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Menschen - Klaus Griesbach

Menschen Klaus Griesbach (Juni 1997) Partnerschaft und Regionalität als Garanten für Wettbewerbsfähigkeit Klaus Griesbach ist 54 Jahre alt, mit Marion McClenahan verheiratet, die mit ihm 1972 die Firma Schwarzbrot Naturspeisewaren gründete. Die beiden haben einen 19 Jahre alten Sohn (derzeit auf Indienreise). Schwarzbrot Naturspeisewaren ist Großhändler und Importeur (Vollsortiment mit Frischwaren). Zur Naturkost kam ich durch mein Interesse an Philosophie und Natur. Als Unternehmer musste
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  • Klaus Griesbach (Juni 1997)

Partnerschaft und Regionalität als Garanten für Wettbewerbsfähigkeit

Klaus Griesbach

ist 54 Jahre alt, mit Marion McClenahan verheiratet, die mit ihm 1972 die Firma Schwarzbrot Naturspeisewaren gründete. Die beiden haben einen 19 Jahre alten Sohn (derzeit auf Indienreise).

SchwarzbrotNaturspeisewaren ist Großhändler und Importeur (Vollsortiment mit Frischwaren).

Zur Naturkost kam ich durch mein Interesse an Philosophie und Natur. Als Unternehmer musste ich mich mit Wirtschaftstheorie auseinandersetzen. (ein allen meinen KollegInnen zu empfehlendes Studium: Literaturtip: Gunnar Heinsohn/Otto Steiger Eigentum, Zins und Geld", 1996 Rowohlt Verlag)

Wenn nach Visionen, Orientierung, Leitbildern gefragt wird, fällt mir immer noch der Satz Wilhelm Reichs ein: Liebe, Arbeit und Wissen sind die Quellen unseres Lebens, sie sollten es auch bleiben" (die von mir Enttäuschten mögen mir verzeihen).

Ganz abgesondert betrachte ich meine Leidenschaft für Literatur. Abgesondert insofern, als nur in der Absonderung des Künstlers und (hier) Lesers ein Blick auf das Ganze möglich scheint.

25 Jahre im Dienste der Naturkostbewegung. Tragen Deine (naturkost)politischen Wurzeln Früchte?

Der Naturkostmarkt kann als eines der ideologischen Nebenprodukte der Modernisierung des Systems nach der 68er Revolte verstanden werden. Kein noch so bemerkenswerter wirtschaftlicher Einzelerfolg innerhalb des Naturkostmarktes kann doch darüber hinwegtäuschen, dass von einer Politik, die Naturkost für alle" ermöglichen könnte, keine Rede sein kann.Nach 25 Jahren hat der Naturkostmarkt gerade mal einen Anteil von einem Prozent des Lebensmittelmarktes erobert.

Die fortschreitende Zerstörung unserer Lebensgrundlagen wird den Teilnehmern des Naturkostmarktes umso unsichtbarer, je mehr diese sich im marktwirtschaftlichen Wettbewerb ohne theoretische Reflexion behaupten wollen.

Ohne eine Politik, die der dem marktwirtschaftlichen Wettbewerb innewohnenden Tendenz zur zerstörerischen Konzentration radikal begegnet, also letzlich Eigentum immer wieder neu verteilt, wird Naturkost für alle" (wie so unendlich vieles andere auch) unmöglich bleiben.

Wie muss die Zukunft des regional
organisierten Naturkost-Großhandels aussehen, um wettbewerbsfähig zu bleiben?

Der regionale Naturkosthandel (nicht nur Großhandel!) täte gut daran, sich das Fehlen der oben mit einem Satz skizzierten Politik klar zu machen, bevor er über seine Wettbewerbsfähigkeit nachdenkt.

Ohne ein starkes Element von Partnerschaft", das heißt hier: des Verzichts auf wirtschaftliche Dominanz mit dem Ziel von Stabilität und gedeihliche Entwicklungsmöglichkeit auch für den anderen, wird der regionale Naturkosthandel seinen, mit der Philosophie der Naturkostbewegung auf das Engste verbundenen Charakter nicht erhalten können und untergehen.

Regionalität gehört zur Naturkostbewegung wie die Henne zum Ei. Regionalität schließt Weltoffenheit nicht aus, sondern fordert sie geradezu zu ihrem Erhalt. Partnerschaft ist ein Element von Weltoffenheit.

Welche Empfehlung gibst Du als einer der Hauptanbieter für makrobiotische Produkte dem Fachhandel für diesen speziellen Sortimentsbereich?

Die Makrobiotik stand mit ihrer Philosophie der Yin- und Yang-Prinzipien am Anfang der neueren Naturkostbewegung. Sie hat zu ihrer Weltoffenheit beigetragen und ist ein weiterhin wichtiges Element im Naturkosthandel. Die makrobiotische Küche ist mit den ihr eigenen Prinzipien besonders geeignet, den VerbraucherInnen bei der Auswahl und Zubereitung der Speisen nach den beiden Kriterien von Ökologie und Geschmack, das für ihr Wohlbefinden notwendige dritte zu vermitteln: harmonisches Gleichgewicht.

Wie stellst Du Dir den Naturkostmarkt in
25 Jahren vor?

In 25 Jahren möchte ich bei meinen Einkäufen die Realität der (dann überall!) angebotenen Lebensmittel nicht mehr sonderlich hinterfragen müssen. Das ist ja der eigentliche Skandal: dass heute L e b e n s mittel, die diesen Namen verdienen, wie die sprichwörtliche Nadel im Heuhaufen umständlich gesucht werden muß. Ich hoffe allerdings auch, dass ich in 25 Jahren hauptsächlich von den Früchten meines Gartens leben werde, also weniger Marktteilnehmer sein muss als heute noch.

Vielen Dank für das Gespräch

Die Fragen stellte Achim Wagner

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