Die norddeutsche Meierei Hamfelder Hof und die 36 Bioland-Bauern, die sie mit Milch beliefern, haben eine in der Bio-Branche bisher einmalige Vereinbarung geschlossen: Sie haben sich auf Qualitätsstandards verständigt, die weit über die Bioland-Richtlinien hinausgehen. Innerhalb von zehn Jahren müssen die Betriebe die Maßnahmen umsetzen. Weil dafür umfangreiche Investitionen auf den Höfen notwendig sind und im Alltag mehr Arbeit und weniger Milch anfallen wird, erhöht die Meierei ab 1. Oktober ihren Milchpreis von rund 50 auf 70 Cent je Liter.
Mehr Tierwohl und Artenschutz
Die Standards werden in den Lieferverträgen verankert und umfassen zahlreiche Maßnahmen in drei Schwerpunkten:
Tierwohl: Die Betriebe stellen auf kuhgebundene Kälberhaltung um, das heißt, die Kälber werden drei Monate lang von ihren Müttern oder Ammenkühen gesäugt. Die Ställe werden neu gebaut oder modernisiert, so dass die Tiere mehr Licht, Luft und Bewegung haben. Insbesondere erhalten sie einen Auslauf für den Winter. Auf die Weide kommen sie mindestens 180 Tage im Jahr.
Biodiversität: Das Ziel ist es, auf zehn Prozent der Betriebsfläche Naturschutzmaßnahmen umzusetzen, wie Hecken, Brachflächen oder eine extensivere Nutzrung. Dafür soll es für jeden Betrieb einen an die örtliche Situation angepassten Naturschutzplan geben.
Zukunft: Die Arbeitsbedingungen auf den Höfen sollen so verbessert werden, dass Mitarbeiter zufrieden sind und die nachfolgende Generation eine Perspektive hat.
Gemeinsam in die Zukunft
Erarbeitet haben die Landwirte und die Meierei dieses Zukunftspaket gemeinsam in einem dreijährigen Prozess. „Viele Betriebe haben in dieser Zeit schon begonnen, einzelne Maßnahmen umzusetzen oder Erfahrungen zu sammeln“, berichtet Janosch Raymann, Geschäftsführe der Meierei. Für den künftigen Weg gibt es für jeden Betrieb klar festgelegte Zwischenziele: „Wir machen mehrmals jährlich Entwicklungsgespräche mit den Betrieben. Dabei stimmen wir die Zwischenziele gemeinsam mit den Höfen ab, kontrollieren die Fortschritte und bieten Unterstützung“, sagt Raymann.
Jan Lieske ist einer der 36 Bioland-Bauern. So sieht sein Plan aus: „Für die kuhgebundene Haltung möchte ich einen neuen Stall bauen, damit die Kälber immer mit dabei sein können: Viel Platz, viele Tränken und Kuhbürsten, die sich flexibel verstellen. Wir investieren also direkt ins Tierwohl. Und in Personal, das wir brauchen, um die Tiere zu betreuen.“ Für den 33-jährigen ist das eine Investition in die Zukunft: „Ich wünsche mir, dass meine Kinder mal den Hof übernehmen – und dass ich ihn so übergeben kann, dass sie ihn auch weiterführen können.“
Jetzt sind die Verbraucher dran
Mit den Handelspartnern hat die Meierei ihr Vorgehen besprochen. „Alle unsere Partner in Groß- und Einzelhandel tragen das Konzept mit“, sagt Raymann: „Das freut uns sehr!“ Nun kommt es auf die Verbrauchrer an. Rayman ist da optimistisch: „Mit der Preiserhöhung wagen wir einen großen Schritt, denn uns ist bewusst, dass wir durch einen höheren Preis auch Kundinnen und Kunden verlieren können. Doch wir glauben fest daran, dass viele uns auf diesem Weg unterstützen.“
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