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Vor Parlamentsdebatte

Bio-Verbände warnen vor Aufweichung der Gentechnik-Vorschriften

Am Donnerstag diskutiert das EU-Parlament das geplante EU-Gesetz zu Neuen Gentechniken. Mitte 2023 soll darüber entschieden werden.

Vor einer Diskussion über Neue Gentechniken im EU-Parlament am Donnerstag haben Bio-Verbände erneut vor einer Aufweichung der Gentechnik-Vorschriften gewarnt. So kritisieren der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) und dessen Mitglieder in einer Resolution erneut die Pläne der EU-Kommission, bestimmte Gentechniken weniger stringent als bisher zu regulieren. So sieht ein entsprechender Gesetzesvorschlag aus Brüssel vor, dass neue Gentechnikverfahren wie CRISPR/Cas von der Regulierung und damit von der Verpflichtung zu Risikoprüfung und Kennzeichnung ausgenommen werden.

Nach dem Willen der EU-Kommission sollen die seit 2001 geltenden Rechtsvorschriften für genveränderte Organismen (GVO) an den aktuellen Stand der Wissenschaft angepasst werden. Bislang gilt in Europa das Vorsorgeprinzip: gentechnisch veränderte Sorten werden erst dann zugelassen, wenn beispielsweise negative Effekte auf Umwelt und Natur ausgeschlossen werden können.

Mit der sogenannten Genschere CRISPR/Cas können Gene gezielt geteilt, verändert und ergänzt werden. Anders als bei älteren Verfahren geschieht das ohne den Einsatz von fremdem Erbgut. Trotz dieser umfassenden Möglichkeiten, DNA zu manipulieren, ist die EU-Kommission der Auffassung, dass Pflanzen, die durch die Genschere entstanden sind, im Einklang mit den Zielen des europäischen Green Deal stehen.

Deutsche geben Milliarden für gentechnikfreie Produkte aus

Das Risiko einer Genom-Editierung muss immer im Einzelfall geprüft werden”, sagt Bioland-Präsident Jan Plagge. Mit dem geplanten Gesetzesvorhaben wären jedoch weder eine Risikoprüfung noch eine Kennzeichnungspflicht entsprechender Gentechnik-Verfahren noch garantiert. Dadurch würde auch den Verbraucherinnen und Verbrauchern die Möglichkeit genommen, sich für gentechnikfreie Lebensmittel und damit auch für gentechnikfreien Anbau in der EU zu entscheiden, so Plagge. „Diese Freiheit kann es aber nur geben, wenn auch für Neue Gentechnik eine lückenlose Kennzeichnungspflicht gilt“, so der Bioland-Präsident.

„Die EU-Gesetzgebung muss sicherstellen, dass gentechnikfreie Landwirtschaft möglich bleibt und vor Kontaminationen durch GVO geschützt wird“, fordert auch die BÖLW-Vorstandsvorsitzende Tina Andres. „Statt sich zum Erfüllungsgehilfen der Gentechnik-Lobby zu machen, muss die EU-Kommission respektieren, dass die überwältigende Mehrheit der EU-Bürgerinnen und -Bürger Lebensmittel ohne Gentechnik bevorzugt.”

Mehr als 400.000 Menschen haben bislang eine EU-weite Petition für die Beibehaltung einer strengeren Regulierung von Gentechnik unterschrieben. In Deutschland haben die Menschen im vergangenen Jahr rund 13,2 Milliarden Euro für Produkte ausgegeben, die das Siegel „Ohne Gentechnik“ tragen.

Hier geht's zur Petition gegen eine Gentechnik-Deregulierung

Online-Petition

„Kein Freifahrtschein für Gentechnik“

Der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft sammelt Unterschriften gegen die Pläne der EU-Kommission, das Gentechnikrecht zugunsten neuer gentechnischer Verfahren zu ändern.

„Die große Mehrheit der Menschen in Europa will Lebensmittel, die ohne den Einsatz von Gentechnik hergestellt wurden“, heißt es beim BÖLW. Das Vertrauen der Verbraucherinnen und Verbraucher in die Qualität europäischer Lebensmittel dürfe nicht durch Deregulierung zerstört werden. „Denn das würde die Existenz von Millionen bäuerlicher Betriebe und der mit ihnen kooperierenden Unternehmen in Verarbeitung und Handel gefährden“, warnt der Bio-Spitzenverband.

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