartner von MITKA (Beschreibung der Kooperativen http://www.mitka.de/partner.html)
Nicaragua: Kooperativenverbände UCPCO, SOPPEXCCA und Cosatin, Kooperativen La Providencia und Guardabarranco
El Salvador: Kooperative Las Lajas
Mexiko: Kooperative Paluch'en und der Kooperativenverband Yeni Navan
Honduras: Kooperative COMBRIFOL
Guatemala: Kooperative AMNSI.
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