In unserem Nachbarland Frankreich nähert sich der Frauenanteil in den Leitungspositionen von landwirtschaftlichen Bio-Betrieben den 50 Prozent (25 Prozent auf die Landwirtschaft insgesamt bezogen). Sie nennen es die „stille Revolution“. In Deutschland hingegen werden nur zehn Prozent aller landwirtschaftlichen Betriebe von Frauen geleitet. Verarbeitungsbetriebe, Handelsunternehmen und Branchenverbände wie der BÖLW und der BNN werden immerhin zunehmend weiblich geführt.
Gleichzeitig dreht sich das Bild einer idealen Führungskraft langsam. Das vorherrschende Ideal eines „Alpha-Tiers“ oder eines „egoistischen Machos“ ist überholt. Was gebraucht wird, sind verständnisvolle Zuhörende und selbstbewusste, aktivierende, eher weibliche Führungskräfte. Diese zeichnen sich dadurch aus, dass sie ihre eigenen Grenzen erkennen, anderen auch die Bühne bieten, Sinn und Ziele vermitteln, sowie Menschen helfen, sich selbst zu ermächtigen und zu wachsen.
Ein weicher und zielorientierter Führungsstil kann Berge versetzen.
Für meine Ohren hört sich diese neue Art von Führung ganz wunderbar menschlich an. Die Bio-Branche sollte dafür sorgen, dass weibliche Führung einen neuen Anstrich bekommt, gewollt ist und deswegen gezielt gefördert wird.
Die Branche sollte den Bedürfnissen von Frauen an einen optimalen Arbeitsplatz Raum geben. Wir sollten Frauen vermehrt öffentlich sprechen, sich vernetzen und entscheiden lassen. Wir sollten sie bewusst auf die Podien unserer Branche setzen, in die erste Reihe der großen Veranstaltungen und in die Führungspositionen der Unternehmen.
Wenn Frauen mit entscheiden und Strukturen mit verändern, werden sie für bessere Arbeitsbedingungen, ja, für mehr Vielfalt, mehr Flexibilität, bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie und mehr ganzheitliches Denken sorgen. Dadurch werden wieder Türen für die Nächsten geöffnet, die folgen wollen und werden.
Sophie Löbbering ist Organisationsentwicklerin bei dem Beratungsdienstleister Iniciato.
Kommentare
Registrieren oder anmelden, um zu kommentieren.