Lebensmittelhändler und -hersteller haben auf der Lebensmittelmesse Anuga dem aktuellen Plan der EU-Kommission, einen Großteil künftiger Gentechnik-Lebensmittel nicht mehr zu kennzeichnen und sie keiner Risikoprüfung mehr zu unterziehen, eine deutliche Absage erteilt. Dazu erklärten die Beteiligten:
- Daniela Büchel, Vorstandsmitglied der REWE Group: „Es ist aus Sicht der REWE Group auch im Bereich der neuen gentechnischen Verfahren erforderlich, unter Verwendung dieser Techniken hergestellte Produkte einem Zulassungsverfahren einschließlich einer Risikoprüfung zu unterwerfen und die Prinzipien Rückverfolgbarkeit, Vorsorge und Kennzeichnung weiterhin zu berücksichtigen.“
- Wolfgang Ahammer, Geschäftsführer bei VFI Oils for Life und Vorstand der Assoziation ökologischer Lebensmittelhersteller (AöL): „Für uns als Hersteller, die sich für Lebensmittel ,Ohne Gentechnik‘ und Bio-Lebensmittel engagieren, ist es wichtig, dass dieser Status durch eine konturierte Zulassungspraxis und durch Einhaltung wichtiger marktwirtschaftlicher Prinzipien wie Transparenz, Beweislast des Anwendenden und Produkthaftung gesichert wird.“
- Eva Kiene, Leiterin der Unternehmenskommunikation bei Rapunzel Naturkost: „Die von der EU-Kommission geplante Lockerung des EU-Gentechnik-Gesetzes ist für uns als Hersteller von biologischen Lebensmitteln völlig inakzeptabel. Rapunzel Naturkost - wie alle Bio-Lebensmittelhersteller - lebt davon, den Kunden beste Bio-Lebensmittelqualität ohne Gentechnik zu bieten.“
- Arlend Huober, geschäftsführender Inhaber bei Huober Brezel: „Die Öko-Lebensmittelwirtschaft ist nachweislich das innovativste Konzept für eine zukunftsfähige Ernährungswirtschaft. Um die Entscheidungsfreiheit und das Vertrauen der Menschen tatsächlich zu sichern, ist es für uns wesentlich, dass neue genomische Techniken auch als Gentechnik gekennzeichnet werden.“
- Alexander Hissting, Verband Lebensmittel ohne Gentechnik (VLOG): „Die EU-Kommission schickt sich an, nachhaltige Unternehmenswerte in enormem Umfang zu vernichten und das Vertrauen der Verbraucher:innen in Politik und Lebensmittelwirtschaft zu erschüttern. Dazu darf es nicht kommen!“
- Brunhard Kehl, Assoziation ökologischer Lebensmittelhersteller (AöL): „Es ist zentral, dass in Bezug auf NGTs das Verursacherprinzip, Haftung der Produzierenden und die zugehörige Transparenz gesichert wird, um die Funktionalität in der Marktwirtschaft und Koexistenz verschiedener Produktionsformen zu gewährleisten.“
- Heike Moldenhauer, European Non-GMO Industry Association (ENGA): „Eine klare und vollständige Gentechnik-Kennzeichnung ist ein Muss für Verbraucher:innen und Wirtschaft. Für die europäische Lebensmittelwirtschaft ist Gentechnikfreiheit ein Erfolgsmodell, gleichermaßen für konventionelle und Bio-Produkte“
Bei der gemeinsamen Veranstaltung von VLOG und AöL stellte Heike Moldenhauer von der ENGA die Deregulierungspläne der EU-Kommission und den aktuellen Stand des Gesetzgebungsverfahrens vor. Vertreter aus der Lebensmittelwirtschaft sowie von VLOG und AöL schilderten die potenziellen weitreichenden Folgen einer solchen Deregulierung.
Die Unternehmen und Verbände kündigte an, den Erhalt der vollständigen Gentechnik-Kennzeichnung ab sofort gemeinsam noch nachdrücklicher öffentlich sowie gegenüber Politik und Regierung zu thematisieren. In aktuellen Umfragen der Verbraucherorganisation Foodwatch und des VLOG fordern über 90 Prozent der Deutschen Kennzeichnung und Risikoprüfung auch für neue Gentechnik – und über 80 Prozent äußern die klare Erwartung, dass „Ohne Gentechnik“ auch „ohne neue Gentechnik“ bedeutet.
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