Obwohl auch neue Gesichter unter Bioladen-Kunden registriert wurden, hat sich die Zahl der Bons nicht wesentlich geändert. Laut bioVista sank die Bonzahl im Bio-Fachhandel sogar – im Schnitt um 0,6 Prozent im Vergleich zum März 2019. In absoluten Zahlen ging die Kundenzahl von durchschnittlich 389 auf 387 Kunden pro Tag zurück. Dafür stieg die Bonhöhe exorbitant an: von 17,06 Euro auf 22,26 Euro.
One-Stop-Shopping treibt Bonwert in die Höhe
bioVista-Vertriebsleiter Fabian Ganz führt dieses Phänomen auf ein One-Stop-Shopping der Kunden zurück: Gingen sie im Vorjahr noch häufiger in den Bioladen, so haben sie wegen der Ansteckungsgefahr mit dem Corona-Virus ihre Besuchsfrequenz auf das Nötigste beschränkt. Bei den Einkäufen wurde also vermutlich gleich der Bedarf für einen längeren Zeitraum erworben, was sich auch in der Bonhöhe spiegelt. Wenn von den neuen Kunden nach der Krise noch viele bleiben und die Stammkunden zu ihren alten Einkaufsgewohnheiten zurückkehren, dürfte sich das Verhältnis wieder umkehren: steigende Bonzahl, sinkende Bonhöhen.
Umsatz stärker als im Weihnachtsgeschäft
Mit einem durchschnittlichen Umsatzplus von 31 Prozent war der März 2020 für den Bio-Fachhandel erfolgreicher als das Weihnachtsgeschäft im Dezember. Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Weil Außer-Haus-Verpflegung kaum möglich war, musste mehr zuhause gekocht werden. Zudem wurde wohl von vielen Kunden ein kompletter Shut down befürchtet. Hamsterkäufe waren die Folge. Von der Umsatzsteigerung des Bio-Fachhandels konnten alle Umsatzklassen gleichermaßen profitieren:
Verkaufsfläche |
Umsatzplus |
bis 100 qm |
32,0 % |
100 bis 299 qm |
34,3 % |
200 bis 399 qm |
28,6 % |
ab 400 qm |
31,1 % |
Entwicklung der Umsatzklassen im Bio-Fachhandel im März
© bioVista 2020
Trockenware mit höchsten Zuwächsen
Mit einem Umsatzplus von 52,5 Prozent im Vergleich zum März 2019 ist der Bereich Trockenware am erfolgreichsten. Wesentlich dazu beigetragen haben die Umsatzsteigerungen bei Mehl (+126 %), Reis (+124 %) und Hülsenfrüchte (+137,6 %). Auch Nüsse und Nusskerne (+ 49%) sind unter den Umsatztreibern. Die in dieser Kategorie auch enthaltenen salzigen Nüsse waren nach Einschätzung von Fabian Ganz für die Abende vor dem Fernseher gedacht. Kaffee dagegen habe sich trotz sattem Umsatzplus von 37,7 Prozent nur unterdurchschnittlich entwickelt. Trockenprodukte wurden im Schnitt um rund 2 Prozent teurer verkauft. Folgende Fachhandelsmarken konnten vom Krisenboom am meisten profitieren:
Marken |
Umsatzplus pro Laden |
Zuwachs |
Rapunzel |
ca. 4.000 Euro |
+ 48 % |
dennree |
ca. 1.700 Euro |
+ 37 % |
bioladen |
ca. 1.300 Euro |
+ 48 % |
Spielberger |
ca. 1.250 Euro |
+120 % |
Entwicklung von Fachhandelsmarken im März © bioVista 2020
Frische legt zu und wird teurer verkauft
Den Zuwachs bei der EAN-codierten Frische beziffert bioVista auf 26,9 Prozent. Die Ware wurde im Schnitt um 4,8 Prozent teurer verkauft als noch im März 2019. Während Milch und klassische Milchprodukte nur moderat wuchsen, gab es bei den pflanzlichen Drinks ein Plus von rund 55 Prozent. Vertriebsleiter Fabian Ganz geht davon aus, dass die länger haltbaren pflanzlichen Drinks gezielt ausgewählt wurden, um einen Vorrat in der Krise zu haben. Auch Tofu gehörte mit rund 50 Prozent Plus zu den Gewinnern im März.
Gesundheitsaspekt dominiert bei Getränken
Wer gedacht hatte, dass sich deutsche Bio-Käufer aus Frust wegen der Corona-Krise die Kante geben, wird enttäuscht: Weder beim Wein noch beim Bier gab es auffällige Zuwächse bei den Absatzzahlen. Sie lagen in beiden Kategorien um die 20 Prozent. Stattdessen kamen die Fruchtsäfte mit einem Absatz-Plus von 30 Prozent zu Zuge. Bei den Frucht-Muttersäften und den Smoothies waren es sogar über 50 Prozent. Fabian Ganz geht davon aus, dass viele Verbraucher diese Getränke zur Stärkung ihres Immunsystems gekauft haben. Das Absatz-Plus bei Getränken insgesamt lag bei 16 Prozent, der Umsatz stieg um 22 Prozent.
Kosmetik-Sortiment profitiert von Hygiene-Vorgaben
Mit einem Umsatzplus von rund 25 Prozent hat die Corona-Krise die Kosmetik-Abteilungen des Bio-Fachhandels gepusht. Körperreinigung (+ 81,8 %) und Mundhygiene (+ 40,3 %) sind dabei die Treiber. Die dekorative Kosmetik verliert dagegen 28 Prozent Umsatz. Grund: Wegen der Kontaktbeschränkungen und der Arbeit im Homeoffice gab es weniger Anlässe, um sich zu schminken. Zudem seien in den Läden aus hygienischen Gründen keine Tester mehr verfügbar gewesen.
Zuwächse hat es laut bioVista bei den Haarfarben gegeben. Weil die Frisör-Läden geschlossen waren, haben offenbar mehr Menschen zur Selbsthilfe gegriffen, vermutet Fabian Ganz. Sonnenschutz erwies sich wegen der schwindenden Aussicht auf Urlaub dagegen als Ladenhüter.
Bei Nonfood glänzt das Klopapier
Der bis heute unergründete Klopapierhype hat auch die Bio-Kunden erfasst: Mit einem Plus von 226,7 Prozent ist der Hygieneartikel im März absolute Spitze im Nonfoodsortiment und erklimmt Platz 4 bei den umsatzrelevanten Produkten. Geschirrspülmittel (Hand) verzeichnen auch einen Zuwachs, weil mehr zuhause gekocht wurde und damit auch mehr gespült werden musste - aber wohl auch, weil wegen der Seifenknappheit die Mittel als Substitut benutzt wurden. Putzmittel gehörten im März ebenfalls zu den Aufsteigern. Fabian Ganz vermutet, dass durch Kontaktverbote und Kurzarbeit endlich mal Zeit war, die Wohnung oder das Haus gründlich zu reinigen.
Zu bioVista
Für das Handelspanel wertet bioVista im Schnitt 28 Millionen Bons von 260 teilnehmenden Einzelhändlern aus. Damit werden rund 10 Prozent der Läden mit ca. 12 bis 13 Prozent Umsatzanteil am Bio-Fachhandel erfasst. . Bio-Fachhändler erhalten kostenfreie Auswertungen zur Sortimentsoptimierung als Gegenleistung für die Bereitstellung der Scannerdaten.
Am bioVista Webinar, das erstmals angeboten wurde, nahmen knapp 70 Personen teil.
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