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Heuschrecke Naturkost verlässt BNN

Nach dem Ausscheiden der langjährigen Geschäftsführerin Elke Röder der nächste Paukenschlag beim Bundesverband Naturkost Naturwaren (BNN): Heuschrecke Naturkost kündigt die Mitgliedschaft und nennt dafür Gründe.

Nachdem Elke Röder den Verband verlies war klar: Beim BNN gibt es widerstreitende Interessen. Das ist nichts Ungewöhnliches, nur drang davon bislang kaum etwas in die Öffentlichkeit. In ihrem Info-Brief haben Ursula Stübner und Hans-Dieter Gasper von der Heuschrecke-Geschäftsleitung ihre Sicht der Dinge aufgeschrieben, die sie letztlich zum Austritt aus dem BNN veranlassten.

Lesen Sie die Begründung im Wortlaut:

„Nach vielen Jahren der Mitgliedschaft werden wir zum Ende des Jahres den Bundesverband Naturkost Naturwaren verlassen und dafür in den Verband AÖL eintreten. Wir werden Mitglied im BNN Trockenmonitoring bleiben und sind auch im Demeter-Verband aktiv. Die Interessen des BNN gehen seit gut 2 Jahren klar in die Richtung eines Kommunikations- und Marketingverbandes, wir sehen den Weggang von Elke Röder auch dieser Ausrichtung geschuldet. Für uns als Importeur und Hersteller waren die Kompetenzen des Verbandes in Bezug auf Politik und QS essenziell. Hier hatte der BNN bis vor kurzem auch immer herausragende MitarbeiterInnen. Ob der BNN heute nochmal so etwas wie die Orientierungswerte entwickeln könnte oder wollte, ist schwer vorstellbar.

Wir empfinden den BNN inzwischen als sehr stark fragmentiert. Als der Einzelhandel vor einigen Jahren dazugestoßen ist und alle 3 Plattformen Herstellung, Großhandel und Einzelhandel wieder zusammen waren, war unsere Hoffnung, den Informationsfluss vom Anbau bis zur EndverbraucherIn dadurch zu verbessern. Es gab und gibt jedoch keinen substanziellen Austausch zwischen den Plattformen, sondern augenscheinlich eher ein Interessensgerangel, das jetzt in einer ziemlichen Monothematik, nämlich Kampagne, Kampagne, Kampagne, gemündet ist. Eine Neuausrichtung des Verbandes wird zwar seit ca. einem halben Jahr in den Medien kommuniziert, bleibt aber nebulös, die Mitglieder bleiben außen vor, es sieht eher nach Machtgerangel in den Gremien, Etat-neu-Verteilung aus.

Wir bedauern es sehr, dass der BNN und wir alle als Mitglieder es nicht geschafft haben, gleichermaßen allen 3 Plattformen gerecht zu werden und Transparenz und Kommunikationsbereitschaft zu pflegen. Seit 2-3 Jahren ist das Verhältnis zwischen der Geschäftsstelle und dem Vorstand aus unserer Sicht zerrüttet. Der Vorstand hat es schließlich geschafft, die langjährige Geschäftsführerin loszuwerden. Soweit die Details durchgesickert sind, war es wohl ein böses Spiel, wie im sonstigen Beziehungs-Leben nicht eindeutig, welche Seite das vermasselt hat. Wie uns, ist die Art und Weise auch einer Reihe von Mitgliedern negativ aufgestoßen, es gibt ein paar Rundsendungen und auch irgendwann wohl eine wie so oft verspätete Stellungnahme des Vorstands, nehmen wir an.

Diese ganze Entwicklung veranlasst uns, dem Vorstand unser Vertrauen zu entziehen und zu gehen. Ob die momentan desolate Politik des Verbandes zu den wichtigen Fragen wie EG-Bioverordnung wieder in effiziente Gefilde kommt, können wir nicht abwarten, der Braindrain ist einfach zu groß – deshalb AÖL. Der begeisternden Vorstellung der Kampagne durch die Agentur, die sich und uns viel von frechen, provokanten Statements versprochen hat – nicht sichtbar – die Bedenkenträger haben wohl gesiegt. Möglichkeiten hätte es viele gegeben, angesichts Bioland geht fremd mit Lidl, die Aldis sind der neue Preiskampf-Bio Maßstab und Kaufland kauft sich den Demeter-Heiligenschein – da sollte man doch als Verband die Aufmerksamkeitsmomente nutzen und nicht einfach nur schweigen …

Naja, das wollten wir mal zum Abschied deutlich sagen."

Statement des BNN

Der Vorstand des BNN hat sich auf Anfrage zum geplanten Austritt von Heuschrecke geäußert. Rosi Weber, BNN-Vorstandsvorsitzende, teilt mit: „Wir bedauern, dass sich unser langjähriges Mitglied Heuschrecke entschieden hat, die kommenden Veränderungen im BNN nicht kennenlernen zu wollen. Angesichts der tiefgreifenden Entwicklungen in und um den Naturkostfachhandel halten wir es für notwendig, den Branchenverband konsequent zukunftsfähig zu machen. Corona hat den Prozess kurzfristig gebremst. Gemeinsam mit Kuratorium und Mitgliedern gehen Vorstand und Geschäftsführung jetzt mit vollem Elan an die künftige Positionierung des BNN.“

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