Findet ihr auch: das Motto der diesjährigen BioFach war irgendwie FDP? Die haben das Liefern ja in den Politbetrieb eingeführt. Liefern tun sie seitdem gar nicht oder das definitiv Falsche. Aber dankenswerterweise, das sagte auch die weise und schöne Jane Goodall in Nürnberg, liefert Bio tatsächlich! Die Frage ist nur, wie und wie stark und in welche Richtung und mit welchem Ziel? Und was hat das alles mit dem zu tun, was wir Menschen(affen) brauchen?
Bitte nicht so kritisch! Zu allererst gilt: Bei Erfolg, freuen! Unbedingt! Das teile ich. Wir freuen uns zu wenig. 47.000 Fachbesucher, 136 Länder, 3.792 Aussteller, Rekord! Ganz falsch ist der eingeschlagene Weg also nicht. Von Corona (noch) nichts zu spüren. Den Ausfall von China steckt die Branche – trotz aller Globalisierungstendenzen – locker weg.
Trotzdem beschleicht einen beim Durchschreiten der zunehmend glamourösen Messehallen die Frage, wo es hingeht, dieses Bio. Und ob es es schafft, wieder öko zu werden? Und ob es das überhaupt muss?
Bitte nicht so kritisch! Zu allererst gilt: Bei Erfolg freuen!
Mir ist in Nürnberg zweierlei begegnet. Das EINE, eher grau meliert (jetzt nicht beleidigt aufhören zu lesen, weil beim Blick in den Spiegel klar wird, dass Du zum EINEN gehörst. Auf das, was zwischen den Ohren passiert, kommt es an), etabliert, vergleichsweise konservativ (Autsch, das den Bios!!!), ein bisschen müde. Weitgehend ohne Fragen. Dafür aber mit der Antwort „Bio“ und ökonomischem Erfolg relativ selbstsicher unterwegs. Das ANDERE, wach, quirlig, clever, modern, mit Blick auf die großen Fragen mutig auf der Suche. Nach Lösung und nach dem eigenen Beitrag dazu.
Zwischen dem EINEN und dem ANDEREN: eine verkleisterte Schicht aus unangebrachter Ehrfurcht und viel(leicht) zu großem Respekt. Die Folge: Innovationsstau. Druck auf dem Kessel ohne gutes Ventil. Die Schicht hemmt – ohne echte Not – und macht, dass das EINE wenig Zugang zum ANDEREN findet, obwohl sich beide bedingen.
Warum tut sich die Bio-Branche schwer mit der Anpassung an die steigenden Anforderungen
der
Zeit? Aus Mangel an schlauen Köpfen? Kaum. Durch die scharfe Analyse
gesellschaftlicher Verhältnisse ist Bio heute da, wo es ist. Zeit also,
die Tugend dieser Analyse, des wachen Selber-Denkens zu beleben und mit
Offenheit, Lust an Vielfalt und Mut zur knackigen Entwicklung (klingt
vertraut?!?) nach dem zu schauen, was nötig ist, um das EINE zum ANDEREN
zu bringen. Zusammen könnte richtig was richtig wirken. Dann könnte
Frau Goodall bei der Messeeröffnung in fünf Jahren konstatieren, dass
Bio genau das liefert, was Schimpansen brauchen. Und was für Schimpansen
gut ist, kann dem Menschen schließlich nicht schaden.
Manuel Pick
Berater
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