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Wie Online-Tastings Verkostungen im Laden ersetzen können

Geschmackserlebnisse sind im Lebensmittelhandel unverzichtbar. Verkostungen in Zeiten der Corona-Pandemie schienen anfangs nicht realisierbar. Einige Hersteller haben es dennoch ausprobiert.

Schafkäse ist Geschmackssache. Die einen haben Vorbehalte, andere sind einfach Genießer und wollen probieren, bevor sie kaufen. Doch wie soll das gehen, wenn strengste Hygienevorgaben die Nähe zur Kundschaft einschränken? Der Familienbetrieb Maisch, der auf dem Reutebachhof im schwäbischen Geifertshofen Schafe hält, Milch verarbeitet und auch über Bioläden verkauft, ließ sich etwas einfallen. Inhaber Lorenz Maisch tat sich mit einem befreundeten Winzer zusammen und organisierte ein virtuelles Tasting.

Facebook als virtueller Verkostungstreff

Die beiden suchten vier passende Wein-Käse-Paare aus und machten Werbung für das gemeinsame Online-Tasting, das via Facebook stattfinden sollte. Im Vorfeld verkauften sie 60 Musterpakete, die jeweils Käse und Wein für zwei Personen enthielten. Für die Aufnahme holten sie sich Unterstützung eines technisch versierten Menschen, der auch die Chat-Anfragen moderierte.

Dann richteten sie Wein, Wasser, Käse und Brot an, entfachten im Holzofen ein heimeliges Feuer und legten los. Zwei Stunden bieten viel Raum zum Kennenlernen, für Anekdoten, Hintergrundgeschichten, Rezepttipps, zum Frotzeln und um Nähe zu schaffen. „Wir wollten uns als Erzeuger präsentieren, die hinter ihren Produkten stehen“, sagt Lorenz Maisch. Verkostung und Produktwerbung liefen fast nebenbei.

Ein Erfolg: Direkt nach der Veranstaltung zählte Facebook 350 Aufrufe und 170 Kommentare, zwei Wochen später hatte sich die Zahl der Aufrufe auf 1.400 erhöht, und die Musterpakete boten sie anschließend als Weihnachtsgeschenk-Pakete an.

Tastings für Händler und Endverbraucher

Der Bio-Wein-Importeur Riegel am Bodensee bot schon kurz nach Beginn der Corona-Pandemie das erste Online-Tasting an. In dem Raum, in dem früher analog verkostet wurde, steht nun hin und wieder der Wein- und Käse-Sommelier Jörg Hurrle vor der Kamera.

„Wir bieten das vor allem für Fachhandel-Kunden an, manchmal auch für Endverbraucher“, berichtet Simone Zilch-Riegel, Projektmanagerin und zuständig fürs Marketing. Für den Fachhandel hat das eher Fortbildungs-Charakter, für Endkunden wird’s zum Event. Ein Musterpaket mit Broschüren und Tasting-Unterlagen bekommen die Teilnehmenden im Vorfeld zugeschickt.

Technisches Equipment als Grundlage

Die ersten Verkostungs-Sessions wurden noch mit Handy aufgenommen; inzwischen besteht die Ausrüstung aus einer externen Kamera, einem extra Mikrofon und Lampen, die gut ausleuchten. „Wer gut hört und sieht, kann sich länger konzentrieren“, weiß die Projektmanagerin. Meistens trage ein Experte vor und ein Kollege moderiere den Chat.

Natürlich ließe sich eine Verkostung auch als jederzeit zugängliches Video produzieren. „Aber ansprechender ist es, wenn das Publikum Fragen stellen kann“, ist Zilch-Riegels Erfahrung. Für Veranstaltungen mit Chat rechnet sie maximal 30 Teilnehmende ein, damit jeder die Chance hat, sich zu beteiligen.

Es macht viel Spaß und wir erreichen ein anderes Publikum.

Simone Zilch-Riegel, Peter Riegel Weinimport

Eine Regel lernten die Veranstalter schnell: „Gerade wenn mehrere daheim mit verkosten, müssen sie ihre Mikrofone ausschalten.“ Sonst käme es zu störenden Hintergrundgeräuschen. Und noch etwas haben die Veranstalter gelernt: „Für Menschen, die mit der Technik nicht so zurechtkommen, geben wir eine Telefonnummer durch, unter der sie Unterstützung bekommen.“ Das vorläufige Resümee der Marketing-Frau: „Es macht viel Spaß, wir erreichen ein anderes Publikum und die Menschen sparen sich die Fahrt zu uns.“

Ab März startet BioHandel mit Meet&Taste eine neue Veranstaltung für Ladner und Hersteller: Innerhalb einer moderierten, digitalen
Zusammenkunft können die Teilnehmer gemeinsam neue Produkte testen und sich mit den Herstellern darüber austauschen.

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