Es gibt gerade ernstzunehmende Diskussionen seitens des Handels, einen eigenen Fachhandelsstandard zu konzipieren („Exklusivität Biokreis“ oder die Etablierung einer deutschen Knospe). Dieser Diskussion will ich hier bewusst etwas an die Seite stellen. Ein neues Fachhandels-Bio geht von den Kunden aus. Die gehen in den Bioladen, weil sie der Einkaufsstätte vertrauen, dass dort das nachhaltigste aller Produkte angeboten wird. Und dabei wollen sie sich nicht an einem Wettbewerb von Großvieheinheiten pro Hektar beteiligen oder selbst zu Nachhaltigkeitsexperten werden. Sie wollen darauf vertrauen, das Richtige zu tun. Dazu wollen Sie mitgenommen werden auf eine Reise.
Sie wollen einen Narrativ, warum es sich lohnt, für Nachhaltigkeit mehr Aufwand zu haben (und mehr auszuhalten), als bei Aldi ein Bio-Produkt zu kaufen. Sie wollen Geschichten hören, die ein Weiterkommen beschreiben und in der sie eine Rolle spielen.
Ermöglicht einen Laden voller Geschichten!
Und deshalb ermöglicht das neue Fachhandels-Bio einen Laden voller Geschichten: Obst stammt von einem Hof, der sich aufgemacht hat, kein Kupfer mehr einzusetzen, und intensiven Humusaufbau betreibt. Milch und Fleischprodukte liefert eine Bäuerin, die anfängt, die männlichen Kälber aufzuziehen. Und der Kaffee ist direct trade, auch um den Erntehelfern gute Arbeitsbedingungen zu gewähren. Und der Laden erzählt sogar von seinem eigenen Vorhaben, allen Mitarbeitenden ein gutes Auskommen mit Familie in der Stadt zu ermöglichen.
Das neue Fachhandels-[-]Bio braucht vor allem Visionen und Ziele. Denn die damit erzählten Geschichten sind genauso Erfolgsgeschichten wie Erzählungen vom Versuchen und Scheitern auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit. All das kennzeichnet ein Vorankommen.
Christoph Spahn
Beratung und Prozesssteuerung in Köln
Kommentare
Registrieren oder anmelden, um zu kommentieren.