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Studie

Immer noch Kinderarbeit für Kakao

Eine neue Studie belegt: Rund 1,5 Millionen Kinder arbeiten unter ausbeuterischen Bedingungen auf Kakaoplantagen in Westafrika. Dort werden rund 70 Prozent des in Deutschland verarbeiteten Kakaos angebaut.

Vor zwanzig Jahren versprachen Schokoladenhersteller wie Mars und Nestlé im so genannten Harkin-Engel-Protokoll, die schlimmsten Formen der Kinderarbeit bei Kakao bis 2005 zu beenden. Dieses Ziel wurde in der Zwischenzeit mehrfach verschoben. Aktuell strebt die Industrie eine Reduzierung der Kinderarbeit um 70 Prozent bis 2020 an.

Eine neue vom US-Außenministerium in Auftrag gegebene Studie des National Opinion Research Center (NORC) der Universität Chicago belegt nun, dass auch dieses Ziel verfehlt wurde: Rund 1,5 Millionen Kinder verrichten demnach in Ghana und der Elfenbeinküste ausbeuterische Kinderarbeit auf Kakaoplantagen – das sind 45 Prozent aller Kinder in landwirtschaftlichen Haushalten in den Kakaoanbaugebieten.

Damit hat trotz der bisherigen Bemühungen von Regierungen und Unternehmen zur Bekämpfung der Kinderarbeit diese in den letzten zehn Jahren nicht abgenommen. Insbesondere der Anteil der Kinder, die gefährlichen Chemikalien ausgesetzt sind, sei in den vergangenen Jahren sogar stark gestiegen, beklagt das entwicklungspolitische Inkota-Netzwerk.

"Schokoladenindustrie hat ihr Versprechen gebrochen“

„Die Schokoladenindustrie hat ihr Versprechen gebrochen“, kritisierte Johannes Schorling, Referent für Wirtschaft und Menschenrechte bei Inkota. Die Programme zur Bekämpfung der Kinderarbeit hätten bisher nur einen kleinen Teil der Bauern erreicht, „auch weil Unternehmen die hohen Kosten für solche Programme scheuen. Menschenrechte gibt es aber nicht zum Nulltarif“, sagte Schorling.

„Wir brauchen existenzsichernde Preise, die die Produktions- und Lebenshaltungskosten der Kakaobäuer*innen decken“ sagte Andrea Fütterer, Vorstandsvorsitzende des Forums Fairer Handel. Armut sei eine der Hauptursachen für Kinderarbeit. „Selbst in Brancheninitiativen wie dem Forum Nachhaltiger Kakao kommen die Mitgliedsunternehmen bisher nicht vollumfänglich ihren menschenrechtlichen Sorgfaltspflichten nach“, beklagte Fütterer. Es sei an der Zeit, einheitliche Regeln für alle Unternehmen festzuschreiben.

Wirksames Lieferkettengesetz gefordert

Inkota und das Forum Fairer Handel fordern deshalb von der Bundesregierung ein wirksames Lieferkettengesetz, das Betroffenen von Menschenrechtsverletzungen ermöglicht, vor deutschen Gerichten auf Schadensersatz zu klagen.

Bio-Kakao stammt meist aus Mittel- und Südamerika und wird ohne Kinderarbeit angebaut. In Westafrika gibt es nur wenige biofaire Kakao-Projekte, ebenfalls ohne Kinderarbeit. Das bekannteste, Fairafric, stellt auch die Schokolade in Ghana her.

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