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Reformhaus-Verbund verkündet Trendwende

Die Reformhaus-Genossenschaft blickt optimistisch in die Zukunft: Das Umsatzminus in 2022 fiel geringer aus als erwartet, im ersten Halbjahr gab es sogar wieder Wachstum. Das sind die aktuellen Zahlen und Entwicklungen.

Auch die Reformhäuser bekommen die Kaufzurückhaltung der Kundschaft zu spüren, aber nicht in dem Maße, wie das Marktforschungsinstitut GfK erwartet hatte. Im zurückliegenden Geschäftsjahr erwirtschafteten die der Reformhaus-Genossenschaft angeschlossenen rund 1.000 Fachgeschäfte einen Umsatz von 730 Millionen Euro. Das sind 4,6 Prozent weniger als im Vorjahr, gab Reformhaus am Donnerstag bekannt.

Damit liege das Minus deutlich unter den von der GfK prognostizierten 37 Prozent, teilte Reformhaus mit. Die Marktforscher fassten bei der besagten Berechnung den Naturkostfachhandel und den Reformwarenhandel zusammen. „Wir können viel mehr als nur Bio-Lebensmittel; die vielseitige Sortimentsstruktur sowie das bestens ausgebildete Fachpersonal stärkt unser Geschäft“, sagte Reformhaus-Vorstand Rainer Plum.

Analyse: Stabile Kundenzahlen, steigende Bonwerte

Die Umsatzzahlen des ersten Halbjahrs 2023 scheinen dies zu bestätigen. Nach einem verhaltenen Jahresbeginn haben die Monate Mai und Juni frischen Wind in die Läden gebracht, lässt Reformhaus verlauten. Die angeschlossenen Fachgeschäfte konnten über die sechs Monate gerechnet ein Plus von 1,7 Prozent erwirtschaften.

Diesen Aufwärtstrend beobachtet auch das Marktforschungsinstitut bioVista auf Grundlage der Daten von ca. zweihundert Reformhäusern. „Seit dem Jahreswechsel stabilisieren sich die Reformhaus-Umsätze mit einem deutlichen Plus im Mai von 4,6 Prozent und Juni von 5,9 Prozent,“ zitiert Reformhaus Fabian Ganz von bioVista. Auch die Kundenfrequenz sei stabil. Zugleich stiegen die Bonwerte im Beobachtungszeitraum über das durch Inflation erklärbare Niveau hinaus, der Absatz allerdings blieb weiterhin rückläufig, fasst Ganz die Ergebnisse zusammen.

Auch die Umsätze im Bio-Fachhandel entwicklen sich nach einer langen Durststrecke im zweiten Quartal 2023 wieder leicht nach oben. Das zeigten die neusten Daten, die der Unternehmensberater Klaus Braun für das Umsatzbarometer BioHandel erhob. In den Naturkost-Fachgeschäften stiegen die Bonzahlen ebenfalls. Anders als bei den Reformhäusern, kam das aktuelle Umsatzplus aber größtenteils nur durch die höheren Preise zustande. Wie der Reform- verkauft auch der Bio-Fachhandel weiterhin signifikant weniger Ware.

Kaufverhalten: Weniger Lebensmittel, mehr Gesundheitsprodukte

Was die Entwicklung der unterschiedlichen Sortimente angeht, so sind die Umsätze mit Bio-Lebensmitteln in den Reformhäusern weiter leicht rückläufig. Das gilt vor allem für jene Produkte, die auch der Lebensmittelhandel und die Drogeriemärkte führen, berichtet der Reformhaus-Verbund.

Umsatztreiber seien hingegen freiverkäufliche Naturarzneimittel, Kur- und Nahrungsergänzungsmittel sowie zertifizierte Naturkosmetik. „In der Selbstmedikation, die bei Kund:innen zunehmend gefragt ist, können wir unsere hohe Beratungskompetenz für ganzheitliche Gesundheit und natürliche Schönheit ausspielen“, erläutert Rainer Plum. Neben den hochpreisigen, beratungsintensiven Sortimenten sollen auch Non-Food-Artikel zunehmend gefragt sein.

Im Bio-Fachhandel, wo Naturkosmetik von jeher einen geringeren Stellenwert hat, gab es herbe Umsatzrückgänge zu beklagen. Die Talsohle scheint laut Fabian Ganz aber durchschritten, auch dort erholen sich die Umsätze mit Kosmetik langsam wieder.

Prognose: Umsatzstarke Monate, sinkende Inflation

Was sind die Aussichten für das zweite Halbjahr? Rainer Plum ist positiv gestimmt. Denn die Monate September bis Dezember zählten traditionell zu den umsatzstärksten im Reformhaus-Markt. Und der derzeitige Rückgang der Inflation lasse auf kauffreudigere Kundschaft hoffen. „Wir sehen als beratendes Fachgeschäft mit moderatem Optimismus in die nähere Zukunft“, sagt Plum. „Unsere Kund:innen vertrauen auf die Qualität unserer Naturprodukte-Sortimente.“ (frw)

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