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Glyphosat: Vom Winde verweht

Eine neue Studie zeigt, dass Glyphosat auch weitab besprühter Äcker zu finden ist. Das kann langfristig die Bio-Landwirtschaft gefährden.

Eine neue Studie zeigt, dass Glyphosat auch weitab besprühter Äcker zu finden ist. Das kann langfristig die Bio-Landwirtschaft gefährden.

Für die Studie hatte die Experten für Umweltmonitoring von TIEM Bremen an 47 Standorten bundesweit Rindenproben entnommen und auf Pestizide untersucht. Die Baumrinde wirkt dabei als Passivsammler, der Schadstoffe aus der Luft filtert, und so Aufschluss über die Belastung der Luft gibt. Die Standorte umfassten intensiv landwirtschaftlich genutzte Regionen ebenso wie Schutzgebiete und einige Großstädte. Insgesamt wies das Labor in den Rindenproben 106 verschiedene Pestizide nach. In 55 Prozent der Proben ließen sich auch Glyphosatspuren nachweisen. Die Einträge seien bis mitten in großräumige Schutzgebiete hinein feststellbar gewesen, „die km-weit von nächsten Anbauflächen entfernt waren“, heißt es in der Studie. Als wahrscheinlichsten Verbreitungspfad nennt TIEM die Verfrachtung glyphosathaltiger Stäube von erosionsgefährdeten Ackerflächen.

Neubewertung der Zulassung von Glyphosat gefordert

In Auftrag gegeben hatte die Studie das aus rund 40 Bio-Unternehmen bestehende Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft. Es forderte eine Neubewertung der Zulassung von Glyphosat, da die offensichtlich stattfindende Luftverfrachtung im EU-Zulassungsverfahren nicht berücksichtigt worden sei. Angesichts der Ergebnisse sieht das Bündnis langfristig die Koexistenz von ökologischer und konventioneller Landwirtschaft gefährdet. Denn schon jetzt hätten Bio-Bauern immer wieder Schwierigkeiten, ihre Erzeugnisse abzusetzen, weil sie Pestizidspuren aus Abdrift enthalten. Noch häufiger als Glyphosat fanden sich die beiden als leicht flüchtig bekannten Pestizide Pendimethalin und Prosulfocarb in den Rindenproben. Für diese Wirkstoffe forderte das Bündnis, die Zulassung sofort auszusetzen.

Zwei Aktionen im Biofachhandel in Planung

Für 2019 kündigte das Bündnis an, seine Forschungsaktivitäten auszuweiten. Neben Baumrinden sollen auch 50 technische Passivsammler aufgestellt und untersucht werden. Zusätzlich will das Bündnis in Zusammenarbeit mit dem Berufsimkerbund Honigprodukte analysieren lassen. Auch sollen Filtermatten von Klimaanlagen untersucht werden, um festzustellen, was sich dort im Filterstaub der Außenluft an Pestiziden ansammelt. Um die neue Studie zu finanzieren, plant das Bündnis im März und Oktober 2019 zwei Aktionen im Biofachhandel. Dabei werden Produkte von Mitgliedsfirmen mit einem für die Studie ausgelobten Spendenanteil verkauft.

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