Alles begann mit einem kleinen Labor und einem Heilpflanzengarten. Hundert Jahre später gehört Weleda zu den weltweit größten Anbietern von Naturkosmetik und anthroposophischen Arzneimitteln. Die Produkte des Schweizer Unternehmens mit einer deutschen Niederlassung in Schwäbisch-Gmünd stehen bundesweit unter anderem in Bioläden, Drogerien oder Apotheken. Rund um den Globus beschäftigt Weleda 2500 Mitarbeitende und ist in 50 Ländern auf dem Markt.
Umsatzknick in 2020
Im Corona-Jahr 2020 erlebte das Unternehmen einen Umsatzknick. Unterm Strich standen 424,1 Millionen Euro und ein Minus von 1,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr, wie Weleda Ende Oktober bei einer Pressekonferenz bekannt gab. „Wir sind sehr zufrieden damit, wie wir durch die Krise gekommen sind mit unserer Art zu wirtschaften“, sagt Weleda-Chefin Nataliya Yarmolenko im Gespräch mit BioHandel. „Wie gut wir das geschafft haben, zeigt, dass wir ein krisenresistentes Unternehmen sind.“
Damit das so bleibt, will Weleda wieder profitabler werden. Die eigene Art zu wirtschaften hat das seit der Gründung 1921 werteorientierte Unternehmen in seinem Jubiläumsjahr neu überdacht. „Wir haben uns noch einmal stärker der Nachhaltigkeit verpflichtet, denn wir sehen uns als Pionier des nachhaltigen Wirtschaftens“, sagt Yarmolenko. 2021 wirtschaftete Weleda laut eigenen Angaben global klimaneutral. Zusätzlich zu allen bestehenden Initiativen werde das Unternehmen künftig ein Prozent des Umsatzes in Nachhaltigkeit investieren.
Auch seine Haltung zu Wachstum und Gewinn hat der Naturkosmetik-Spezialist nun in der Unternehmensstrategie verankert. „Wir sehen Wachstum und Gewinn nicht als Selbstzweck. Wir wollen nicht wachsen, um Gewinn zu erzielen, sondern um unsere Relevanz zu erhöhen und dadurch nachhaltigen Konsum und nachhaltiges Wirtschaften weiter vorantreiben zu können“, erläutert Yarmolenko.
Bio-Fachhandel spielt wichtige Rolle
Der Naturkostfachhandel ist dabei ein wichtiger Absatzkanal für Weleda. „Wir wissen, dass Menschen, die Bio-Lebensmittel kaufen, auch häufiger zu Weleda-Produkten greifen als andere“, sagt Yarmolenko. Ein Unverpackt-Pilotprojekt mit Alnatura ist aus Sicht von Weleda „sehr gut angelaufen“.
In einigen Super Natur Märkten des Filialisten können Kunden seit April an Unverpackt-Stationen unter anderem Körperöle, Duschgele und Flüssigseifen in wiederverwendbare Gefäße abfüllen, auch von Weleda. „Wir haben erste Ergebnisse bekommen, und prüfen jetzt gerade, wie wir diese Projekte größer machen können und da kommt für uns wahrscheinlich der Bio-Fachhandel auch weiter infrage“, berichtet Yarmolenko.
Mit Naturkosmetik auf Erfolgskurs
Am Weleda-Umsatz in Deutschland machte der Bio-Fachhandel laut Yarmolenko 2020 einen prozentualen Anteil im niedrigen zweistelligen Bereich aus, und habe sich in der Corona-Zeit als „außerordentlich robust“ erwiesen. Die stärksten Umsatzeinbußen verbuchte Weleda beim Verkauf von Arzneimitteln. In der Kosmetiksparte wuchs das Unternehmen dagegen weltweit um zwei Prozent. Angaben für Deutschland machte Weleda für diesen Zeitraum nicht.
Der deutsche Gesamtmarkt für Naturkosmetik wuchs 2020 um 5,7 Prozent. Auch im ersten Halbjahr 2021 legte die Sparte um rund fünf Prozent zu. So steht es in den jeweiligen Ausgaben des Naturkosmetik Branchenmonitors, den der Beratungs- und Informationsdienst The New zweimal jährlich herausgibt.
Nachhaltige Lieferkette für stabile Preise
Weleda verbuchte bei der Naturkosmetik in den ersten sechs Monaten dieses Jahres ein Plus von 2,5 Prozent. Um den positiven Kurs fortzuführen, setzt das Unternehmen auch auf den Bio-Fachhandel. „Die gute Beziehung und gute Entwicklung im Bio-Fachhandel ist uns eine Herzensangelegenheit“, so Yarmolenko.
Ob Händler angesichts mangelnder Rohstoffe und den Plänen von Weleda, profitabler zu werden, mit steigenden Preisen rechnen müssen? „Natürlich sind wir wie alle anderen auch mit steigenden Rohstoffpreisen konfrontiert“, erklärt Yarmolenko. Jedoch wolle Weleda die Lieferkette langfristig und nachhaltig ausrichten, um Kosten und Preise stabil halten zu können. Yarmolenko betont: „Unsere Strategie zielt nicht darauf ab, über Preiserhöhungen den Gewinn zu maximieren, das möchte ich klar sagen.“
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