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Brief an Gesundheitsministerium

Naturkost Süd protestiert gegen Maskenpflicht in Bayern

Seit dem 27. April muss das Einzelhandels-Personal in Bayern Mundschutz tragen. Die Empörung bei den Bio-Ladnern ist groß. In einem Protestbrief an das Gesundheitsministerium macht der Berufsverband der Biofachmärkte des Freistaates klar, was er von der Maskenpflicht hält: überhaupt nichts. Das Schreiben im Wortlaut:

Sehr geehrte Damen und Herren,

der Naturkost Süd e. V. ist der Berufsverband der Biofachmärkte in Bayern. Mein Name ist Ernst Härter, ich bin der Geschäftsführer.

Die Unternehmerinnen und Unternehmer und ihre Teams versuchen seit vielen Wochen, sich auf die durch die Corona-Situation bedingten Maßnahmen einzustellen und Schritt zu halten. Wir haben frühzeitig Hygienemaßnahmen installiert, die Geschäfte baulich verändert, haben die Abstandsregelungen eingehalten, Hygiene- und Schutzpläne geschaffen, die Kunden informiert.

Wir sind damit konfrontiert, die Kundenanzahl in den Geschäften zu steuern und zu kontrollieren und sind seit Neuestem verpflichtet, für die Einhaltung der Mund-Nasen-Bedeckung zu sorgen. Wir sind täglich damit beschäftigt, polizeiliche Aufgaben zu erfüllen, indem wir Kunden informieren, rügen und des Geschäftes verweisen müssen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten seit vielen Wochen an ihrer Belastungsgrenze.

Die nun angeordnete Mund-Nasen-Bedeckung für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hat die Situation so erschwert, dass diese mittlerweile für das Bestehen von Geschäften eine größere Gefahr birgt als das Auftreten eines Corona-positiv getesteten Mitarbeiters und die möglicherweise folgende Quarantäne anderer Mitarbeiter. Wir senden Ihnen hier einmal einige Rückmeldungen unserer Mitgliedsbetriebe im Originalton, damit bei Ihnen ankommt, was die Pflicht zur Mund-Nasen-Bedeckung in den Unternehmen bewirkt:

  • „Die viel zu geringe Luftzufuhr und die CO2-Rückatmung bewirkt Kopfschmerzen, teilweise schon nach 5 Minuten.“
  • „Die Konzentrationsfähigkeit fällt rasch rapide ab - es treten Fehler auf.“
  • „Das Gesichtsfeld ist eingeschränkt, besonders für Brillenträger.“
  • „Die Brillen beschlagen innerhalb von kurzer Zeit.“
  • „Wir können uns älteren Kunden nicht mehr verständlich machen.“
  • „Die Kunden und wir werden lauter und aggressiv, die Stimmung leidet merklich.“
  • „Durch das Gummiband entstehen Reizungen und Rötungen hinter den Ohren.“
  • „Kratzen und Brennen im Hals und in der Lunge, Kreislaufprobleme und Kopfschmerz.“
  • „Die Probleme halten auch nach Feierabend noch Stunden an.“
  • „Bei uns haben nach einiger Zeit ausnahmslos alle Verkäuferinnen und Verkäufer unter den Masken mit Schwindel, Atemnot und tränenden Augen zu kämpfen.“
  • „Manche bekommen schon klaustrophobische Anfälle und keine Luft mehr, wenn sie nur daran denken, dieses Ding wieder stundenlang aufhaben zu müssen.“
  • „Man schwitzt schnell, trinkt zu wenig, weil man nicht dauernd die Maske ab und aufsetzen kann.“
  • „Man atmet ständig feuchte verbrauchte Luft ein und das stundenlang.“

Hier Aussagen aus Unternehmer/innen-Sicht:

  • „An Stelle einer Erleichterung sehe ich die angebliche Lockerung als Strafe. Für uns ist nichts einfacher geworden, obwohl wir die letzten Wochen bewiesen haben, daß wir verantwortungsbewusst handeln. Auch die meisten Kunden waren sehr rücksichtsvoll und verständnisvoll. Mir reicht es jetzt langsam.“
  • „Jetzt stehen Ausfälle im Team an, Mitarbeiter, die sich krank schreiben lassen, etwas, das wir die gesamte Zeit nicht hatten. Vermutlich muss ich die Öffnungszeiten einschränken.“
  • „Wir hatten während der ganzen Zeit - trotz der Mehrbelastung - nicht einen krankheitsbedingten Ausfall im Team. Es sieht aus, als würde sich das jetzt ändern. Die Verkäuferinnen verkraften das Masken-Prozedere einfach nicht.“

Und hier eine Aussage einer Unternehmerin, die stellvertretend für viele andere von uns spricht:

„Ich muss sagen, nach allem, was unser Personal in den letzten Wochen und Monaten geleistet hat, empfinden wir es auch als unzumutbar, es unter solch krank machenden Bedingungen arbeiten zu lassen. Die Überstundenkonten sind prall gefüllt, man hat sich geduldig Sorgen und schlechte Laune der Kunden angehört - immer mit einem Lächeln auf den Lippen - und ständig 110 % Prozent gegeben um alle zu versorgen. Und jetzt bekommt man durch diese willkürliche Anordnung der bayerischen Staatsregierung den Dank dafür."

Wir hoffen, dass diese Zeilen Ihnen einen Eindruck davon vermitteln, was bei uns in den Betrieben los ist. Sollten Sie uns antworten, sehen Sie bitte von Anerkennung für unsere Mühen ab, das ist nicht das, was unsere Betriebe brauchen. Wir brauchen eine Aufhebung dieser Quälerei, wir brauchen Arbeitsfähigkeit. Was uns hier jetzt mit der Pflicht zur Mund-Nasen-Bedeckung zugemutet wurde, ist eine Ohrfeige angesichts dessen, was in unseren Betrieben bisher geleistet wurde und noch immer wird.

Freundliche Grüße

Ernst Härter

Naturkost Süd e. V.

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