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Rewe will bei Eier-Eigenmarken vollständig auf Kükentöten verzichten

Der Lebensmittelhändler will bei Eiern seiner Einstiegsmarke „ja!“ auf das Töten von Küken verzichten. Bis Ende des Jahres soll die Produktion des gesamten Schaleneier-Sortiments der Rewe-Eigenmarken umgestellt werden.

Die Supermarktkette Rewe will die Herstellung des gesamten Schaleneier-Sortiments seiner Eigenmarken künftig tierwohlfreundlicher gestalten. Dafür verzichte das Unternehmen auch bei Frischeiern seiner Einstiegsmarke „ja!“ „sukzessive auf das millionenfache Töten männlicher Küken in der Legehennenzucht“, teilte Rewe am Mittwoch mit.

Seit mehr als einem Jahr verkauft Rewe in seinen Filialen unter der Eigenmarke „Beste Wahl“ Eier, die von Legehennen kommen, deren männliche Geschwister nicht nach dem Ausbrüten geschreddert, sondern vor dem Schlüpfen zu Futtermittel verarbeitet werden. Rewe arbeitet hierfür mit der Respeggt GmbH zusammen, die das Seleggt-Verfahren einsetzt, bei dem das Geschlecht im acht bis zehn Tage gebrüteten Ei noninvasiv bestimmt wird. Die Eier verkauft Rewe unter dem Siegel „Respeggt“.

Die „ja!“-Frischeier, die aus Bodenhaltung stammen, sind Rewe zufolge „die mit großem Abstand meistgekauften Eier in den Rewe-Märkten“. Entsprechend herausfordernd, komplex und zeitintensiv sei die dafür notwendige sukzessive Umstellung auf Kükentöten-freie Lieferketten. Dennoch kündigte der Lebensmittelhändler an, die Umstellung noch in diesem Jahr schaffen zu wollen.

Die sogenannten „Nein! zum Kükentöten“-Eier soll es im 10er-Pack zunächst in rund 200 Rewe-Märkten in Nordrhein-Westfalen und im nördlichen Teil von Rheinland-Pfalz zu kaufen geben. Rewe zufolge „werden die ,Bruderhähne‘ dabei wie bei ,Spitz & Bube‘ aufgezogen.“ Seit 2016 bietet Rewe mit „Spitz & Bube“ Eier an, die aus Bruderhahn-Projekten stammen. Dabei werden die männlichen Küken der Legehennenrassen zur Schlachtreife aufgezogen.

Auch Aldi, Lidl und Kaufland wollen schrittweise aus dem Kükentöten aussteigen

Welches Verfahren der Lebensmittelhändler bei der flächendeckenden Einführung einsetzen wird, ist derzeit noch unklar. „Ob und inwieweit beim Roll-out auf das Seleggt-Verfahren zurückgegriffen wird/werden muss, ist aktuell noch nicht absehbar“, teilte ein Unternehmenssprecher auf Anfrage von BioHandel mit. Laut Unternehmensangaben gibt es deutschlandweit mehr als 3.600 Rewe-Filialen.

Rewe ist nicht der einzige konventionelle Lebensmittelhändler, der sich vom Kükentöten verabschieden will. Auch Kaufland kündigte an, bis Ende 2021 sein Eigenmarken-Sortiment für Eier aus Bio-, Freiland- und Bodenhaltung vollständig umzustellen. „Zweidrittel unseres K-Bio-Sortiments haben wir bereits umgestellt“, teilte Kaufland am Mittwoch mit. Dabei lasse der Lebensmittelhändler „alle am Markt gängigen Methoden zur Vermeidung des Kükentötens zu“. Auch die Discounter Aldi und Lidl kündigten an, schrittweise aus dem Kükentöten aussteigen zu wollen.

Ab Januar 2022 soll das Kükentöten deutschlandweit gesetzlich verboten werden. Ab Januar 2024 soll außerdem der Eingriff an Hühnereiern und der Abbruch des Brutvorgangs bereits ab dem siebten Bebrütungstag verboten werden, wenn er der Geschlechtsbestimmung im Ei dient und den Tod des Hühnerembryos verursacht. Ein geplanter Neubau des Rewe-Partners Respeggt wurde im Zuge dessen auf Eis gelegt.

Die Bio-Anbauverbände Biokreis, Bioland, Demeter und Naturland arbeiten unterdessen daran, die Bruderhahnaufzucht als Alternative zum Kükentöten verpflichtend in ihren Richtlinien zu verankern. Zum Teil sollen die neuen Verbandsvorgaben bereits im Frühjahr 2021 in Kraft treten.

Jährlich werden in Deutschland etwa 45 Millionen männliche Küken nach dem Schlüpfen getötet, weil sie keine Eier legen und sich nicht als Masthühner eignen.

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