Biohandel

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Tönnies, Westfleisch, Wiesenhof

Corona in Schlachthöfen: Ist die Bio-Branche auch betroffen?

Die großen Schlachthöfe mit ihren prekären Arbeitsbedingungen haben sich als Corona-Hotspots erwiesen. Auch Bio-Fleisch könnte betroffen sein. Schließlich bezeichnet sich Tönnies als „Deutschlands größter Bio-Schlachtbetrieb“.

In Deutschland schlachten drei große Konzerne 58 Prozent aller Schweine, verteilt auf gerade mal zwanzig große Schlachthöfe. Bei Rindern haben die drei einen Marktanteil von rund 40 Prozent. Auch die Geflügelschlachtungen konzentrieren sich auf wenige Unternehmen. Sie alle schlachten vor allem konventionell gehaltene Tiere. Doch wenn Händler größere Mengen Bio-Schweine brauchen, wenden sie sich auch an Großschlachtereien.

Tönnies, die Nummer eins, schlachtet 30 Prozent aller Schweine in Deutschland. Zum Konzern gehört auch die Großschlachterei Thomsen im schleswig-holsteinischen Kellinghusen. Dort werden täglich bis zu 6.000 Schweine geschlachtet, auch solche aus deutschen und dänischen Bio-Betrieben.

Tönnies beliefert indirekt auch Dennree

Bio-Fleisch von Tönnies findet sich vor allem bei Discountern und Vollsortimentern. Thomsen beliefert aber auch Dennree mit Schweinefleisch für seine Eigenmarkenprodukte. Gegenüber BioHandel teilte Ralf Schwarz, Leitung Warenmanagement bei Dennree mit: „Unser langjähriger Partner in diesem Fall ist Ludwigsluster LFW, welcher den Schlachtbetrieb Thomsen beauftragt. Aktuell sehen wir keinen Anlass, unsere Geschäftsbeziehung zu Ludwigsluster in Frage zu stellen." Schwarz verwies dabei auch auf das Thema soziale Verantwortung (Corporate Social Responsibility - CSR): „Bestätigt fühlen wir uns durch die jüngste CSR-Untersuchung der Stiftung Warentest, welche den Schlachtbetrieb Thomsen auditierte und uns eine führende Rolle in CSR Themen attestiert.“ Die lokale Presse meldete, dass es bei Thomsen derzeit keine Corona-Fälle gebe.

Schlachten von Bio-Tieren in Großbetrieben

Bio-Schweine – vor allem aus den Niederlanden - verarbeitet auch die Nummer zwei auf dem Schweinemarkt, der genossenschaftlich organisierte Konzern Westfleisch. Dessen Hauptwerk in Coesfeld war vor einigen Wochen Zentrum eines Coronaausbruchs. Auf der niederländischen Seite der Grenze war ein Schlachthof der Vion-Gruppe, drittgrößter Schweineschlachter Deutschlands, vorübergehend wegen Corona geschlossen. In dem Betrieb stellt Vion auch die Marke „De Groene Weg“ her, die nach Konzernangaben „zu den europäischen Marktführern im Bereich Biofleisch“ gehört. Andere Unternehmen unter den Top Ten der deutschen Schlachtereien schlachten ebenfalls Bio-Tiere, in der Regel für den LEH.

Nur ausgebildete Schlachter bei Hencke

Kleine Fachhandelsstrukturen interessieren die großen Fleischverarbeiter nicht – und umgekehrt. Hier sind kleine oder mittelständische Schlachthöfe und Verarbeiter die Partner, etwa die Hencke Fleischwaren GmbH in Bad Bevensen, bei der Ökoland Bio-Schweine schlachten lässt. Schrot&Korn hat darüber im Februar 2020 berichtet. „Alle seine Mitarbeiter sind ausgebildete Schlachter, die ihr Handwerk verstehen, nach Tarif bezahlt werden und teils seit Jahren Teil des Schlachthofes sind“, heißt es dort über den Betrieb.

Transparente Wertschöpfungsketten erforderlich

Generell gilt: Bio an sich verhindert keine prekären Arbeitsbedingungen an Schlachthöfen. Auch Bio-Schweine können von ausgebeuteten osteuropäischen Leiharbeitern zerlegt und verpackt werden. Verhindern lässt sich das nur duch transparente Wertschöpfungsketten und bewusste Auswahl des Schlachtbetriebs. Und selbst das hilft Mensch und Tier nicht immer. Es gab auch schon in kleinen bio-zertifizierten Schlachthöfen tierquälerische Zustände und überforderte Mitarbeiter.

Auf oekolandbau.de findet sich eine Karte mit bio-zertifizierten Schlachthöfen. Sie ist allerdings nicht vollständig, vor allem kleinere Betriebe fehlen, aber auch Thomsen.

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