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Warum Hochglanzkohlrabi der Umwelt schadet

Die Standards des Lebensmitteleinzelhandels für Obst und Gemüse belasten die Umwelt. In einer neuen Studie berichtet das Umweltbundesamt, warum das so ist und was es braucht, um krummes Gemüse als Norm zu etablieren.

In einer Studie hat das Umweltbundesamt (UBA) Beispiele für überzogene und umweltschädliche Handelsstandards zusammengetragen. Ein Beispiel: Gemüsesorten wie Kohlrabi, Radieschen, Blumenkohl und den Bund Möhren vermarktet der Handel gerne mit makellosem, satt grünem Blatt, um Frische zu signalisieren.

„Um dies zu erreichen, setzen die Anbaubetriebe häufig kurz vor der Ernte zusätzlichen Dünger ein, der von den Pflanzen jedoch nicht mehr vollständig aufgenommen wird“, schreibt das UBA. Das führe zu Nährstoffüberschüssen, die das Grundwasser belasten. Das UBA empfiehlt, auf diese Praxis zu verzichten und die Blätter auf dem Feld zu belassen. Dort „würden sie dem Humusaufbau und der Nährstoffversorgung der Folgefrucht dienen und damit Düngemittel einsparen“.

Hauptsache der Apfel glänzt

Das UBA erwähnt auch die vom Handel geforderten Mindestgrößen bei Gemüse, die nach Stückpreis vermarktet werden. Für Kohlrabi würden oft zehn Zentimeter Durchmesser und mehr vorgegeben. „Kleinere Knollen werden den Erzeugerbetrieben häufig nicht abgenommen“.

Weitere Probleme: Backweizen wird oft kurz vor der Ernte noch gedüngt, um den Eiweißgehalt zu erhöhen. Der meiste Dünger versickert ungenutzt. Um den gesundheitlich unbedenklichen Apfelsilberschorf zu vermeiden, würden Äpfel häufig mit krebserregenden oder entwicklungsschädigenden Pestiziden behandelt. Beim Porreeanbau komme ein bienentoxisches Pestizid zum Einsatz, um gesundheitlich unbedenklichen Blattscheckungen zu vermeiden, die durch Insekten (Thripse) verursacht werden.

Vermarktung krummer Erzeugnisse braucht Aufklärung

Zwar gebe es im Handel alternative Ansätze, etwa krummes Gemüse unter eigenem Label zu verkaufen, „Die Reichweite und Relevanz dieser Ansätze sind bislang jedoch noch als marginal zu bewerten“, schreibt die Behörde. Sie empfiehlt dem Handel, Standards zu ändern und zu entschärfen und bei neuen Regelungen die Umweltauswirkungen vorher zu überprüfen.

Praxisstudien könnten solche Effekte messbar machen und damit die Sensibilität bei den Beteiligten der Wertschöpfungskette erhöhen. Daneben braucht es aus Sicht des Amtes viel Aufklärung mit dem Ziel einer langfristigen „Entwöhnung von Hochglanzprodukten“, wie sie derzeit im Handel zu finden seien. „Endverbrauchende müssen lernen, dass Waren, die die hohen äußeren Qualitätsstandards nicht erfüllen, hinsichtlich der inneren Qualität aber einwandfrei sind und unbedenklich verzehrt werden können“, schreibt das UBA.

Der Titel der gesamten Studie des Umweltbundesamtes lautet: "Umwelt-und klimarelevante Qualitätsstandards im Lebensmitteleinzelhandel - Ursachen und Lösungen"

Zur Studie

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