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Forscher ermitteln unterschiedliche Gründe

Wie sich Pestizidfunde auf Bio-Lebensmitteln erklären lassen

Immer wieder werden Pestizidspuren auf Bio-Lebensmitteln nachgewiesen. An den Landwirten liegt das selten. Das FIBL hat dazu im Auftrag von Bio Suisse genauer nachgeforscht.

Es gibt Kunden, die kaufen Bio-Lebensmittel genau deshalb, weil ihnen wichtig ist, dass darauf nicht der geringste Rest eines Pflanzenschutzmittels haftet. Das kommt aber doch manchmal vor.Zum Beispiel fand im Frühjahr das Labor von Ökotest Glyphosatapuren in Bio-Kichererbsen.

In der Regel handelt es sich um geringfügige Spuren unterhalb der behördlich für konventionelle Waren festgelegten Grenzwerte. Bei Bio-Produkten gibt es keine Höchstgehalte, denn die Bio-Landwirtschaft arbeitet nach Regeln, die chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel gar nicht erst zulassen.

Warum trotzdem gelegentlich Pestizidspurenauf Bio-Obst und -Gemüse gefunden werden, haben Mirjam Schleiffer, Ursula Kretzschmar und Bernhard Speiser vom Schweizer Forschungsinstitut für ökologischen Landbau untersucht. Dafür werteten sie Schweizer und europäische Studien aus. Die europäischen Studien zeigten ein ähnliches Bild wie die Schweizer: In 44 Prozent, also fast der Hälfte der konventionellen Proben waren Pestizidverunreinigungen gefunden worden, bei den Bio-Proben waren es 6 Prozent.

Die Daten aus der Schweiz zeigten darüber hinaus, dass biologische Frischprodukte im Schnitt 35-mal geringer verunreinigt und dass sie deutlich seltener mehrfach belastet waren.

Dass Verunreinigungen gefunden werden, liege zum einen an immer feineren Mess- und Analysemethoden, schreiben die Forscher. Zum anderen würden sie hauptsächlich aus der Umwelt oder während der Verarbeitung und Verpackung aufgenommen.

Ob pestizidbelastete Lebensmittel die Gesundheit gefährden, ist umstritten. Behörden verweisen auf Grenzwerte, die in der Regel eingehalten werden. Doch Verbraucherschützer und kritische Wissenschaftler sagen, dass Langzeitfolgen noch ungenügend untersucht seien. Insbesondere sei unklar, wie sich die Kombination verschiedener Pflanzenschutzmittel auswirkt.

30 Prozent aller Pestizidfunde in Bio-Lebensmitteln waren Reste natürlicher Pflanzenschutzmittel wie Pyrethrin, das aus einer Chrysanthemen-Art gewonnen wird, oder Neem-Extrakt, Spinosad, das auf Stoffwechselprodukten eines Bodenbakteriums basiert oder Kupfer. Diese dürfen im Biolandbau zwar begrenzt eingesetzt werden, die Branche bemühe sich aber darum, ihre Verwendung zu reduzieren.

5 Prozent der Verunreinigungen entfielen auf Organochlorpestizide wie DDT oder Hexachlorbenzol, Pflanzenschutzmittel, die zwar inzwischen überall verboten sind, aber immer noch in vielen Böden vorkommen.

Ungefähr die Hälfte der Funde verteilte sich auf diverse chemisch-synthetische Pestizide, die in der konventionellen Landwirtschaft, Verarbeitung oder Lagerhaltung verwendet werden, in der Öko-Branche aber nicht zugelassen sind. Untersuchungen der Kontrollstellen hätten gezeigt, dass es in den seltensten Fällen die Produzenten selbst waren, die unerlaubt chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel angewendet hatten.

Ein häufiges Problem ist Abdrift

Dass Pestizide auf Bio-Lebensmittel gelangen, liegt nach Darstellung der Wissenschaftler oft an Abdrift aus konventionell bewirtschafteten Feldern. Auch wenn konventionelle und Bio-Verarbeiter Maschinen, Lager und Container gemeinsam nutzen, kommt es zu Verunreinigungen. Sei es, dass Maschinen oder Behälter nicht sorgfältig genug gereinigt wurden, sei es, dass es gar nicht möglich ist, rückstandsfrei zu reinigen.

Die Wissenschaftler des FIBL weisen darauf hin, dass sich die Branche bemüht, auch Spuren von Pestizidverunreinigungen zu verringern: unter anderem mit Hecken, die die Abdrift aus konventionell bewirtschafteten Feldern abhalten sollen, durch aufwändige Reinigung oder separate Anlagen.

Weiterführende Links

FIBL-Studie Pestizidrückstände auf Bio-Lebensmitteln

Ökomonitoring Baden-Württemberg 2019 (Das Ökomonitoring Baden-Württemberg 2020 erscheint zum 1.7.2021)

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